Momentan sieht es auf der größten Flughafenbaustelle der Republik gut aus, zumindest wenn man Engelbert Lütke Daldrup glaubt. Der BER-Chef erklärte kürzlich im Beteiligungsausschuss des Abgeordnetenhauses Berlin, er sei sehr optimistisch, was den Zeitplan für die Eröffnung des Flughafens angehe. Von Seiten der Berliner Flughafengesellschaft steht bislang der Oktober 2020 als Termin im Raum.
Bis Ende des Herbstes, also rund zehn Monate vor der aktuell geplanten Eröffnung, will die Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg (FBB) den konkreten Termin nennen, wie Lütke Daldrup im Interview mit airliners.de erklärte.
Derweil laufen die Vorbereitungen für die Eröffnung des BER auf Seiten der Flughafengesellschaft auf vollen Touren. Das "Operational Readiness and Airport Transfer"-Team (Orat) erarbeite seit Frühjahr Zeitpläne für die notwendigen Schritte bis zur Eröffnung im Herbst nächsten Jahres, wie ein Sprecher gegenüber airliners.de sagte. Das Orat-Team sei voll integriert in die Abläufe am BER.
Die wichtigste Phase werde dann der Probebetrieb sein, der in den letzten sechs Monaten vor der Eröffnung geplant sei. Bevor der Probebetrieb beginnen könne, müsse allerdings die Nutzungsfreigabe durch das Bauamt vorliegen. Das gesamte Orat-Projekt werde dann etwa drei Monate nach der Eröffnung des Flughafens abgeschlossen. Ein gewisser Nachlauf sei bei einem derart komplexen Projekt normal, so der Sprecher.
Sollte der Termin für die Eröffnung dieses Mal eingehalten werden, müssen natürlich auch die Systempartner des Airport wie Fluggesellschaften, Flugsicherung und die Sicherheitsdienstleister ihre jeweiligen operativen Umzüge stemmen. Airliners.de hat sich deshalb einmal umgehört, wie deren Pläne aussehen und ob sie mit den Zeitplänen der FBB zufrieden sind.
DFS könnte sich als Engpass erweisen
Die Deutsche Flugsicherung (DFS) erklärte auf airliners.de-Anfrage allgemein, das Unternehmen habe seine Planung auf den Eröffnungstermin im Oktober 2020 ausgerichtet. Weitere Klärung werde ein Gespräch zwischen der Geschäftsführung der DFS und der FBB im Oktober bringen. Bis dahin kommentiere die DFS keine in der Presse getroffenen Aussagen.
DFS-Präsident Klaus-Dieter Scheurle hatte zuvor erklärt, sein Unternehmen brauche mindestens 13 Monate Vorlauffrist für die Eröffnung, eventuell sogar mehr. Dieser 13-Monate-Zeitrahmen bricht dieser Tage an. Die Flugsicherung könnte sich daher am BER als Engpass erweisen.
Hintergrund ist, dass Lotsen nicht kurzfristig in anderen Sektoren und für andere Aufgaben eingesetzt werden können. Sie müssen jeweils speziell auf die von Ihnen verantworteten Bereiche geschult werden, was viel Zeit in Anspruch nimmt. Daher ist für die DFS Planungssicherheit so wichtig.
Airlines brauchen Sicherheit bis November
Easyjet bestätigte auf Anfrage lediglich, eng mit der Flughafengesellschaft zusammenzuarbeiten, "um einen sicheren und effizienten Betrieb zu gewährleisten und unseren Kunden ein gutes und reibungsloses Reiseerlebnis zu ermöglichen." Die Fluggesellschaft ist der größte Kunde für die Berliner Flughäfen.
Nach Easyjet-Angaben würden die Vorlaufplanungen für den Umzug von den konkreten Szenarien abhängen. Diese müssten vom Flughafen festlegt werden. Nähere Angaben zu Terminen und Planungen der Airline selbst wollte eine Sprecherin nicht machen.
Wir gehen von einer Eröffnung im Oktober 2020 aus
BFD-Geschäftsführer Michael Engel
Auch die Lufthansa liegt laut Aussagen einer Unternehmenssprecherin mit ihren Vorbereitungen im Zeitplan. Bis Ende November müsse allerdings Klarheit darüber geschaffen werden, ob der angekündigte BER-Eröffnungstermin eingehalten werden könne, hieß es auf Anfrage. "Dann brauchen wir eine belastbare Zusage, um sicher planen zu können."
