"Wir schaffen in Frankfurt eine ganz neue Welt der Sicherheitskontrollen", © Adobe Stock/Anton Gvozdikov
Koffer im Scanner. © Adobe Stock / Anton Gvozdikov
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Die airliners.de-Serie "Luftsicherheit" zu aktuellen Herausforderungen und zukünftigen Lösungsansätzen für die Luftsicherheit. Ab 2023 wird Fraport am Flughafen Frankfurt die Steuerung und Organisation der Luftsicherheit übernehmen. Schon jetzt bereitet sich der Betreiber darauf vor. Wir sprechen mit Alexander Laukenmann, dem Leiter des Flug- und Terminalbetriebs bei Fraport, über die Veränderungen, die auf Dienstleister, Airlines und Passagiere zukommen. Erstveröffentlichung: November 2021

airliners.de: Warum will Fraport demnächst mehr Verantwortung bei der Organisation der Luftsicherheitskontrollen am Flughafen Frankfurt übernehmen?

Alexander Laukenmann: Lassen Sie uns das Thema aus einer Prozessperspektive betrachten. Bislang gibt es in Deutschland in der Regel für verschiedene Prozesse im Terminal verschiedene Zuständigkeiten. Dadurch optimiert jeder Prozessteilnehmer seine Prozessstelle auf die jeweils eigenen Ziele hin. Als Terminalbetreiber kümmern wir uns also um den Weg des Passagiers vom Eingang zum Check-in und Baggage-Drop bis zur Sicherheitskontrolle und damit war die Prozessverantwortung der Fraport zu Ende.

Dann beginnt die Verantwortung der Bundespolizei. Mit dem Rahmen, den die Bundespolizei hier richtigerweise setzt, wird dann die Sicherheitskontrolle organisiert. Dann gibt es wieder ein Stück in unserer Verantwortung, bis es zur Grenzkontrolle geht und zu den Gates.

Was ist das Problem daran?

Die Prozesse sind fragmentiert und wenn sie einmal nicht ganz hundertprozentig auf die jeweilige Situation abgestimmt sind, entstehen Wartezeiten. Dem Passagier ist es dabei herzlich egal, welcher Prozesseigner letztlich für die Wartezeit verantwortlich ist. Das wurde von den Beteiligten erkannt, also vom Bundesministerium des Inneren, der Bundespolizei und Fraport. Wir haben uns dann hingesetzt und geschaut, wie wir unser gemeinsames Ziel, nämlich höchste Sicherheit, wahren und gleichzeitig die Prozesse aus Passagiersicht noch weiter optimieren.

Zu welcher Lösung sind Sie gekommen?

Wir haben einen Weg gefunden, bei dem die Bundespolizei und das BMI weiterhin die oberste Aufsicht innehaben. Das gilt für die Aufsicht, den bewaffneten Schutz der Kontrollstelle und weitere hoheitsrechtliche Kernaufgaben vor Ort sowie für die Anforderungen an die Ausbildungsstandards. Hier behält die Bundespolizei die Kontrolle.

Anders als bislang, wo Einzelpersonen mit der Durchführung der Sicherheitskontrollen beliehen werden, wird Fraport künftig aber als Unternehmen beliehen. Damit haben wir dann weitestgehend Möglichkeiten, den Prozess der Sicherheitskontrollen zu gestalten, und zwar jeweils passend zur Gesamtsituation im Terminal.

Was bedeutet das konkret, etwa beim Aufbau der Sicherheitskontrollspuren?

Wir beobachten europaweit, wie Prozessstellen organisiert werden, sprechen mit den verschiedenen Anbietern und sind in engem Austausch mit den Airlines. Der Aufbau unserer zukünftigen Sicherheitskontrollanlagen muss auch weiterhin von der Bundespolizei abgenommen werden. Solange wir dabei zertifiziertes Gerät einsetzen, haben wir einen weitgehenden Gestaltungsspielraum, wo welche Lösungskombination zum Einsatz kommen soll.

Übernehmen Sie dann eigentlich erstmal alle Bestandsgeräte?

Ja, das ist so vereinbart. Bereits im Vorfeld machen wir uns aber konkrete Gedanken dazu, was wir wo einsetzen wollen, um rechtzeitig die Beschaffung von neuen Geräten anstoßen zu können. Auch das liegt dann in unserer Verantwortung. Dazu erarbeiten wir gerade einen Infrastrukturmasterplan für Sicherheitskontrollen auf. Aber es gibt auch heute schon Kontrollstellen, die gut ausgerüstet sind. Nicht überall braucht man sofort teure neue CT-Geräte. Wir werden also neue Geräte anschaffen, wo notwendig, bei gleichzeitig bestmöglicher Verwendung der Bestandsgeräte.

Sie können dann zukünftig auch die Dienstleister selbst aussuchen, richtig?

Genau, als Beliehene der Bundespolizei wählen wir zukünftig die Dienstleister aus und setzen auch die Ausschreibungsbedingungen auf. Wir schauen uns auch an, wie es im Ausland geregelt ist und sehen unsere Situation sehr vergleichbar mit dem Flughafen Amsterdam. Hier wurde schon vor einiger Zeit auf eine Dienstleistersteuerung durch den Flughafenbetreiber umgestellt. Wir suchen uns dann das jeweils Beste aus diesen Welten zusammen. Dabei steht die Sicherheit der Passagiere natürlich immer an erster Stelle, nachgeordnet dann aber auch Prozessgeschwindigkeiten, Service am Passagier und so weiter.

