Die Lufthansa steht laut einem Pressebericht vor einem radikalen Umbau. Wichtige Aufgaben wie die Netzplanung und das Erlösmanagement der Konzern-Fluglinien wie Lufthansa, Austrian und Swiss sollten zentralisiert werden, schreibt das "Manager Magazin" in einem am Mittwoch veröffentlichten Vorabbericht unter Berufung auf Unternehmenskreise. Zudem werde möglicherweise eine gesamte Führungsebene im Konzern gestrichen. Anderseits solle die neue Billigmarke Eurowings mit einem eigenen Posten im Vorstand vertreten sein.
Ein Lufthansa-Sprecher bestätigte Überlegungen für eine schlankere Organisation. "Es werden aktuell Konzepte erarbeitet, um die Organisationsstruktur der Lufthansa-Gruppe weiterzuentwickeln." Ziel sei eine effizientere Organisation mit verbesserten Abläufen und Prozessen. Allerdings gebe es noch keine Beschlüsse oder Umsetzungspläne. Diese sollten frühestens im dritten Quartal vorgestellt werden.
Unternehmensberatung engagiert
Laut dem Magazin arbeitet die Lufthansa-Führung um Vorstandschef Carsten Spohr bei der Umorganisation mit der Unternehmensberatung McKinsey zusammen. Während der Konzern bisher stark auf die Eigenständigkeit ihrer Töchter baute, solle künftig deutlich mehr zentral erledigt werden.
Allerdings müssen die gebündelten Abteilungen Insidern zufolge nicht unbedingt bei der Mutter Lufthansa angesiedelt sein. Dem Bericht zufolge ist auch offen, inwieweit durch den Umbau Arbeitsplätze wegfallen.
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Schon an diesem Donnerstag, 19. Februar, will der Konzern die Beschäftigten der Kernmarke bei einer Mitarbeiterversammlung über anstehende Veränderungen informieren. Dies soll aber nichts mit der geplanten Neuorganisation auf Konzernebene zu tun haben. Passage-Chef Karl Ulrich Garnadt und Personalvorstand Bettina Volkens hatten die Mitarbeiter Anfang Februar darauf vorbereitet, dass die Organisation von Konzern und Passagiersparte "deutlich" flexibler und effizienter werden müsse. Entlassungen von Piloten oder eine Verkleinerung der Flotte seien jedoch "aus heutiger" Sicht nicht geplant, hieß es.
Nicht nur Billigflieger sorgen für Druck
Die Lufthansa sieht sich in Europa durch die Konkurrenz von Billigfliegern unter Druck. Auf der Langstrecke machen Fluggesellschaften vom Persischen Golf Europas größter Fluggesellschaft das Leben schwer. Die Durchschnittserlöse im Fluggeschäft seien 2014 um mehr als drei Prozent gesunken, analysierte der Vorstand. Personalkosten und Gebühren gingen 2015 aber weiter nach oben. Den Angaben zufolge liegt das Kostenniveau im Kerngeschäft der Kranichlinie inzwischen 30 bis 40 Prozent höher als bei Wettbewerbern wie Easyjet und Turkish Airlines. Ohne Korrekturen komme die Lufthansa "in eine gefährliche rote Zone", warnte das Management.
Konzernchef Carsten Spohr baut nun verstärkt auf das Billigsegment. Neben der Tochter Germanwings startet der Ableger Eurowings mit deutlich niedrigeren Personalkosten und eigenen Airbus-Jets auf Strecken quer durch Europa.