Im Sommer 2022 beherrscht das Abfertigungschaos an den europäischen Flughäfen die Luftfahrtbranche. Die nüchterne Diagnose: Es fehlen Mitarbeiter, die während Corona die Branche verlassen haben oder sie verlassen mussten. Auch bei den Betankungsfirmen ist die Situation ähnlich. Ein Interview mit Christoph Lindke, Geschäftsführer von Skytanking.
Herr Lindke, wie läuft denn bei Skytanking der Ramp-Up nach der Corona-Pandemie?
Christoph Lindke: Wir suchen weiterhin an einigen Standorten Mitarbeiter. Diese zu finden, ist oft eine Herausforderung.
Der Arbeitsmarkt ist extrem angespannt, wir konkurrieren mit Abfertigungsfirmen, Flughäfen, und dem Logistikgewerbe um Mitarbeiter mit geeigneter Qualifikation, zum Beispiel einen LKW-Führerschein.
Und selbst wenn wir Mitarbeiter finden, müssen wir noch mit der Zuverlässigkeitsüberprüfung, kurz ZÜP genannt, kämpfen. Anfang des Jahres waren es noch zwei bis vier Wochen, und jetzt sind wir schon teilweise bei vier bis acht Wochen Bearbeitungszeit.
Gemeinsam mit dem VDI, der Vereinigung der Dienstleister an Deutschen Flughäfen, sind wir in Kontakt mit dem BMI, also dem Innenministerium, um die Zulassungsprozesse zu beschleunigen.
Die Nachweispflichten sind extrem, vor allem bei Bewerbern, die vorher im Ausland tätig waren. Sogar mehrere Jahre zurückliegende Steuererklärungen müssen eingereicht werden. Diese Anforderungen und Bearbeitungszeiten sind natürlich ein echtes Hindernis für einen zügiges Hochfahren eines Betriebes.
Kurios ist es ja schon, dass einige Luftfahrtexperten schon Ende 2020, Anfang 2021 gewarnt haben, dass der Ramp-Up in einem Riesenknall enden wird, weil es an allen Enden an Personal fehlen wird. Jetzt ist genau dieser Fall eingetreten.
Das Grundproblem, was wir hatten - aber das ging quer durch die Branche - ist folgendes: Kurzarbeitergeld ist hilfreich, aber befristet, und deckt bei weitem nicht alle Kosten. Und angesichts der großen Unsicherheiten in Bezug auf die zukünftige Branchenentwicklung, mussten Kosten reduziert und Mitarbeiter abgebaut werden. Diesen Schritt hätten wir gerne vermieden, aber niemand wusste, wie lange diese Krise genau dauert. Und anhaltende Verluste über einen langen Zeitraum kann keine Firma durchhalten.
Wie viele Mitarbeiter haben Sie eigentlich an Ihrem größten Standort? Ich nehme an, das wird Frankfurt sein?
Richtig, Frankfurt ist in Deutschland unser größter Standort, mit normalerweise über 140 Mitarbeitern. Wir mussten auch dort viele Mitarbeiter gehen lassen, inzwischen sind wir aber wieder am Wachsen.
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