Der Ferienflieger Condor präsentiert sich in einem unverwechselbaren Look. Die neue Condor-Markenidentität wird geprägt von Streifen in gelb, rot, blau, grün und beige. Das soll an Urlaub erinnern. Ein Interview mit dem Markendesigner Remo Masala, der den neuen Condor-Look entworfen hat.
airliners.de: Das neue Condor-Design polarisiert. Haben sich die Reaktionen auf den Streifen-Look seit der Präsentation Anfang April verändert?
Remo Masala: Die Reaktionen sind nach wie vor zahlreich. Es ist toll, dass sich im Moment so viele Menschen mit dem neuen Design von Condor auseinandersetzen. Aufmerksamkeit kann man sich bekanntlich nicht kaufen.
In Deutschland hatten wir in der Spontanreaktion 50 Prozent positive und 50 Prozente negative Resonanz. Inzwischen hat sich das Verhältnis nach 70/30 verschoben. Auch werden die Kommentare derer, die es nicht mögen, softer - mehr in Richtung "Muss ich mich dran gewöhnen". Design ist nicht demokratisch und mit diesen Reaktionen haben wir gerechnet.
Die Debatte geht mittlerweile aber weit über Deutschland hinaus. Von Australien bis in die USA wird über den neuen Condor-Look berichtet und kräftig kommentiert. Im Ausland bewundert man die Condor größtenteils für diesen mutigen Schritt. Dort sind die Kommentare überwiegend positiv. Auch versteht man dort schnell, wofür die Streifen stehen.
Sie waren ja Marketingchef bei Thomas Cook, da ging es um Massentourismus. Soll die neue Condor vielleicht gar nicht mehr jedem gefallen?
Ich bin seit über 30 Jahren in der Tourismusbranche. Ich habe in dieser Zeit Luxusmarken und Günstigmarken konzipiert und betreut. Darum geht es hier nicht. Die Condor hat ihre eigene Geschichte und Herausforderungen. Das ganze Rebranding auf Streifen zu reduzieren ist albern. Auch wenn wir wissen, dass die Streifen polarisieren.
Meine Aufgabe war es unter anderem, den Mitarbeitern von Condor, die meisterhaft die großen und kleinen Krisen in der Vergangenheit bewältigt haben, eine Art flexible Plattform für die Entwicklung in die Zukunft in die Hand zu geben. Streifen sind dabei die sichtbarste Veränderung.
In ihrer Funktion als Gastgeberin der Lüfte, die viele Menschen an ihre Traumziele bringt, hat die Condor aber mehr zu bieten als Streifen. Es ist einzig die Leidenschaft der Mitarbeiter für ihre Arbeit und zum Wohl der Gäste auf ihren Urlaubsreisen, die die Condor so stark gemacht hat. Die Streifen sind sozusagen der Startschuss, ein neues Zeitalter einzuläuten und die Geschichte von Condor als Ferienflieger weiterzuerzählen.
Wofür stehen die Streifen denn?
Wir haben ein Muster gesucht, das typisch und zeitlos für Urlaub und Freizeit steht und sind schlussendlich bei den Streifen gelandet. Coco Chanel hat schon in den 1920-er Jahren den Matrosenlook, die sogenannten "Breton-Shirts" salonfähig gemacht.
Das waren die Anfänge des Streifenlooks als Synonym für Urlaub und Lässigkeit. Später ist das dann nach Hollywood geschwappt und Celebreties haben sich in Streifen gezeigt, vor allem im Urlaub. Das war ein Kleidungsstil, der signalisiert hat, "Ich bin entspannt", "Ich bin nicht bei der Arbeit", "Ich kleide mich nicht wie die Norm".
Streifen zeigen seitdem immer ein positives Lebensgefühl. Auch heute begegnen einem Streifen überall, wenn man im Urlaub ist. Egal ob auf einem Shirt oder auf dem Sonnenschirm, der Eisdiele oder dem Badehandtuch.
Ging es also gar nicht in erster Linie darum, mit den "Streifenflugzeugen" das Maximale an Aufmerksamkeit rauszuholen?
Wir leben in einer Zeit von Social Media und schneller Verbreitung, und in einer Zeit, in der man als Marke - egal ob billig oder teuer - zeitgerecht erscheinen sollte. Man muss die Zeichen der Zeit in Sachen Ästhetik, Design und Kommunikation verstanden haben.
Wir haben uns sehr viele Gedanken gemacht und uns gefragt, wie man das Streifen-Design mit den Kommunikationsmitteln, die einem als Fluggesellschaft zur Verfügung stehen, nutzen kann, um Condor vom Wettbewerb abzugrenzen - und das ist zuerst einmal das Flugzeug selbst.
Darum haben wir uns angeschaut, wie Airlines normalerweise ihre Flugzeuge "bemalen". Im Wesentlichen ist uns aufgefallen, dass eigentlich jede europäische Airline zu allererst groß ihren Namen draufschreibt und dann werden noch ein, zwei Farben gewählt, häufig aus den jeweiligen Landesfarben. Aber viel mehr passiert bei den allermeisten Fluggesellschaften nicht.
Im direkten Vergleich mit anderen Flugzeugen am Gate kann sich Condor jetzt echt sehen lassen. Unser Ziel ist komplett erreicht: die Einzigartigkeit und die Differenzierung auf den ersten Blick.
Haben Sie beim Branding also tatsächlich zuallererst das Flugzeug gestaltet? Üblicherweise passt sich die Lackierung bei Airline-Marken ja eher allen anderen Erwägungen an.
Wir haben zu unterschiedlichen Zeitpunkten an der Marke gearbeitet. Der Streifenentwurf ist einer von 400 Entwürfen aus dem Jahr 2017. Wir haben zunächst ein weißes Modell gebaut und es angestrahlt mit Farbmustern und Farbkombinationen. Wir haben mit Farbverläufen gearbeitet, mit Kreisen und weiteren Formen experimentiert. Dabei kam heraus, dass Streifen die Form eines Flugzeugs erstmal gut kleiden.
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