Lange wurde der Flughafen München auf dem Schienenweg nur über zwei Wege direkt angebunden. Zum einen über die S-Bahn-Linie S1, die über den Westen der Stadt auf die Münchener Stammstrecke fährt, und zum anderen über die S8, die den östlichen Weg zur Stammstrecke nimmt. Eine regionale Direktanbindung fehlte dem Flughafen hingegen bis zum letzten Fahrplanwechsel im Dezember 2018.
Seit diesem Fahrplanwechsel ist der sogenannte Üfex dazugekommen. Das ist eine Abkürzung für den überregionalen Flughafenexpress, der den nördlichen Regionen, darunter Freising, Landshut und Regensburg, eine direkte Flughafenverbindung mit hohem Tempo bietet. Das ist erst durch die neu gebaute Verbindungskurve zum Flughafen, die Neufahrner Gegenkurve, möglich geworden. Damit ist es möglich, einen Zug ohne Wendung und ohne kreuzende S1 von der Bahnstrecke Regensburg-München auf die Strecke zum Flughafen zu bringen.
Es wird eingleisig gefahren
Der Üfex nutzt diese zweigleisige Kurve einmal pro Stunde je Fahrtrichtung. Doch betrieblich läuft beim Üfex einiges nicht ideal. Ein Nadelöhr sorgt für Probleme. Bei mehreren Testfahrten und separaten Beobachtungen zwischen Freising und dem Terminal zeigte sich, dass der organisatorische Ablauf am Flughafenbahnhof nicht ausreichend an den Üfex angepasst wurde. Das eine Problem ist die Art und Weise wie die S-Bahnen dort verkehren. Die zweigleisige Strecke wird wie zwei eingleisige Strecken verwendet. Über das Nordgleis fährt die S1 in den Flughafen und auch wieder hinaus. Das Südgleis gehört zur S8. Beide Züge blockieren im Terminal-Bahnhof die Gleise für mehrere Minuten und fahren alle 20 Minuten ab. In dieses Konstrukt muss allerdings auch der Üfex passen, was verspätungsanfällig ist.
Vereinfachte Darstellung der Betriebsführung des Üfex am Flughafen München. Grafik: © airliners.de, Andreas Sebayang
Der Üfex nutzt nämlich ausschließlich das südliche Gleis der S8. Operativ bedeutet dies, dass einmal pro Stunde innerhalb von 20 Minuten vier Fahrten auf dem Südgleis notwendig sind. Auf dem Nordgleis hingegen nur zwei. Im Idealfall fährt zunächst eine S8 in den Flughafenbahnhof ein und kehrt dort am Bahnsteig. Derweil wartet ein Üfex der vorherigen Stunde in der Abstellanlage hinter dem Flughafenbahnhof. Fährt die S8 Richtung München fährt der Üfex langsam in den Bahnhof ein, um dann zur Minute 28 der S8 hinterherzufahren. Beide Züge bleiben dabei über den S-Bahnhof Besucherpark auf dem südlichen Gleis. Der Üfex aus Freising soll allerdings auf dem Südgleis den Flughafenbahnhof bis zur Minute 32 erreichen. Als Resultat sorgt schon eine kleine Verzögerung bei der S8 für eine mehrminütige Verspätung.
Wagenmaterial des Üfex
Der Üfex wird mit einem dreiteiligen Talent 2 (Baureihe 442) von Bombardier betrieben. Die Ausstattung entspricht Regionalzügen. So gibt es eine Toilette und über den Türen ist das Liniennetz des Üfex. Gepäckregale, eine Auflistung der Airlines nach Terminal oder andere Flughafenspezifische Informationsangebote fehlen dem Zug komplett. Zudem ist die Einstiegshöhe am Flughafen niedriger als bei den S-Bahnen, da der Regionalexpress an einem S-Bahnsteig halten muss.
Immerhin hat der Üfex einen 56 Minuten dauernden planmäßigen Aufenthalt am Flughafen, so dass Folgeverspätungen unwahrscheinlich sind. Die Betriebsführung ist trotzdem unnötig instabil. Zum einen sind der ankommende und abgehende Üfex viel zu dicht beieinander eingetaktet. Eine Entzerrung würde Verspätungen reduzieren. Zum anderen werden weder die Gleiswechsel zwischen Besucherpark und Terminal genutzt noch die Abstellanlage, um den Üfex oder gar die S-Bahnen im Richtungsbetrieb von und zum Flughafen zu bewegen. Beides würde für Fahrplanstabilität sorgen. Allerdings müsste die S-Bahn dann mit mehr Reserven fahren, denn für die Fahrt in die Abstellanlage, um sie zu einer Kehranlage zu machen, fehlen der S-Bahn die Zeit. Manch ein Zug hat nur wenige Minuten Zeit, um sich wieder auf den Weg nach München zu machen.
Gute Auslastung durch Gepäck
Der Üfex selbst wird, obwohl er noch recht neu ist, von den Fluggästen bereits gut angenommen. Erkennbar ist das an vielen besetzten Plätzen. Meist wird pro Fahrgast allerdings auch ein weiterer Sitzplatz belegt. Die fehlenden Gepäckregale zeigen Wirkung. Mit Gepäck ist der Zug zudem etwas umständlich, da es keinen ebenerdigen Zustieg gibt. Regionalzüge sind meist etwas tiefer gelegt als S-Bahnen.
Problematisch sind zudem die digitalen Zugzielanzeigen. Die sind bisher nicht für mehr als eine Linie pro Bahnsteig vorbereitet. Solange eine S8 im Bahnhof erwartet wird, wird der Regionalexpress nicht mit Echtzeitinformationen angezeigt. Es gibt nur starre Schilder, die zudem nicht leicht zu erkennen sind. Optimierungspotenzial ist also vorhanden. Das gilt sowohl für die Art und Weise die Züge in den Bahnhof hinein- wie auch herauszuführen, wie auch für bessere Anzeigen, mehr Informationsmaterial und vor allem Gepäckregale, damit die Koffer keine Sitze blockieren müssen.