Drei Tage nach der Einstellung des Flugbetriebs hat Spanair nun die Einleitung eines Insolvenzverfahrens beantragt. Das Unternehmen teilte am Montag den Mitarbeitern mit, dass die Arbeitsverträge für alle 2.075 Beschäftigte gekündigt werden. Indirekt sind von der Pleite der viertgrößten spanischen Fluggesellschaft rund 4.000 Beschäftigte betroffen.
Die spanische Fluggesellschaft Spanair ist damit nun auch offiziell zahlungsunfähig. Die Airline habe freiwillige Insolvenz beantragt, bestätigte das Oberste Gericht von Katalonien am Montag in Barcelona. Spanair habe Schulden in Höhe von mehr als 300 Millionen Euro. Nach spanischen Presseberichten konnte die Airline bereits am Freitag Kerosin nicht mehr bezahlen.
Die größten Gläubiger dürften die skandinavische Fluggesellschaft SAS und die katalanische Regionalregierung sein. SAS war bis 2009 Mehrheitsaktionär bei Spanair gewesen und hält noch gut zehn Prozent der Anteile. Die Regierung in Barcelona, die über verschiedene Beteiligungen der größte Aktionär ist, hatte rund 140 Millionen Euro in das Unternehmen gesteckt.
Spanair hatte in der Nacht zum Samstag ohne Vorankündigung den Betrieb angesichts der finanziell schlechten Aussichten vollständig eingestellt. Gut 22.700 Passagiere waren von der Maßnahme betroffen und mussten auf andere Flüge umgebucht werden. Nach Angaben aus dem spanischen Verkehrsministerium waren am Wochenende und am Montag insgesamt 647 Flüge ausfallen.
Verfahren eingeleitet
Spanair drohen derweil wegen der Einstellung des Betriebs hohe Strafen. Verkehrsministerin Ana Pastor kündigte am Samstag vor der Presse an, dass die Regierung ein Verfahren gegen die Arline eingeleitet habe. Spanair könnte demnach zur Zahlung von Geldbußen im Umfang von insgesamt neun Millionen Euro verurteilt werden.
Pastor beschuldigte Spanair, das Unternehmen habe gegen die Verpflichtung verstoßen, eine kontinuierliche Dienstleistung zu garantieren. Außerdem habe Spanair die Rechte der Passagiere nicht respektiert. Für beide Verstöße könnte der Fluggesellschaft eine Geldstrafe von je 4,5 Millionen Euro auferlegt werden. Zudem könnte auch die Lizenz entzogen werden, sagte die Verkehrsministerin.
Spanair war in eine finanziell prekäre Lage geraten, nachdem Qatar Airways bekanntgegeben hatte, dass man nicht beim katalanischen Unternehmen einsteigen wolle. Auch die Regierung der Region Katalonien wollte Spanair nicht mehr mit Krediten unter die Arme greifen. Die Regionalregierung und die Gemeinde Barcelona sind die wichtigsten Anteilseigner von Spanair.
Die 1986 gegründete Fluggesellschaft hatte 2010 einen Verlust von 115 Millionen Euro eingeflogen, im Jahr zuvor waren es 186 Millionen Euro. Spanair betrieb zuletzt eine Flotte von 24 Maschinen der A320-Familie sowie zehn MD-80. 2011 hatte die Airline 12,5 Millionen Passagiere befördert.
Von der Pleite des spanischen Star-Alliance-Mitglieds Spanair könnte vor allem die Billigfluglinie Vueling profitieren, deren Aktienkurs rapide anstieg. Vueling hat ebenso wie Spanair ihren Sitz in Barcelona und wird vom spanischen Branchenführer Iberia kontrolliert. Iberia musste am Montag wegen eines erneuten Pilotenstreiks 123 Flüge streichen. Der Ausstand richtete sich gegen das Vorhaben des Unternehmens, von März an eine neue Billigfluglinie namens Iberia Express zu betreiben.