Zudem werden wir schlussendlich für den Bund die Gebühren erheben. Das heißt, wir kalkulieren und tragen alle Kosten im Rahmen der bisherigen Gebührenordnung zusammen. Das ist ein Unterschied zur Entgelterhebung aus dem §19b, Luftsicherheitsgesetz.

Aktuell liegen die Luftsicherheitskosten in Frankfurt bei 9,95 Euro pro Passagier. Wird es dann zukünftig günstiger?

Die Kostenstruktur wird zukünftig davon abhängen, wie die Dienstleisterangebote aussehen. Das ist ein wesentlicher Kostentreiber. Es wird zudem davon abhängen, welche und wie viele CT-Geräte wir einsetzen werden. Insofern ist eine Aussage zur Entwicklung der Luftsicherheitsgebühr jetzt zu früh. Es kommen aber perspektivisch die neuen Umsatzsteuervorteile, die auch in Frankfurt Entlastungen bringen werden. Wir werden sehen, wie sich diese Faktoren dann zu einem neuen Preis sortieren.

Sie können an der Steuerung also nichts verdienen?

Eine Gebührenordnung ist bei Flughäfen tatsächlich deutlich enger gefasst als etwa die §19b-Entgeltregelungen. Bei einem Entgelt wären auch höhere Margen- und Gewinngestaltungen möglich. Bei der Gebührenberechnung nicht. Auch bei der Deckelung haben wir allerdings eine vergleichbare Rahmenstruktur wie alle anderen Flughäfen, wo die Bundespolizei die Gebühren einzieht.

Was macht zukünftig den größten Effizienzunterschied im Vergleich zu heute aus?

Es geht darum, den Prozess für die Passagiere so angenehm wie möglich zu gestalten, ohne dabei Abstriche bei der Sicherheit zu machen. Als lokal direkt Verantwortlicher haben wir dazu durch unsere sehr genauen Passagierdaten sehr gute Steuerungsmöglichkeiten zur Verfügung. Wir wissen schon sehr früh, wie viele Passagiere an welchen Kontrollbereichen wann zu erwarten sind. Das erleichtert die Absprache mit dem Dienstleister und ermöglicht eine detailliertere Planung.

Ist das ein Vorwurf gegen die Bundespolizei?

Nein, absolut nicht. Eine möglichst detaillierte Passagierprognose anhand von Simulationsmodellen zu erstellen, ist nicht die Kernaufgabe der Bundespolizei. Die Bundespolizei ist in erster Linie für die Sicherheit zuständig und das ist auch genau richtig so. Aber genau darum können wir an dieser Stelle gemeinsam mehr erreichen.

Vieles, was die Bundespolizei derzeit noch außerhalb ihrer eigentlichen hoheitlichen Aufgabenbereiche am Flughafen tut, machen wir zukünftig selbst – aber innerhalb eines Rahmens, den die Bundespolizei vorgibt. Dabei gehen die Prozesse dann Hand in Hand mit moderner Hardware, die wir platzieren, ausschreiben, finanzieren und letztlich auch in den Gebührenbescheid überleiten.

Ziel ist, bei gleich hoher Sicherheit schnellere Prozesszeiten zu angemessenen Kosten zu realisieren. Wir glauben fest daran, dass wir gemeinsam mit unseren Partnern und durch unsere Erfahrungen in Sachen Prozesseffizienz in Frankfurt eine neue Welt der Sicherheitskontrollen schaffen können.

Welche neuen Flexibilitäten erwarten Sie dann von den Dienstleistern?

Ich glaube, dass wir eine sehr intensive Partnerschaft mit den Luftsicherheitsdienstleistern haben werden, gerade was den Austausch mit Verkehrsprognosen angeht. Ziel ist eine neue Partnerschaft bei der Steuerung, damit wir relativ frühzeitig gegensteuern und uns etwa untereinander im Sinne eines stabilen Gesamtsystems austauschen können. Für die Dienstleister ist das natürlich ein neues System. Aber das gute Verhältnis mit der Bundespolizei als Aufsichtsbehörde bleibt selbstverständlich bestehen.

Frankfurt ist und bleibt also ein attraktiver Markt. Die intensive Zusammenarbeit mit uns als Fraport bietet nun zusätzlich eine tolle Chance für die Dienstleister, sich mit einer größeren Verantwortung partnerschaftlich mit einzubringen.

Wann soll denn alles losgehen? Planen Sie eine schrittweise Einführung?

Aktuell beschäftigen wir uns als Schwerpunkte mit der Masterplanung der Hardware und der Ausschreibung für die Dienstleister. Dabei geht es auch um die Zeitschiene. Es ist nicht ratsam, alles auf einmal neu aufzusetzen und dann sofort mit neuen Dienstleistern und neuen Geräten loszulegen. Deshalb werden wir das schrittweise in einem iterativen Prozess angehen.

Dabei sind auch die noch laufenden Dienstleisterverträge zu beachten. Das sind die Fragestellungen, mit denen wir uns aktuell beschäftigen und ich bin sehr zuversichtlich, dass wir eine sehr gute Lösung aufsetzen werden.

Gibt es denn auch Risiken für Fraport, die an der neuen Verantwortung hängen?

Wir sind ganz bewusst in diese neue Verantwortung gegangen. Wir haben gesagt: Ja, wir möchten diese Aufgabe übernehmen und wir kümmern uns. Damit stehen wir natürlich auch noch direkter in der Verantwortung für die Sicherheitskontrolle. Aber das ist konsequent und richtig so.

Herr Laukenmann, vielen Dank für das Gespräch.

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