Es ist bis heute das schwerste Flugzeugunglück auf deutschem Boden: Am 14. August 1972 stürzt eine Interflug-Maschine in Königs Wusterhausen bei Berlin ab. Alle 156 Insassen sterben. Die Ilyushin IL-62 sollte eigentlich Urlauber nach Bulgarien ans Schwarze Meer fliegen. Doch schon kurz nach dem Start treten Steuerungsprobleme auf. Im Heck des damals sehr modernen Fliegers bahnt sich eine Katastrophe an.
IL-62, neuer Langstreckenjet mit Glamour-Faktor
Die "Sierra Echo Alpha", wie das Flugzeug nach dem Fliegeralphabet genannt wurde, markierte einen Meilenstein in der 33-jährigen Geschichte der DDR-Fluggesellschaft Interflug. Der erste Langstreckenjet wurde bei seiner Auslieferung vom sowjetischen Herstellerwerk am 22. April 1970 mit großem Bahnhof auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld empfangen.
Bei dem Flugzeug mit dem Kennzeichen DM-SEA handelte es sich um einen vierstrahligen Jet des Iljuschin IL-62. Es war mit 168 Sitzen nicht nur das Größte in der ostdeutschen Flotte, sondern es konnte auch viel weitere Strecken fliegen als die bisher vorhandenen IL-18 und Tu-134.
Das Jetzeitalter war damals noch Neuland für die DDR-Linie, erst im Juli 1968 hatte sie mit der kleineren Tupolew ihr erstes Strahlflugzeug in Dienst gestellt. Mit der neuen IL-62 sicherte sich Interflug den technologischen Anschluss an die zivilen Luftflotten der Bruderstaaten des Warschauer Paktes, konnte so aber auch mit westlichen Anbietern mithalten – und erstmals einen gewissen Glamour-Faktor bieten.
Doch das Schicksal der ersten IL-62 "Sierra Echo Alpha" endete schon gut zwei Jahre nach ihrer feierlichen Premiere bereits auf schreckliche Weise. Schuld an der damals aus politischen Gründen verdrängten und heute weithin vergessenen Katastrophe vor 50 Jahren war ein zuvor unentdeckter Konstruktionsfehler der sowjetischen Flugzeugingenieure.
Eigentlich nur ein kurzer Bulgarien-Ausflug
Der Nachmittag des 14. August 1972, ein Montag mitten in den Sommerferien, war im Raum Berlin schwül-heiß. An diesem Tag steht für das Flaggschiff der DDR-Fluggesellschaft Interflug eine vergleichsweise kurze Reise an, sie soll 148 Urlauber von Schönefeld in gut zwei Stunden nach Burgas an die bulgarische Schwarzmeerküste fliegen. Um 16:29 Uhr erteilt der Tower dem erfahrenen Flugkapitän Heinz Pfaff und seiner Besatzung die Startfreigabe, Flug "IF450" hebt ab.
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