Wenn der neue Berliner Flughafen am 3. Juni die Tore des Terminals öffnet, rechnet der Betreiber offenbar mit größeren Kapatitätsproblemen. Neben einer (bereits bekannten) provisorischen Wellblechhalle mit 18 Abfertigungsschaltern und sieben Sicherheitsschleusen im Norden des neuen Terminals soll nun südlich ein weiteres Check-in-Provisorium mit neun weiteren Abfertigungsschaltern errichtet werden.
Geplant war nach Angaben der Berliner Morgenpost (extern) eine Durchlasskapazität von 60 Passagieren pro Schalter und Stunde. Im laufenden Probebetrieb wurden jedoch nur 30 Fluggäste pro Schalter abgefertigt. Zudem sei die Schalteranzahl im Terminal mit rund 90 viel zu wenig. Ursprünglich seien 104 Schalter geplant worden, allerdings belegten großzügige Abfertigungsschalter für Premiumgäste zu viel Platz.
Zudem hätten sich laut Zeitung die etwa hüfthohen Glasabsperrungen vor den Kontrollschleusen im neuen Terminal als problematisch erwiesen. Die automatisierten Zugangskontrollen vor dem Sicherheitsbereich sollen sicherstellen, dass nur Passagiere zu den eigentlichen Kontrollen durchdringen. In der Praxis führe das aber zu langen Staus an den vorgelagerten Absperrungen und zu einer nicht optimalen Ausnutzung der Kontrollschleusen.
Das geplante Aufkommen von rund 3.000 Passagieren pro Stunde könne im Hauptterminal dennoch bewältigt werden, so ein Sprecher gegenüber airliners.de. Man wolle mit den zusätzlichen Schaltern in der Anlaufphase lediglich die Flexibilität wahren, bei Problemen schnell auf weitere Kapazitäten zurückzugreifen zu können. An den Erwartungen für das Passagieraufkommen von 27 Millionen Passagieren pro Jahr habe sich nichts geändert. Es sei geplant, das Provisorium nach einer zeitlich nicht näher definierten Anlaufphase wieder abzureißen.
Langfristige Kapazitätsprobleme?
Die zwei jetzt provisorisch bebauten Flächen nördlich und südlich des neuen Terminals sind nämlich für eine spätere Erweiterung der Sicherheitskontrollkapazitäten vorgehalten. Mit der geplanten Einführung der neuen EU-Flüssigkeitsregelungen zum April 2013 sollen permanente Pavillons hier weitere Kapazitäten schaffen.
Möglicherweise wird der permanente Terminal-Ausbau mit der offenbar bestehenden Check-in-Kapazitätsproblematik allerdings schon früher notwendig: Bereits 2011 nutzten rund 24 Millionen Passagiere die Berliner Flughäfen, Tendenz steigend. Bis die Maximalkapazität erreicht wird, ist nur eine Frage der Zeit. Besonders stolz ist man in Berlin im Hinblick auf diese Entwicklungen, dass der nächste Erweiterungsschritt für einen parallel zum Hauptpier liegenden, weiteren Terminal-Riegel bereits fertig planfestgestellt ist.
Mit dem neuen Vorfeld-Terminal auf Höhe des neuen Towers ließe sich die Kapazität des Flughafens dann sofort auf 45 Millionen Passagiere pro Jahr steigern. Selbst wenn der neue Pier dann in erster Linie für Umsteigepassagiere genutzt wird und die noch fehlende feste Anbindung an das Hauptterminal damit weniger wichtig sein wird als von Kritikern bemängelt, stellt sich die Frage, ob die Check-in-Kapazitäten dann mit den zwei zusätzlichen permanenten Pavillons ausreichen werden.