Nachtzüge gelten als Alternative zu Flugverbindungen im Europaverkehr. Doch ist das realistisch? In diesem Artikel versucht sich airliners.de an einem äußerst komplexen Kapazitätsvergleich zwischen Flug und Nachtzug. Doch exakte Zahlen sind im Bahnbereich kaum zu erheben, was auch an den vielen Besonderheiten im Nachtzuggeschäft mit den vielen Optionen von Schlaf- über Liege- bis hin zu Sitzwagen liegt. Teil 1 der airliners.de Mini-Serie "Nachtzug vs. Flug"
Nachtzugverbindungen erfahren aktuell eine Renaissance und gelten als große Hoffnung, um vor dem Hintergrund des Klimawandels Kurzstreckenflüge zu ersetzen und zu reduzieren. Doch wie groß ist das Potenzial von Nachtzügen im Vergleich zum Flugangebot wirklich? Der Antwort auf diese Frage soll sich dieser Artikel zumindest nähern.
Wer als Europa-Reisender möglichst früh einen Termin wahrnehmen will, der hat drei Möglichkeiten: Einen Tag vorher anreisen, den Morgenflieger um sechs oder sieben Uhr nehmen oder in einen Nachtzug steigen.
Generelle Vergleichsprobleme
Die Vorteile von Tagesrandflügen sind klar und vor allem für Geschäftsleute wichtig. Es lässt sich ein gesamter Tag nutzen, ohne die Anreise mit dem Ein- oder Auschecken in einem Hotel zu verbinden. Gerade für diese Kundschaft sind daher Flüge in Tagesrandlage wichtig. Die Reisenden wollen morgens an ihrem Ziel sein und abends wieder daheim. Viele Netzwerkairlines bieten daher auf Business-Relationen morgens und abends mindestens ein bis zwei Flüge pro Richtung. Nachtflüge im klassischen Sinne gibt es im Europaverkehr normalerweise nicht, weil derartige Angebote als unattraktiv gelten und Nachtflugverbote das verhindern.
Bei den untersuchten Nachtzugverbindungen gibt es in der Regel nur eine Verbindung pro Nacht, die sich nutzen lässt. Es gibt aber Ausnahmen. Dennoch, wie man es dreht und wendet: Morgens früh aufstehen und abends wieder im eigenen Bett liegen – das geht mit Nachtzügen in keinem Fall. Nachtzüge ersparen damit lediglich die Hotelübernachtung am Zielort, nicht die Übernachtung weg von Zuhause.
Referenzstrecken im deutschsprachigen Raum
Für unseren Artikel haben wir uns einige Nachtzugreferenzstrecken im deutschsprachigen Raum ausgewählt, um die angebotenen Kapazitäten mit denen im Luftverkehr auf denselben Strecken zu vergleichen. So geht es etwa in den Städten Amsterdam, Berlin und Hamburg los, mit Verbindungen nach Wien und Zürich. Von Wien geht es außerdem per Nachtzug nach Zürich und sogar bis nach Paris.
Das sind Strecken, die auch für Geschäftsleute interessant sind und damit das Potenzial für Bahnen haben, den Fluggesellschaften die lukrativen Business-Class-Plätze oder Flextickets streitig zu machen. Angeboten werden die Nachtzüge allesamt von den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), die in dem Segment noch weiterwachsen wollen.
Insbesondere die Verbindungen von Hamburg und Berlin nach Zürich sollen besonders bei Geschäftskunden beliebt sein, wie die ÖBB auf Nachfrage sagte. Allgemein sei in den letzten Jahren der Bedarf durch Geschäftskunden gestiegen, so die ÖBB. Zudem habe sich die Kundschaft verändert. "Ursprünglich waren die Nachtzüge besonders zu den Ferienzeiten und am Wochenende voll". Nun würden auch Züge unter der Woche stark nachgefragt.
Ein einfacher Vergleich der maximal angebotenen Sitzplatzkapazitäten pro Woche auf den ausgewählten Referenzrelationen zeigt jedoch, wie klein das Angebot an Nachtzugkapazitäten im Vergleich zum Angebot in der Luft ist:
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