Ähnlich äußerte sich auch der Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften (BDF). Für die Mitglieds-Airlines des BDF sei Gewissheit zur Eröffnung bis November ausreichend. Geschäftsführer Michael Engel erklärte auf Anfrage, dass der Verband in Kontakt mit der Berliner Flughafengesellschaft stehe und von einer Eröffnung im Oktober 2020 ausgehe.
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Sicherheitsdienstleister sorgen sich um Personalengpässe
Komplizierter ist die Lage bei den Security-Dienstleistern. Laut Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) gebe es beim BER vor allem zwei Themen, die in Bezug auf die notwendigen Vorlaufzeiten wichtig seien. Ein Vorlauf von elf Monaten sei zwar ausreichend. Allerdings würden innerhalb dieses Zeitrahmens wichtige Ausschreibungen fallen.
Der Zuschlag für den Auftrag der Passagierkontrollen nach §5 Luftsicherheitsgesetz, den das Bundesinnenministerium verantwortet, wird laut BDLS innerhalb der nächsten Wochen erwartet. Damit sei auf diesem Feld vergleichsweise viel Zeit.
Anders sehe es aber bei den Ausschreibungen für Sicherheitsdienstleistungen nach §8 und §9 Luftsicherheitsgesetz aus. Dabei geht es beispielsweise um die Bewachung von Flugzeugen, Personalkontrollen und die Frachtsicherung. Diese Aufträge werden vom Flughafen und den Airlines vergeben und sind bislang noch nicht ausgeschrieben.
Zum notwendigen operativen Vorlauf der Aufträge wollte sich der BDLS nicht konkret äußern. Grundsätzlich sei jedoch aufgrund der eher dünnen Personaldecke ein größtmöglicher Vorlauf hilfreich.
Es bestehe aufgrund der großen Entfernung des Flughafens Tegel vom BER das Risiko, dass einige Mitarbeiter wegen zu langer Anfahrt nicht mit an den neuen Standort wechseln wollten. Für diese Fälle wäre mehr Zeit für Personalrekrutierung ebenfalls hilfreich.

Bodendienstleister sind zuversichtlich
Beim Bodendienstleister Aeroground haben die Planungen für die Eröffnung des neuen Flughafens bereits begonnen. Nach Angaben eines Sprechers richtet das Unternehmen seine Vorbereitungen an dem von der Berliner Flughafengesellschaft genannten Eröffnungstermin im Oktober 2020 aus. Man sei zuversichtlich, den Umzug in enger Kooperation mit den Partnern bei der FBB erfolgreich zu bewältigen.
Aeroground arbeite an verschiedenen Themenfeldern, die intern und in regelmäßigen Abstimmungen mit der Flughafengesellschaft bearbeitet würden. Dabei gehe es unter anderem um die Entwicklung der operativen Prozesse am neuen Flughafen, die Schulungen des Personals sowie Raum- und Vermietungskonzepte.
Der Bodendienstleister Swissport benötigt nach Informationen einer Sprecherin typischerweise einen Vorlauf von drei bis fünf Monaten für die Eröffnung neuer Standorte. In dieser Zeit stelle man das für den Betrieb notwendige Personal und die Ausrüstung bereit. Swissport freue sich auf die Eröffnung und werde gemeinsam mit den Kunden eine termingerechte Aufnahme des Betriebs sicherstellen.
Prüfungen am BER laufen noch
Derzeit laufen am BER noch die Verbundprüfungen der Brandschutz- und Meldeanlagen im Hauptterminal. Mängel an der Brandschutzanlage hatten den Eröffnungstermin seit 2012 verhindert. Die Prüfarbeiten sollen laut Flughafenchef Lütke Daldrup im Herbst abgeschlossen sein. Sie entscheiden über die Eröffnung.
Der eigentliche Umzug von Tegel zum BER ist dann in zwei Phasen innerhalb von rund zwei Wochen geplant. Dabei sollen die verschiedenen Carrier und Airline-Gruppen jeweils en-bloc umziehen. Welche Airline in den neuen Terminals künftig welche Bereiche nutzen wird, soll laut FBB bei der Aufsichtsratssitzung am 27. September beschlossen und bekannt gegeben werden.