Im Streit um den Ausbau des Londoner Flughafens Heathrow wollen die großen Fluggesellschaften nicht von ihrem gewohnten Transatlantik-Drehkreuz weichen. Die Luftfahrtbündnisse Star Alliance, Oneworld und Skyteam wollten sich nicht auf andere Flughäfen der Stadt abschieben lassen, berichtet die "Financial Times" (Montag). Damit steigen die Chancen für den Bau einer dritten Start- und Landebahn an Europas größtem Flughafen. Eigentlich will Londons Bürgermeister Boris Johnson den Airport schließen, ihn auf eine Halbinsel verlegen und das bisherige Flughafenareal zu einem Wohngebiet umbauen.
Das weltgrößte Luftfahrtbündnis Star Alliance, zu dem die Lufthansa gehört, zielt in ihrer Planung allerdings voll auf Heathrow ab. Mit dem Wechsel ins Terminal 2 des Flughafens könne ein wirksamer Wettbewerb mit den anderen Bündnissen stattfinden, zitiert die "FT" die Star Alliance. Es gebe keine Chance für den Wechsel zu einem anderen Flughafen. Auch die anderen Bündnisse betonten ihre Festlegung auf Heathrow.
Eine vom britischen Parlament eingesetzte Kommission prüft derzeit mehrere Möglichkeiten und will Ende des Jahres einen Vorschlag unterbreiten. Die Regierung von Premierminister David Cameron tendierte zuletzt zu einem Ausbau von Heathrow mit einer dritten Bahn. Johnson möchte den Großflughafen wegen fortgesetzter Anwohnerproteste indes lieber auf einer Halbinsel an der Themsemündung sehen. Das Projekt würde laut "FT" mindestens 25 Milliarden britische Pfund (29 Mrd Euro) kosten. Alternativ will Johnson einen Ausbau des Flughafens Stansted vorantreiben. Auch eine Erweiterung des Flughafens Gatwick im Süden der Stadt wird geprüft.
Heathrow ist mit seinen derzeit nur zwei Start- und Landebahnen an der Kapazitätsgrenze angelangt. Kleinste Störungen führen inzwischen regelmäßig zu erheblichen Verspätungen und Flugausfällen.