Am Frankfurter Flughafen sorgen sich die Beschäftigten des Flugzeugabfertigers Acciona weiterhin um ihre Zukunft. Nach einer europaweiten Ausschreibung für die kommenden sieben Jahre hat das Unternehmen den Auftrag im Juli an das Konkurrenzunternehmen Wisag verloren.
Obwohl Wisag-Chef Michael Wisser öffentlich zugesichert hat, alle Arbeitsplätze zu erhalten, die Entgelte nicht abzusenken und sämtliche Mitarbeiter zu übernehmen, herrscht weiterhin Misstrauen.
Man habe "berechtigten Grund zur Annahme, dass sich unsere Arbeitsbedingungen sichtlich verschlechtern werden, wir eventuell sogar ganz ohne verbindlichen Tarifvertrag dastehen werden", heißt es in einem Schreiben des Acciona-Betriebsrats, der nach eigenen Angaben rund 1300 Beschäftigte vertritt.
Wisag will schnelle Verhandlungen mit Verdi
Bei der Acciona habe man seit 17 Jahren faire und geregelte Arbeitsbedingungen, die nicht durch die Vergabe an ein nicht tarifgebundenes Unternehmen in Frage gestellt werden dürften. Aus diesem Grund wolle man am Montag vor dem Verkehrs- und Wirtschaftsministerium in Wiesbaden demonstrieren.
Das Frankfurter Unternehmen Wisag wiederholte seine Aussage, dass der im März von Verdi ausgehandelte Haustarifvertrag bei der Acciona die Grundlage für die Übernahme der Mitarbeiter sei. "Wir wünschen uns, dass Verdi jetzt zügig die konkreten Verhandlungen mit uns aufnimmt, um den Mitarbeitern schnell Sicherheit zu geben", erklärte Firmenchef Wisser.
Wechsel gerichtlich erzwungen
Wisag hatte Mitte Juli den Zuschlag erhalten, als Drittabfertiger neben Flughafenbetreiber Fraport ab November Bodenverkehrsdienste für Airlines am größten deutschen Flughafen anzubieten. Zuvor war statt Wisag die spanische Acciona damit betraut; Wisag hat jedoch gerichtlich erwirkt, dass das Land Hessen den Auftrag neu ausschreiben musste.
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Hintergrund des Wechsels ist eine EU-Verordnung. Diese schreibt vor, dass es an großen Flughäfen mindestens zwei konkurrierende Anbieter geben muss. Gemäß Europa- und Bundesrecht muss die Luftfahrtbehörde spätestens alle sieben Jahre neu über den zweiten Anbieter auf dem Flughafen Frankfurt entscheiden.
Auch Acciona klagt
Acciona hat gegen die Auswahlentscheidung des Landes wiederum Klage beim Verwaltungsgerichtshof Hessen eingereicht und damit den geplanten Betriebsübergang zunächst aufgeschoben. Das Gericht in Kassel bestätigte den Eingang der Klage, konnte aber wegen der komplexen Rechtsfragen noch keinen Entscheidungstermin nennen.