Die Gewerkschaft Verdi droht dem Bodenabfertiger Acciona am Flughafen Düsseldorf mit Streiks. Wie aus einem Schreiben der Tarfifkommission an die Mitarbeiter hervorgeht, das airliners.de vorliegt, will Verdi die Beschäftigten zum Ausstand aufrufen, falls die Arbeitgeberseite bei einer Gesprächsrunde am heutigen 15. Januar kein besseres Angebot vorlegt. Die Gewerkschaft will den erstmaligen Abschluss eines Tarifvertrages erreichen.
Demnach habe Acciona in der zurückliegenden Verhandlungsrunde habe Acciona ein Angebot vorgelegt gehabt, das eine Erhöhung der Monatsgehälter um 100 Euro beziehungsweise um 58 Cent pro Stunde vorgesehen sowie die Ausweitung des Nachtzuschlages und eine Regelung für Zulagen enthalten habe. Dieses sei jedoch zurückgezogen und durch ein schlechteres ersetzt worden, heißt es von Verdi.
Als neues Angebot habe die Arbeitgeberseite dann eine Erhöhung zwischen zehn und 50 Cent pro Stunde je nach Stufe und Tätigkeit vorgelegt. Dies entspräche einer Erhöhung der Monatsgehälter zwischen 17 und 87 Euro brutto. Dieses Angebot habe die Tarifkommission der Gewerkschaft jedoch abgelehnt, es sei ein Schlag ins Gesicht für die Beschäftigten. "Wir werden nun die Vorbereitungen für mögliche Arbeitskampfmaßnahmen treffen," heißt es von Verdi.
Laut Verdi hat Acciona auch damit gedroht, die Station zu schließen, falls gestreikt werde oder hohe Forderungen aufgestellt würden. Um Airlines ein umfangreiches Paket bieten zu können, sei der Standort Düsseldorf für das Unternehmen allerdings wichtig. Die Schließung der Station sei daher unwahrscheinlich, so die Gewerkschaft.
Acciona sieht deutliche Annäherung
Acciona selbst stellt die Sachlage deutlich anders dar und zeigt sich überrascht von der Darstellung der Gewerkschaft über die Angebote des Unternehmens sowie von den Streikvorbereitungen. Das Unternehmen gehe weiterhin davon aus, dass die Gespräche vereinbarungsgemäß am 15. Januar 2020 fortgeführt werden.
Die Behauptung Verdis, Acciona habe mit der Schließung der Station in Düsseldorf gedroht, weist das Unternehmen auf Anfrage entschieden zurück. Zu keinem Zeitpunkt habe es eine solche Drohung gegeben.
Auch den Fortschritt der Gespräche sieht Acciona anders als Verdi. In der letzten Verhandlungsrunde vom 10. Januar hätten sich die Positionen deutlich angenähert, heißt es. So habe man der Gewerkschaft eine Lohnsteigerung um durchschnittlich 5,63 Prozent angeboten, was einer deutlichen Verbesserung um 1,5 Prozent im Vergleich zum vorherigen Angebot entspreche.
Die Forderung der Gewerkschaft hätten zuletzt bei 5,73 Prozent und damit lediglich 0,1 Prozentpunkt über dem Arbeitgeberangebot gelegen. Ursprünglich hatte Verdi nach Angaben von Acciona ein Gehaltsplus von 13 Prozent bei einer Laufzeit von 8 Monaten gefordert. Um eine Eskalation des Tarifstreits zu verhindern, sei zum Zwecke der Überbrückung der nun nur noch minimalen Differenzen ein abschließendes Gespräch für den 15. Januar vereinbart worden.
Bodenabfertiger zahlt laut Verdi höhere Löhne in Frankfurt
Verdi begründet ihr Vorgehen auch damit, dass höhere Löhne für die Beschäftigten wirtschaftlich möglich seien. "Acciona in Frankfurt hatte bereits vor 17 Jahren höhere Löhne im Tarifvertrag als heute in Düsseldorf." Höhere Löhne seien also kein Hexenwerk und bei den Airlines umsetzbar.
Acciona Airport Services Düsseldorf gehört zur weltweit operierenden spanischen Acciona-Gruppe. Im April 2016 nahm das Unternehmen seine Tätigkeit im Bereich der Bodenverkehrsdienstleistungen am Flughafen Düsseldorf auf und erreicht aktuell nach eigenen Angaben einen Marktanteil von gut 40 Prozent.