Es war wie eine Klassenreise neulich, auf dem Flug von Frankfurt nach Addis Abeba. Die Führungsspitzen der Hälfte aller Star-Alliance-Gesellschaften quetschten sich in eine A340-300 der Lufthansa. Die ganz wichtigen Chefs wie Christoph Franz (Lufthansa), Shinichiro Ito (ANA) oder Jeff Smisek (United) durften vorn in den beiden Reihen der First Class Platz nehmen. Allerdings wird der Flug nach Addis stets nur in zwei Klassen angeboten, sodass auch die hohen Herren auf dieser Reise auf Zuchtkaviar verzichten mussten, den es sonst in der Kranich-First gibt. Es war herzerfrischend zu sehen, wie sich andere hochfliegende Airline-Chefs samt Ehefrauen in die engen Sitze der angejahrten Lufthansa-Business-Class zwängten und ihre langen Beine wie Swiss-Chef Harry Hohmeister auf den mitgeführten Pilotenkoffer betteten – so ähnlich mache ich das auch immer.
Eine nette Geste auch von Christoph Franz, der seine Runde durch die Kabine machte und alle ihm bekannten Mitreisenden, darunter den Kolumnisten, mit Namen und Handschlag begrüßte, so fühlt man sich doch gleich als Teil der Truppe. Sogar in die Economy begab sich Franz, denn dort saß der Boeing-787-Programmchef Pat Shenahan. Für ihn war vorn beim besten Willen kein Platz mehr gewesen, obwohl Lufthansa eigens für diesen Flug außerplanmäßig die A340-Version mit der größten Business-Kabine einsetzte.
Solche Umwälzungen gibt es normalerweise nicht, wenn nur einzelne Prominente unterwegs sind. Beim Fliegen lohnt es sich immer, die Augen aufzumachen, denn sehr oft tauchen bekannte Gesichter ganz unverhofft auf. Gerade wenn ein Promi plötzlich einfach neben oder vor einem sitzt, ohne irgendwelches Getue, ist man darauf selten gefasst und kann es gar nicht glauben. Eine Kollegin saß vor Jahren mal neben Lothar Matthäus und hat ihn nicht erkannt. Erst als er sie beflirtete, kam es heraus.
In den USA saß Rockstar Alice Cooper vor einiger Zeit auf einem Inlandsflug in einer proppevollen Boeing-737-Economy-Kabine direkt vor mir neben einer anderen Kollegin. Sie plauderten nett und beim Aussteigen half ihr der vermeintlich wilde Rocker galant in den Mantel und verabschiedete sich auf das Freundlichste. Und eines frühen Sonntagmorgens bin ich mal in einer Fokker 70 von KLM City Hopper von Hamburg nach Amsterdam geflogen, vor mir Wolfgang Joop mit Busenfreund. Als wir vor dem Aussteigen länger in der Kabine warten mussten, plauderte Herr Joop ausgesprochen galant mit mir, ich war überrascht über seine Präsenz nach offenbar zuvor durchgemachter Nacht.
Aber die wahren Glanzzeiten des Fliegens mit Prominenten war natürlich die Concorde-Ära. Ich bin glücklich, dass es mir vergönnt war, insgesamt neunmal mit dem schönsten und dekadentesten Flugzeug der Welt zu fliegen. Nicht immer traf ich dabei Promis, aber mehrere Purser zeigten mir ihre Autogrammbücher, in denen sich seitenweise Megastars verewigt hatten. Die erste eigene VIP-Begegnung hatte ich dann mit Liza Minelli. Sie hatte eine ganze Entourage knackiger Jungs dabei, die einen riesigen Ghetto-Blaster in die schmale Kabine wuchteten. Während ich in New York bei der Einreise von den Beamten gefilzt wurde, fielen sie Liza um den Hals, das fand ich ungerecht.
Mein Promiflug-Meisterstück erlebte ich im November 2001, kurz nach Wiederaufnahme der Concorde-Flüge. Nicht weniger als drei A-Promis reisten gemeinsam mit mir von London nach New York, darunter Fergie, die Herzogin von York. Schon in der Lounge sah ich Hugh Grant. Ich passte einen günstigen Moment ab, hielt ihm meine Pressemappe hin und bat um ein Autogramm. Er tänzelte ein wenig vor mir auf und ab. Als sei ich aussätzig, krakelte er mit weit ausgestrecktem Arm seinen Namen auf das Papier und verschwand. Aber ich hatte, was ich wollte.
Dann betrat Paul McCartney, damals mit Ehefrau Heather Mills, die Lounge. Umwerfend jung sah er aus. Auch ihn bat ich um eine Unterschrift. „When I am travelling I never do this, but I can shake your hand“, entgegnete er in feinstem Britisch. „Oh thanks“, stammelte ich. Eine Kollegin durfte ihm später an Bord auf einem Zettel Fragen durch die Stewardess bringen lassen, die er handschriftlich beantwortete und mit „Cheers, P.McC.“ zeichnete. Auf den Zettel war ich richtig neidisch. Aber irgendwie entspannter ist es dann doch, mit einer Kabine voller volksnaher Airline-Chefs zu fliegen, ganz ohne Allüren.