Die Fluggesellschaften in Dubai haben ihren aufstrebenden regionalen Konkurrenten den Fehdehandschuh hingeworfen, indem sie bereits zu Beginn der Dubai Air Show Boeing-Jets im Wert von mehr als 50 Milliarden US-Dollar (rund 46 Milliarden Euro) bestellten.
Die Emirates-Bestellungen umfassten 55 Boeing 777-9 mit 400 Sitzplätzen und 35 Boeing 777-8 mit weniger Sitzplätzen, was dem übergreifenden Programm 777X, das seit fünf Jahren von Verzögerungen geplagt wird, einen Schub gibt.
Die Golf-Airline bestellte außerdem fünf zusätzliche 787 Dreamliner, während Flydubai 30 Flugzeuge desselben Typs bestellte – die erste Langstreckenbestellung der Fluggesellschaft überhaupt.
Der europäische Flugzeughersteller Airbus musste währenddessen länger auf eine Bestellung für sein Konkurrenzmodell A350 warten. Nach einem Streit zwischen Emirates und Rolls-Royce über die Triebwerke, die den A350-1000 antreiben, konnte Airbus eine Bestellung von 15 Flugzeugen des Modells verzeichnen – jedoch für die kleinere Variante -900.
Emirates will umziehen
"Diese beiden Bestellungen [bei Boeing] stellen bedeutende Investitionen dar, die Dubais Engagement für die Zukunft der Luftfahrt widerspiegeln", sagte der Vorsitzende von Emirates und Flydubai, Scheich Ahmed bin Saeed Al Maktoum.
Er sagte, Emirates rechne damit, die 777X im Jahr 2025 zu erhalten, was dem jüngsten Ziel von Boeing entspreche.
Die neuen Bestellungen bei Airbus und Boeing sollen sukzessiv die Airbus A380 von Emirates ersetzen. Die Fluggesellschaft ist noch immer größter Betreiber des Superjumbos und will bis mindestens 2041 an dem Flugzeugtypen festhalten, wie Emirates-Präsident Tim Clark airliners.de bestätigte. Emirates begründet die Entscheidung unter anderem auch damit, dass Airbus nicht gewillt sei, einen effizienteren Nachfolger für den A380 zu bauen.
Die Investitionen in Form von Flugzeugen sollen das Emirat Dubai auch dazu bewegen, den überfüllten Flughafen DXB mit dem neueren Flughafen Dubai World Central zu ersetzen.
Emirates brauche künftig mehr der größten verfügbaren Typen, die aber alle bedeutend kleiner sind als die A380. Und die Airline benötigt einen entsprechend größeren Flughafen, um die dann bei weiter steigendem Flugverkehr größere Anzahl an Flugzeugen und Bewegungen abzufertigen.
"Wir versuchen, die Regierung zu überzeugen, diese große Investition bald zu tätigen", sagt Clark. Er schätzt, es werde etwa acht Jahre dauern, die nötigen Gebäude am neuen Flughafen zu errichten. "Dort werden wir dann etwa 150 Gates [...] haben statt heute 70", so der Emirates-Chef.
Tourismus von entscheidender Bedeutung
Die Luftfahrt- und Tourismusbranche sind für Dubais Wirtschaft von entscheidender Bedeutung, da das Land nicht über den Ölreichtum vieler Nachbarstaaten verfügt.
Airlines der Golfregion sind aufgrund der günstigen geografischen Lage ihrer Drehkreuze in den Vereinigten Arabischen Emiraten und Katar der größte Kunde für Großraumflugzeuge.
Branchenvertreter sagten, dass die jüngsten Aufträge den Einsatz erhöhen, da Saudi-Arabien versucht, seine Luftverkehrspräsenz zu etablieren, und die Türkei und Indien Pläne schmieden, um den Umsteigeverkehr vom Golf abzuziehen.
Branchenvertreter schätzen, dass Fluggesellschaften weltweit in Gesprächen sind, um 700 bis 800 neue Jets zu kaufen, darunter 200 bis 300 Großraumflugzeuge. Steven F. Udvar-Hazy, Vorstandsvorsitzender der Air Lease Corp., bezweifelte jedoch, dass die Airlines der Region Platz für all die Kapazitäten haben, die sie ausloten. "Sie kämpfen um die gleichen Passagiere", sagte er gegenüber Reuters.
Die Region wappnet sich mit neuen Flugzeugen
Turkish Airlines tauchte bereits am Samstag auf der Messe auf, als die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete, dass das Unternehmen in Gesprächen über den Kauf von bis zu 355 Airbus-Jets sei. Bis dato ist jedoch noch keine Bestellung vermeldet worden.
In einer ungewöhnlichen Erklärung teilte Airbus mit, dass man sich "grundsätzlich" auf einen bedeutenden Auftrag geeinigt habe. Das Unternehmen fügte jedoch hinzu, dass der Vertrag in den kommenden Tagen ratifiziert werden müsse, was als Zeichen dafür gewertet wurde, dass er möglicherweise nicht mehr auf der Messe angekündigt wird.
Saudi-Arabiens neue Fluggesellschaft Riyadh Air erklärte, dass sie immer noch in Gesprächen mit Flugzeugherstellern sei, um eine Bestellung für Schmalrumpfjets aufzugeben. Diese blieb auch hier aus. Eine vermeintliche Bestellung wurde später von der Fluggesellschaft dementiert.
Boeing geht dafür zum Ende der Dubai Air Show 2023 als Gewinner vom Platz. Insgesamt meldete der US-amerikanische Flugzeugbauer von Montag bis Donnerstag sieben Bestellungen für insgesamt 214 Flugzeuge. Airbus kam lediglich auf vier Aufträge für zusammen 66 Maschinen.
Die Saudia Airlines Group plant außerdem, etwa 150 Schmalrumpfflugzeuge für die Saudia Airline und den Billigflieger Flyadeal zu bestellen, sagte der Vizepräsident für Flottenmanagement der Gruppe gegenüber "Asharq TV".
Dubai Air Show überschattet vom Krieg
Die Messe wurde vom Krieg zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen, der die Nachfrage nach Waffen in die Höhe treibt und für Sperrungen im Luftraum sorgt, überschattet.
Der Geschäftsführer von Royal Jordanian, die sechs Boeing 787 bestellt hat, sagte, dass die Fluggesellschaft aufgrund des Kriegs einen Rückgang des Verkehrsaufkommens verzeichnet und längere Strecken fliegen muss.
"Es gibt genügend statistische Beweise, die zumindest kurzfristig zeigen, dass die Ticketverkäufe in die Region erheblich zurückgegangen sind", sagte Daniel Silke, Direktor der Political Futures Consultancy mit Sitz in Kapstadt.