Die Pilotenvereinigung Cockpit (VC) hat Warnstreiks bei der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft Air Berlin angekündigt. Die Gewerkschaft hat nach eigenen Angaben verhandlungsbegleitende, dreistündige Warnstreiks bei Air Berlin und LTU beschlossen. Die Aktionen sollen «in den kommenden Tagen» stattfinden, teilte Cockpit am Dienstag mit.
Hintergrund seien stockende Verhandlungen über eine Neuregelung der Arbeitsbedingungen bei Air Berlin und der Konzerntochter LTU. VC moniert, dass Air Berlin der Gewerkschaft noch kein verhandlungsfähiges Angebot vorgelegt habe, obwohl der Airline die Forderungen der Piloten bereits seit Januar 2009 bekannt seien.
Zu den strittigen Punkten gehören demnach besonders die Flugdienst- und Ruhezeiten sowie die Bereitschaftszeiten. Die Gewerkschaft forderte "die mittelfristige Harmonisierung der Arbeitsbedingungen auf dem im Vergleich besseren Niveau der Air-Berlin-Tochtergesellschaft LTU". Für die Air-Berlin-Piloten fänden lediglich die gesetzlichen Bestimmungen Anwendung, die nach den von der EU in Auftrag gegebenen wissenschaftlichen Studien nicht ausreichend seien, kritisierte die Gewerkschaft.
VC will zudem eine verstärkte Flugbesatzung bei LTU-Langstreckenflügen durchsetzen. Air Berlin gehört demnach zu den wenigen Fluggesellschaften in Europa, die Langstreckenziele im Westen der USA und nach Fernost mit einer Besatzung von zwei Piloten anfliege. Fast alle anderen Gesellschaften verstärkten das Cockpitpersonal durch einen dritten Piloten, hieß es.
Air Berlin kritisierte die Ankündigung. Es habe bisher nur eine Sondierungsrunde vor Verhandlungen über den Manteltarifvertrag gegeben. Dass Cockpit nun zu Warnstreiks aufrufe, sei ungewöhnlich und überhaupt nicht verständlich, sagte ein Unternehmenssprecher.
Im Oktober hatten sich beide Seiten auf einen Vergütungstarifvertrag geeinigt. Die Cockpitmitarbeiter sind dadurch bis zum 31. Dezember 2010 vor Entlassungen geschützt. Im Gegenzug gilt eine Nullrunde bei den Vergütungen.