Der Chef von Qatar Airways hat sich skeptisch zum Ziel der Luftfahrtbranche geäußert, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Er verwies auf die unzureichende Versorgung mit nachhaltigem Kerosin (SAF) und die hinkende Entwicklung alternativer Wasserstoffkonzepte, die noch in den Kinderschuhen steckten.
"Ich glaube nicht, dass wir bis 2050 Netto-Null-Emissionen erreichen können. Jeder redet davon, aber seien wir realistisch - die Produktion von nachhaltigem Kerosin wird nicht ausreichen", sagte der Vorstandsvorsitzende von Qatar Airways, Akbar Al Baker, auf dem von Bloomberg organisierten Qatar Economic Forum.
Die Warnung eines der profiliertesten Vertreter der Branche kommt nur wenige Tage, bevor die globalen Fluggesellschaften auf der Jahrestagung der International Air Transport Association (Iata) im Juni in Istanbul über die Umsetzung ihrer Klimaverpflichtungen beraten.
Da die Emissionen des Luftverkehrs ohne radikal neue Technologien kaum reduziert werden können, liegt der Schwerpunkt auf "Drop-in"-Treibstoffen, die in die bestehende Generation von Düsentriebwerken integriert werden können, wie beispielsweise pflanzen- oder abfallbasierte SAF und synthetische Alternativen.
Boeing: Nur SAF aktuell bedeutsam
"Der einzige wirklich bedeutsame Beitrag zum technologischen Wandel sind nachhaltige Flugkraftstoffe. Das ist das Einzige, was den Zeiger zwischen jetzt und (2050) bewegen wird", sagte Boeing-Chef Dave Calhoun auf derselben Veranstaltung in Doha.
Wer soll SAF-Produktionssteigerungen bezahlen?
Die Fluggesellschaften, die sich mit der Energieindustrie über die für die Luftfahrt verfügbaren Mengen streiten, befürchten, dass eine Lücke die Bemühungen zur Erreichung des Ziels behindern würde.
Uneinigkeit herrscht auch darüber, wer für die Produktionssteigerung aufkommen soll, während einige Umweltgruppen die Pläne für zu bescheiden halten.
Airbus unterstützt die Bemühungen, bis 2035 ein kleines Verkehrsflugzeug mit Wasserstoffantrieb zu entwickeln. Calhoun von Boeing sagte, eine solche Technologie werde erst in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts ausgereift sein.
Im Jahr 2021 hatten sich die Vereinten Nationen im UN-Gremium der Icao auf ein langfristiges Ziel von Netto-Null-Emissionen im Luftverkehr bis 2050 geeinigt. Damit verliehen sie einem 2019 von der Iata und anderen Industrieverbänden, darunter Flughäfen und Flugzeughersteller, vereinbarten Ziel politisches Gewicht.