Eine Reihe von Beinahe-Zusammenstößen an US-Flughäfen sowie weitere Zwischenfälle besorgen die US-Luftfahrtbranche. Die amerikanische Luftfahrtbehörde (FAA) veranstaltete nun einen Sicherheitsgipfel mit Fluggesellschaften, Gewerkschaften, Flughäfen und anderen Akteuren der US-Luftfahrt.
"Wir haben einen Anstieg von schwerwiegenden Beinahe-Zwischenfällen festgestellt, die wir gemeinsam angehen müssen", mahnte US-Verkehrsminister Pete Buttigieg auf dem Gipfel am Mittwoch. "Erste Informationen deuten darauf hin, dass im gesamten System mehr Fehler als üblich passieren."
Die Vereinigten Staaten könnten nicht auf das nächste "katastrophale Ereignis" warten, um die alarmierende Zunahme von Beinahe-Unfällen in der Luftfahrt anzugehen, fuhr Buttigieg fort.
Jennifer Homendy, die Vorsitzende der US-Verkehrssicherheitsbehörde NTSB, sagte, es habe viel zu viele Beinahe-Zusammenstöße gegeben. "Diese jüngsten Vorfälle müssen ein Weckruf sein". Ihre Behörde habe daraufhin bereits sieben Empfehlungen zur Vorbeugung von Kollisionen auf Start- und Landebahnen herausgegeben, die bislang aber noch nicht umgesetzt worden wären.
Das US-Luftfahrtbehörde FAA teilte derweil mit, dass sie keinen spezifischen Trend und auch keinen Grund für den Anstieg der Beinahe-Zusammenstöße ausgemacht habe. Daten zu Vorfällen auf Start- und Landebahnen sollen nun erneut untersucht werden, um die zugrundeliegenden Faktoren zu ermitteln, die zu den Vorfällen der vergangenen Wochen geführt haben. Darauf basierend müssten dann Maßnahmen getroffen werden.
Zahlreiche schwere Zwischenfälle
Die Sicherheitsbehörden in den USA untersuchen aktuell eine Reihe von schwerwiegenden Vorfällen, darunter ein Beinahe-Zusammenstoß zwischen Fedex- und Southwest-Airlines-Flugzeugen im Januar in Austin und einen Zwischenfall, der sich auf der Landebahn am New Yorker John F. Kennedy Airport zugetragen hatte.
Weiteren Zwischenfälle gab es im Februar am Sarasota/Bradenton International Airport in Florida sowie am Boston Logan Airport. Auch hier kamen sich startende und landende Flugzuege gefährlich nahe.
Doch es geht nicht nur um sogenannte Runway-Incursions. Das NTSB untersucht zudem einen Vorfall vom 18. Dezember, bei dem eine Boeing 777 der United Airlines kurz nach dem Abflug von Kahului, Hawaii, deutlich an Höhe verlor, bevor sie wieder aufsteigen konnte.
Im Januar musste die FAA zudem wegen eines Computerausfalls alle Passagierflüge für fast zwei Stunden am Boden halten. Dies war die erste landesweite Aktion dieser Art seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001.
In einem Memorandum mit dem Titel "Call to Action" (zu deutsch: Aufruf zum Handeln) hatte der Vorsitzende der US-Luftfahrtbehörde Billy Nolen bereits im vergangenen Monat angekündigt, ein Überprüfungsteam für Sicherheitsfragen zu bilden. Die Mitglieder dieses Gremiums und der Umfang ihrer Arbeit würden demnächst bekannt gegeben, hieß es nun.
Der Vorgänger von Homendy beim NTSB, Robert Sumwalt, verglich die Beinahe-Zwischenfälle mit einer Person, die Fieber hat. "Es ist etwas, das uns signalisiert, dass etwas nicht ganz richtig ist." Seit Februar 2009 hat es in den Vereinigten Staaten keinen größeren tödlichen Absturz einer Passagiermaschine gegeben.