Ausstand Nummer drei: Am Dienstag streiken die irischen Ryanair-Piloten zum dritten Mal innerhalb von elf Tagen. Die von der Gewerkschaft Ialpa organisierten Ausstände sind die ersten Cockpit-Streiks in der 25-jährigen Geschichte des Billigfliegers.
Und so langsam scheint Ryanair eine Routine für die Arbeitskämpfe zu bekommen. Der Low-Cost-Carrier strich lediglich 16 Verbindungen für Dienstag - nach eigenen Angaben sind das rund fünf Prozent der ab Irland am Dienstag stattfindenden Verbindungen.
Angaben in Prozent | |
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Spanien | 19.1 |
Italien | 18.6 |
Großbritannien | 18.5 |
Deutschland | 7.7 |
Irland | 6.0 |
Frankreich | 4.2 |
Polen | 4.1 |
Portugal | 4.0 |
Belgien | 3.2 |
Griechenland | 2.2 |
Übrige | 12.4 |
Nach angebotenen Sitzplatzkapazitäten am Dienstag, 24. Juli. Quelle: ch-Aviation
Der Dienstag markiert das Ende einer Streik-Trilogie und weckt zugleich Hoffnung, dass der Tarifkonflikt in Irland bald beigelegt werden konnte. Denn für Mittwoch haben Ryanair-Management und Gewerkschaft erneut Gespräche angekündigt - unter der Führung eines Schlichters.
Hunderte Streichungen Mittwoch und Donnerstag
Doch der Mittwoch wird aus Personalsicht für Ryanair wohl nicht in allen Ländern so beruhigend wie in Irland. In Belgien, Portugal und Spanien wollen die Flugbegleiter des Billigfliegers die Arbeit niederlegen. Nach dem Kabinen-Ausstand an Ostern ist es die erste konzentrierte Arbeitskampfmaßnahme der Flugbegleiter. Vorsorglich strich Ryanair rund 600 Flüge für beide Tage.
Unwahrscheinlich, dass dies die letzten Streiks bei Ryanair in diesem Sommer sind. Denn unter anderem aus Deutschland droht Ungemach: Zwar erkannte der Billigflieger Verdi vergangene Woche als Vertreter der deutschen Flugbegleiter an und sicherte auch Ufo Tarifverhandlungen zu, doch die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hat ihre Mitglieder noch bis Mitte nächster Woche zur Abstimmung über unbefristete Streiks aufgerufen.
Urabstimmung in Deutschland
In VC-Kreisen ist noch kein Trend zu erfahren, wie die Mehrheit der Mitglieder bislang abgestimmt hat. Allerdings heißt es, dass man bei einem Votum für Streiks noch in diesem Sommer Ausstände ansetzen könnte.
Die VC hatte Mitte Juni die Tarifverhandlungen mit dem Billigflieger abgebrochen. Gewerkschaftspräsident Martin Locher begründete den Schritt im Gespräch mit airliners.de unter anderem damit, dass sich das Ryanair-Management "keinen Millimeter" bewege.
Cockpit und Kabine haben ähnliche Anliegen
Ob Cockpit oder Kabine: Die Beschäftigten pochen auf durchaus ähnliche Änderungen. Sowohl den Piloten, als auch den Flugbegleitern geht es um vor allem um bessere Arbeitsbedingungen. Im Fokus der laufenden Tarifstreitigkeiten steht nicht allein die Bezahlung.
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Beispielsweise sind nicht alle Piloten, die bei Ryanair fliegen, auch dort angestellt. Viele Cockpit-Crews sind gezwungen, eine Ich-AG zu gründen und mit deutlichem Hang zur Scheinselbständigkeit bei Ryanair beschäftigt zu sein.
Zeitarbeitsfirmen für Kabinen-Crews
Ryanair leugnet diese Praxis nicht und spricht auf Anfrage von einer legitimen Maßnahme, die auch andere Airlines so anwenden würden. Zudem beträfe dies "weniger als 50 Prozent" der eigenen Piloten. Vor einigen Jahren lag der Satz noch bei rund 30 Prozent.
In der Kabine bietet sich im Grundsatz ein ähnliches Bild. Denn auch dort arbeiten Crews, die gar nicht bei Ryanair angestellt sind. Flugbegleiter sind airliners.de-Informationen zufolge erst ab dem Rang des Kabinenchefs beim Low-Cost-Carrier direkt angestellt - alle anderen Kabinen-Mitarbeiter kommen über Zeitarbeitsfirmen wie Crewlink zu Ryanair.