Mehrere Aktivisten der Gruppe Extinction Rebellion haben am Samstag versucht, den Start einer Maschine am Terminal 5 in Schönefeld zu verhindern. Ein Aktivist habe sich beim Boarding für einen Flug nach Istanbul mit der türkischen Fluggesellschaft Pegasus Airlines an die Tür des Flugzeugs geklebt, ein anderer an die Gangway, zwei weitere an den Boden des Rollfelds, sagte eine Sprecherin von Extinction Rebellion Berlin.
Ein Sprecher der Bundespolizei sagte, die Aktion sei inzwischen beendet, die Maschine startete. Die vier Personen hätten den Einstieg in die Maschine auf dem alten Flughafen Schönefeld für ihre Ziele genutzt. Flughafenfeuerwehr und Bundespolizei seien gemeinsam im Einsatz gewesen, um sie vom Boden und von der Maschine zu lösen.
Die Identität der vier Mitglieder der Gruppe werde nun überprüft und auch, welche strafrechtliche Konsequenzen infrage kämen. Fast zeitgleich wurde der neue Hauptstadtflughafen BER eröffnet. Extinction Rebellion protestiert aus Klimaschutzgründen gegen den weltweiten Flugverkehr.
Mehrere Protestaktionen
Die Eröffnung des BER wird begleitet von Protesten mehrerer Umweltorganisationen und Klimaschutz-Initiativen wie Fridays for Future. Das Bündnis "Am Boden bleiben" organisierte zudem für den Vormittag zwei Demonstrations-Züge per Fahrrad und zu Fuß, vom Platz der Luftbrücke und vom alten Flughafen Schönefeld.
Die Demoteilnehmer, die sich für die Verringerung des weltweiten Flugverkehrs engagiert, haben sich mittlerweile am neuen Hauptstadtflughafen BER versammelt. Als Pinguine verkleidet zogen die Mitglieder der Gruppe "Am Boden bleiben", die sich für weniger Flugverkehr engagiert, zogen vom Willy-Brandt-Platz bis zum Eingang des neuen Terminal 1 und skandierten "Was wollen wir? Klimagerechtigkeit! Wann wollen wir sie? Jetzt!" Es gehe darum, ein Zeichen gegen die Luftfahrtindustrie zu setzen, erklärte ein Mitglied der Gruppe.
Direkt vor dem Eingang bildeten sie mit großen, würfelförmigen Luftballons die Buchstabenreihe "#NO BER". Zeitgleich blockierte eine zweite Gruppe ein Stockwerk tiefer im Terminal 1 die Treppen. Mehrere Dutzend als Pinguine verkleidete Mitglieder legten oder setzten sich dort auf den Boden. Andere gruppierten sich um sie herum und hielten Transparente hoch, auf denen unter anderem zu lesen war: "Coole Vögel bleiben am Boden".
Insgesamt seien an den Aktionen rund 250 Menschen beteiligt gewesen, sagte Lena Tucnak, eine der Sprecherinnen der Gruppe. "Unser Ziel ist, den Flughafen lahmzulegen und die Eröffnung massiv zu stören." Es könne nicht sein, dass in Zeiten der Klimakrise ein neuer Riesenflughafen eröffnet werde.
Der Flugverkehrs müsse insgesamt deutlich verringert werden. "Wir sind dafür, Inlandsflüge einzustellen und Regionalflughäfen zu schließen", sagte Tucnak. Nötig sei eine gesellschaftliche Diskussion darüber, welche Flüge noch nötig seien und welche nicht.
Klimaaktivisten seilen sich von Dach ab
Auch andere Gruppen wie Fridays for Future oder Extinction Rebellion haben Protestaktionen angekündigt. Mehrere Klimaaktivisten sind am Vormittag auf das Dach eines BER-Eingangsgebäudes geklettert und haben sich von dort abgeseilt. Einer von ihnen entrollte schließlich ein Banner mit einem Protestspruch gegen die Eröffnung: "Flieger stoppen statt Klima schrotten". Ein anderer Aktivist ließ sich lediglich per Seil vom Dach ab.
Polizeibeamte ließen sie zunächst gewähren. Zwei weitere Personen, die ebenfalls auf das Dach gestiegen waren, seien hingegen abgeführt worden, sagte ein Polizeisprecher. Es bestehe der Verdacht auf Hausfriedensbruch. Die Polizei hatte angekündigt, sie werde mit einem Großaufgebot vor Ort sein, um die Sicherheit der Eröffnungsveranstaltung zu gewährleisten.
Auch etwas gesetzter agierende Flugverkehrkritiker sind vor dem neuen Terminal anzutreffen. Die Gruppe Flight free 2020 hat einen Stand aufgebaut und will dafür werben, deutlich weniger zu fliegen. "Wenn ein neuer Flughafen eröffnet, müssen wir dabei sein", sagte Dimitri Molerov, Sprecher von Flight free Deutschland. "Uns geht es darum, die Menschen zu animimieren, weniger zu fliegen und mehr Bus und Bahn zu nutzen." Dafür sammelt die Gruppe Unterschriften von Unterstützern.