Ryanair steigt für rund 50 Millionen Euro bei Lauda Motion ein. Zunächst habe man knapp 25 Prozent der Airline im Besitz, heißt es in einer Mitteilung der Iren. Vorbehaltlich der Kartellzustimmungen wolle man das Engagement auf 75 Prozent ausbauen.
Lauda Motion kann damit in einem Markt, der mit Austrian und Swiss von der Lufthansa-Gruppe und ihren Hochpreistickets dominiert wird, rascher wachsen.
Michael O'Leary, Ryanair-Chef
Gleichzeitig wollen die Iren noch einmal 50 Millionen Euro im ersten Jahr in Lauda Motion investieren: für die Gründungs- und Betriebskosten. Zusätzlich werden sechs Ryanair-Maschinen in diesem Sommer im Wet-Lease für den österreichischen Ferienflieger abheben.
Nach Informationen der österreichischen Nachrichtenagentur APA werden die Boeing-Maschinen mit Ryanair-Personal nur in Berlin eingesetzt. An allen übrigen Standorten von Lauda Motion kommen demnach die Airbus-Flugzeuge zum Einsatz. Ryanair werde spätestens ab dem Winterflugplan Laudamotion-Flüge vermarkten.
Mit dem Schritt ist Airline-Gründer Niki Lauda aber nicht von Bord: Er wird den Vorstand der Fluggesellschaft leiten und die Umsetzung seiner Strategie beim Aufbau einer erfolgreichen österreichischen Low-Cost-Airline überwachen.
Experten sehen Pluspunkte für beide Seiten
Kenner verweisen darauf, dass Lauda Motion Ryanair als Türöffner an den vollkoordinierten Flughäfen Berlin-Tegel und Düsseldorf dienen könne. An beiden Airports steigen die Iren im Sommer kurzzeitig ein, doch könnte Lauda ihnen langfristig Zugang verschaffen, denn: "O'Leary kommt an jede Menge Slots. Das bringt ihn in allen Geschäftsfeldern um Meilen voran", so Luftfahrtexperte Karl-Friedrich Müller. Und: "Wer sagt denn, dass in Düsseldorf und Tegel nur Touristik stattfinden soll? Die Slots kann man auch für Flüge nach Rom, Bergamo und Madrid verwenden."
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Verkehrsexperte Manfred Kuhne hingegen hebt die Vorteile für Lauda Motion hervor: "Lauda wird wissen, dass Lufthansa beständig eine Gefahr für seine Existenz wäre." Da sei es klug, sich jetzt mit einer Airline zu verbünden, die europaweit sogar dem Kranich gefährlich ist. "Außerdem hegt er nicht erst seit dem Lufthansa/Air-Berlin-Coup so etwas wie Rachegefühle."
Ryanair kauft somit auch ein Stück von Air Berlin
Ryanair erwartet nach eigener Aussage, dass Lauda Motion bis zum dritten Jahr der Geschäftstätigkeit profitabel wird. Gleichzeitig soll die Flotte der Niki-Nachfolgerin auf mindestens 30 Airbus-Flugzeuge anwachsen.
Lauda Motion kann sich jetzt als starker Mitbewerber behaupten und hat die Möglichkeit, rasch und nachhaltig zu wachsen.
Niki Lauda, Chef von Lauda Motion
Ryanair hat somit über Umwege doch noch ein Teil von Air Berlin übernommen. Die Iren hatten nach der Insolvenz der Air Berlin angekündigt, den Pleite-Carrier kaufen zu wollen, waren dann aber zurückgerudert. Auch im eigenen Verkaufsverfahren der Niki waren sie zuletzt involviert.
Start mit 14 Maschinen
Niki Lauda hatte vergangene Woche die Pläne für seinen neuen Ferienflieger vorgestellt. Unter anderem soll er mit 14 Maschinen ab Beginn des Sommerflugplans auch in Deutschland abheben. Im Juni sollen es bereits 21 Flugzeuge sein.
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Unter anderem hat er eine Vertriebskooperation mit Condor geschlossen und wird acht Flugzeuge exklusiv über die Thomas-Cook-Airline vertreiben. Gleichzeitig ist ein Deal mit Eurowings im Gespräch. Allerdings gibt es hier noch nichts Definitives, betonte die Lufthansa-Billigtochter am Montag gegenüber airliners.de.
Dass er die angebotenen Sitzplätze auch in Eigenregie verkauft bekomme, steht für Lauda aber außer Frage: "Dann verkaufen wir selber. Sorgen, die Flieger nicht voll zu bekommen, hat man immer. Aber gemessen an den jetzigen Voraussetzungen können wir sie füllen." Lauda Motion hebt am Dienstagvormittag zu einem Presseflug von Wien nach Düsseldorf ab.
Niki Lauda ist in der Luftfahrt bekannt
Lauda hatte die ehemalige Air-Berlin-Tochter Niki im Januar für rund 47 Millionen Euro übernommen. Schon in den vorausgegangenen Verkaufsrunden hatte er immer wieder Interesse an der von ihm gegründeten Airline angemeldet.
Dabei spielte Nostalgie keine Rolle, es ging nur um den Wettbewerb. Darum geht es mir bei fast allen Dingen im Leben.
Niki Lauda, Direct Manager Lauda Motion
In der Vergangenheit hatte Lauda mehrfach in der Luftverkehrsbranche für Aufsehen gesorgt: Unter anderem gründete er die Charter-Airline Lauda Air sowie die einstige Air-Berlin-Tochter Niki. Sein Business-Flieger Lauda Motion firmiert nun unter dem Titel Lauda Motion Executive.
Auf die Frage, ob Lauda Motion sein letztes Airline-Projekt sein würde, sagte Lauda vergangene Woche: "Man kann nie wissen."