Trinkwasser ist an Bord von Flugzeugen wichtig, denn fehlende Flüssigkeit kann Auswirkungen auf die Gesundheit von Passagieren und Crew haben. Die relative Luftfeuchtigkeit ist in Flugzeugkabinen gering. Daher sollte im Flug besonders auf Flüssigkeitsaufnahme geachtet werden. Doch Passagierflugzeuge haben oft unsauberes Trinkwasser an Bord. Dabei werden Grenzwerte teilweise deutlich überschritten, wie Untersuchungen zeigen. Es gibt Fluggesellschaften, die bei Verdachtsfällen die notwendige Desinfektionsmaßnahme nicht einleiten. Auch vorgeschriebene Folgeuntersuchungen werden nicht immer durchgeführt.
Ein lange bekanntes Problem
Mikroorganismen (Parasiten, Bakterien, Pilze und Viren) im Trinkwasser von Flugzeugen stellen seit Beginn der Luftfahrt ein Problem dar, weil sie Infektionen auslösen können. Fachartikel beschreiben das Problem seit mindestens 20 Jahren. Die niederländische Luftverkehrsgesellschaft KLM berichtete im Jahr 2001, dass Legionellen im Wassersystem an Bord eines Flugzeuges festgestellt wurden.
Das Wasser aus den Flugzeugtanks wird dennoch regelmäßig als Trinkwasser gereicht, zur Zubereitung von Tee, Kaffee genutzt oder zum Anmischen von Säften oder sonstigen Getränken. Auch für die Zubereitung von Suppen kommt es zum Einsatz. Doch auch Menschen, die das Wasser an Bord nicht trinken, kommen damit in Kontakt. Es wird benutzt, um beispielsweise warme Tücher zu befeuchten, zum Händewaschen oder Zähneputzen.
Das kurzzeitige Erhitzen des Trinkwassers an Bord beim Durchlaufen einer Kaffeemaschine ist keine sichere Maßnahme, um alle Mikroorganismen im Wasser unschädlich zu machen, auch wenn dabei schon viele Bakterien abgetötet werden können. Die Meinungen gehen recht weit auseinander, welche Dauer beim Abkochen in Meereshöhe erforderlich ist und wie lange man Wasser in größeren Höhen abkochen sollte. Einige Viren werden erst nach drei Minuten sicher abgetötet. Bakterien sterben schneller.
Das Auswärtige Amt empfiehlt, das Wasser drei Minuten lang zu kochen. Dazu sollte das Wasser in allen Bereichen des Topfes sprudeln.
Mit zunehmender Höhe sinkt der Luftdruck. In einer (Kabinen-)Höhe von 8000 Fuß (2400 Meter) beträgt der Druck 753 Hektopascal und das Wasser erreicht eine Temperatur von 92 Grad Celsius. Der Temperaturabfall gegenüber den 100 Grad Celsius am Boden ist also gering. Nach World Health Organization, WHO ist es ausreichend, Wasser einmal zum Kochen zu bringen und dann abkühlen zu lassen. Das Centers for Disease Control and Prevention der USA, CDC empfiehlt, das Wasser eine Minute lang zu Kochen. In einer Höhe von 6500 Fuß werden drei Minuten empfohlen.
Legionellen sind weltweit das größte wasserbedingte Infektionsproblem. Sie sind in Trinkwasserversorgungsanlagen allgegenwärtig und vermehren sich besonders im warmen Wasser. Übertragen werden sie am leichtesten durch zerstäubtes Wasser und gelangen so in die Lunge, in der sie je nach ihrer Menge und dem Gesundheitszustand des Patienten eine möglicherweise schwere Lungenentzündung hervorrufen, die unbehandelt tödlich sein kann. Fäkale Keime können Durchfall verursachen.
Bakterien vermehren sich stärker in Flugzeugen mit geringer Nutzung. Besonders in Zeiten der Corona-Pandemie werden viele Flugzeuge über mehrere Monate geparkt oder gelagert. Hierfür werden die Wassersysteme gemäß den Handbüchern entleert, es verbleibt aber eine nicht vermeidbare Restmenge an Flüssigkeit im Tank und im Leitungssystem. Dadurch können sich Bakterien auch während des Parkens der Luftfahrzeuge im Wassersystem bilden, was Probleme bei der Wiederinbetriebnahme aufwerfen kann.
Probleme verursachen neben Bakterien aber auch Metallpartikel. Metallischer Abrieb aus dem Triebwerk ist eine potentielle Gefahr, weil metallische Partikel über das Triebwerksöl in das Wassersystem gelangen können. Dies ist möglich, weil in vielen Flugzeugtypen Zapfluft aus dem Triebwerksverdichter über das Pneumatiksystem zum Druckaufbau in den Wassertanks genutzt wird.
