Mit den weltweit ersten Ferienflieger-Jumbos nach Las Palmas und Mallorca – das bot Condor ab 1971. Doch die ersten Boeing 747 meines jungen Lebens konnte ich nur von der Aussichtsterrasse am Hamburger Flughafen bewundern. Meine Laufbahn als Flugpassagier begann sehr viel bescheidener, in den Osterferien 1973.
Mit meinen Eltern brach ich als knapp Siebenjähriger Ende März vor 40 Jahren nach Spanien auf, in die Wohnung eines Freundes an der Costa del Sol. Den Flug hatte mein Vater günstig geschossen – beim Pauschalveranstalter Hertie Reisen. Die dazu gratis abgegebene Strandtasche benutzte er gern, die Pauschalreise-Buchung an sich aber war ihm als Individualist peinlich. Mit Klebeband verdeckte er daher den Veranstalter-Schriftzug - und darüber lästerten mein Bruder und ich.
Überhaupt war eine Flugreise, zumindest wenn sie günstig sein sollte, in meinen Anfangsjahren als Fluggast oft umständlich. Einfach an meinem Heimatflughafen Hamburg einsteigen und nonstop ans Ziel fliegen – das war damals ein ferner Traum. Zu geschlossen waren noch die Hochpreis-Kartelle der IATA bei Linienflügen, zu rar direkte Ferienflüge.
Meine erste Flugreise führte zunächst mit einer endlosen Autofahrt von Hamburg nach Düsseldorf. Nach einer Übernachtung ging es dann in einer BAC 1-11 der Germanair zunächst einen kurzen Hüpfer nach Frankfurt. Unglaublich faszinierend fand ich es, die Welt von oben zu sehen. Vor allem wie klein Autos plötzlich wurden. Und wie freundlich die Stewardessen waren. Brachten mir meine Lieblingsbrause zu trinken und leckere Dinge zu essen, darunter so exotische wie eingeschweißtes Schwarzbrot, das ich noch nie gesehen hatte. Ich durfte sogar einen Stapel Postkarten von der Bavaria BAC 1-11 mitnehmen, mit der die Reise von Frankfurt endlich nach Malagá weiterging. Die habe ich heute noch, genau wie die Sicherheitskarten von damals. Der Grundstock einer jetzt riesigen Sammlung.
Zwei Jahre später wieder Spanien im Frühling, wieder ab Düsseldorf, diesmal mit einer LTU-Caravelle. Da durfte ich sogar ins Cockpit, der Kapitän unterschrieb eine Art Kinder-Fluglogbuch, und eine goldene Anstecknadel gab es auch. Toll. Aber erst Jahre später durfte ich wieder fliegen – den damals subventionierten Tickets nach West-Berlin sei dank. Mit einer BAC 1-11 von British Airways ging es von Hannover nach Tegel, nach einem Besuch beim Onkel zurück nach Hamburg in der Pan Am-Boeing 727. „Der junge Herr muss fliegen“, lästerte mein eher konservativer Onkel gegenüber meinen Eltern voller Unverständnis. Er fuhr lieber mit der Deutschen Reichsbahn auf der Transitstrecke durch die DDR, Fahrtzeit nach Hamburg viereinhalb Stunden.
Richtig aufregend, aber auch richtig umständlich später dann meine ersten Langstreckenflüge. Zuerst 1983 in die USA. Damals gab es eigens Billigreisebüros, die günstige Tickets vom sogenannten grauen Markt verkauften und die IATA-Tarife unterliefen. Also musste ich mit der Bahn fünf Stunden von Hamburg nach Amsterdam fahren, um dann mit einer Boeing 747-200 von Alia Royal Jordanian Airlines nach New York-JFK zu fliegen. Das war aufregend, sogar einen sehnsüchtigen Blick ins Oberdeck konnte ich werfen.
Auf dem Rückweg habe ich dann zum ersten Mal erfahren was Jetlag wirklich heißt. Da war es mir zu blöd, wieder mit dem Zug nach Hamburg zurückzufahren. So kaufte ich mir kurz entschlossen aus den Resten meiner Reisekasse einen Rückflug Amsterdam-Hamburg mit einer Finnair-DC-9. Meine überraschten Eltern schafften es kaum so schnell zum Flughafen, wie ich bereits eingeschwebt war. Und ich glaube ein bisschen übertrieben fanden Sie meinen Mini-Jetset, denn damals flogen innerhalb Westeuropas eigentlich nur Geschäftsleute.
Die ganz harte Tour dann nach dem Zivildienst 1987, als es zum Dienstende vom Bund eine Einmalzahlung von glaube ich rund 2.000 Mark gab. Davon reiste ich sieben Wochen lang wieder in die USA, aber aus Deutschland abzuheben war immer noch unerschwinglich. Also ging es, ähnlich wie Jahre zuvor beim amerikanischen Studenten Bill Clinton, mit Icelandair in die Neue Welt. Und zwar ab Luxemburg, alles andere als der Nabel der Welt, zumal aus Hamburg. Eine längliche Zugfahrt nach Köln, dann mit dem Gratis-Zubringerbus eine Zuckelei durch Eifel-Dörfer bis zum Findel Airport. Aber der Flug in der geräumigen DC-8-63 mit ihren riesigen eckigen Fenstern entschädigte für alles. Die alten Zeiten hatte eben auch ihr Gutes.