Im Streit um höhere Gehälter für die rund 25.000 Sicherheitskräfte an deutschen Verkehrsflughäfen ist auch in der vierten Tarifverhandlungsrunde keine Einigung erzielt worden.
Die Gewerkschaften Verdi und DBB Beamtenbund und Tarifunion hätten auch das 3. Angebot der Arbeitgeberseite abgelehnt und die zweitägige Verhandlungsrunde beendet, teilte der Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) nach den Gesprächen am Donnerstagabend mit.
"Wir haben unser Angebotspaket nochmal erhöht, aber insbesondere Verdi hat auch dieses – mit Erhöhungen von bis zu 22 Prozent, was 3,29 Euro mehr pro Stunde entspricht, erneut verworfen, sagte BDLS-Verhandlungsführer Rainer Friebertshäuser.
Nach den Warnstreiks auf mehreren Flughäfen in dieser Woche hätten "die Arbeitgeber den Termin nicht genutzt, um ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen, das die Preisentwicklung aufgreift und die Reallöhne sichert", erklärte dagegen der Verhandlungsführer der Verdi, Wolfgang Pieper.
Die Verdi-Tarifkommission will nun entscheiden, ob erneut Streiks stattfinden. Die Tarifverhandlungen BDLS sollen am 24. März fortgesetzt werden.
Streit um Stundenlohn
Laut Verdi konnte in der vierten Verhandlungsrunde zwar zur Angleichung der regionalen Löhne und der Angleichung Ost an West "eine weitgehende Annäherung" erreicht werden. Bei der Erhöhung der Löhne hätten die Arbeitgeber ihr Angebot von jeweils 38 Cent mehr pro Stunde für die niedrigsten Lohngruppen allerdings nicht erhöht.
Gerade diese Beschäftigten bräuchten jedoch dringend eine Erhöhung des Stundenlohns um einen Euro, mahnte Pieper. Für die von den Arbeitgebern gewünschte Laufzeit von 24 Monaten sei auch das neue Angebot nach wie vor unzureichend, um die Preisentwicklung ausgleichen zu können.
Die Arbeitnehmer fordern außerdem, die niedrigere Bezahlung von Sicherheitskräften beim Berufseinstieg für bis zu 24 Monate abzuschaffen. Eine solche Regelung sei angesichts des Mangels an qualifizierten Arbeitskräften nicht mehr zeitgemäß, erklärte Verdi.
Das Verhalten seitens Verdi sei weiterhin nicht konstruktiv, heißt es nun von den Arbeitgebern. "Wir befürchten, dass die Verzögerungstaktik darauf abzielt, erneute Streiks in die Osterferienzeit zu ziehen, um den Luftverkehr noch massiver zu stören", fasst Friebertshäuser zusammen. Anders als der DBB beharre Verdi weiterhin auf den Forderungen, mit denen sie in die Tarifrunde gestartet sei. Man sei enttäuscht.
"Unsolidarische" Forderungen - Fluggesellschaften kontern Verdi
Am Montag und Dienstag hatte es in Frankfurt am Main, Köln/Bonn, Berlin und mehreren anderen deutschen Flughäfen Warnstreiks des Sicherheitspersonals gegeben. Diese sorgten für Flugausfälle und Verzögerungen.
Der Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften (BDF) warf der Gewerkschaft Verdi daher vor, die "überzogenen und völlig unsolidarischen Forderungen auf Kosten der Passagiere und zu Lasten der besonders krisengebeutelten Luftverkehrsbranche durchzusetzen".
Nach den kräftigen Lohnerhöhungen der Luftsicherheitsassistenten in den letzten Jahren verdiene ein Beschäftigter in der Passagierkontrolle am Flughafen nach einer nur vierwöchigen Anlernzeit mittlerweile so viel wie eine Fachkraft mit zwei bis dreijähriger Berufsausbildung und mehr als beispielsweise ein Rettungssanitäter oder ein Elektriker mit zehnjähriger Berufserfahrung, so der Airlineverband. Den Fluggesellschaften werden die Kosten für die Luftsicherheit in Rechnung gestellt.