Entsprechend der Verbräuche ergibt sich die Anzahl und Größe der Wassertanks in den Passagierflugzeugen. Ein Kurzstreckenflugzeug kommt mit einem Wassertank von 200 Litern (oder weniger) aus, während ein Airbus A380 sechs Wassertanks mit insgesamt 1700 Litern hat. Als Option bot Airbus acht Wassertanks mit 2266 Litern an.
Wie auch im Haushalt wird zwar die geringste Menge des Trinkwassers in Flugzeugen wirklich getrunken. Bei Auslegung und Betrieb der Wassertanks von Flugzeugen mit einer Vakuumtoilettenanlage rechnet man mit einem durchschnittlichen Wasserverbrauch von 0,2 Liter pro Passagier je Flugstunde. Diese Menge setzt sich zusammen aus:
- 0,11 Liter/Passagier/Flugstunde – verbraucht am Waschbecken,
- 0,07 Liter/Passagier/Flugstunde – genutzt zur Toilettenspülung von Vakuumtoiletten,
- 0,02 Liter/Passagier/Flugstunde – verbraucht in der Küche.
Das Trinkwasser an Bord sorgt für zusätzliches Gewicht. Daher sind die resultierenden Kraftstoffkosten für den Transport des Trinkwassers nicht unerheblich. Um Kosten zu sparen, wird nur so viel Trinkwasser mitgenommen, wie voraussichtlich benötigt wird, zuzüglich Reserven.
Die Trinkwasseranlage liefert Trinkwasser zu Wasserhähnen und Kaffeemaschinen in den Küchen (galleys), zu Wasserhähnen und (in einigen Fällen) zu den Toilettenschüsseln in den Waschräumen. Das Wasser wird in Tanks aus Faserverbundwerkstoffen gespeichert. Mengengeber am Behälter messen die Wassermenge im Tank. Das Ergebnis wird der Kabinenbesatzung angezeigt.
Das Verteilersystem liefert Wasser über Rohrleitungen zu den Verbrauchsstellen. In kritischen Bereichen werden Leitungen und Ventile vor dem Einfrieren durch Isolierung und elektrische Heizelemente geschützt. Trotzdem muss das Wasser abgelassen werden, wenn das Flugzeug nachts bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt geparkt wird.
Quellen und Leseempfehlungen:
Öcalan, Mehmet, 2021: Kontamination des Trinkwassers in Flugzeugen durch Mikroorganismen und Metalle. Bachelorarbeit. HAW Hamburg, Aircraft Design and Systems Group (AERO).
Scholz, Dieter, 2022: Routes of Aircraft Cabin Air Contamination from Engine Oil, Hydraulic and Deicing Fluid. In: INCAS BULLETIN, 14(1), pp.153-170.
Airlines müssen die Trinkwasserverordnung beachten
Deutsche Luftverkehrsgesellschaften müssen die deutsche Trinkwasserverordnung (TrinkwV) beachten. Um die Abwesenheit von Krankheitserregern nachzuweisen, wird in Deutschland eine Wasserprobe auf vier Indikatorkeime untersucht. Die Indikatorkeime sind Escherichia coli, Enterokokken, Pseudomonas aeruginosa und Clostridium perfringens.
Die ersten drei Indikatorkeime sind die klassischen fäkalen Keime. Eine Untersuchung auf Legionellen ist bei Wassererwärmungsanlagen erforderlich. Die Trinkwasserverordnung schreibt für geringe Wasserabgabemengen von weniger als zehn Kubikmetern pro Tag (wie im Flugzeug) nur eine jährliche Prüfung vor. Das ist eigentlich zu wenig, weil das Ergebnis einer Prüfung immer nur eine Momentaufnahme ist. Um die Gefahrenabwehr besser zu gestalten, sind Tests in Zeitabständen von drei Monaten oder weniger geeignet.
Wichtig ist, die Trinkwasserversorgungskette im Luftverkehr (WHO, 2009) zu verstehen. Die Trinkwasserversorgungskette reicht vom Wasserversorger bis zur Entnahmestelle im Flugzeug. Besondere Beachtung findet dabei das Flugzeugtrinkwassersystem.
Wasser aus verschiedenen Ländern gleichzeitig im Tank
Flughäfen werden durch den örtlichen Wasserversorger mit Trinkwasser beliefert. Das Wasser ist so gut, wie es gemäß der Vorschriften in den jeweiligen Ländern sein sollte. Länder mit Wassermangel, schlechter Wasserinfrastruktur und Trinkwasserqualität verursachen hier bereits Probleme.
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