Die Piloten der Lufthansa wollen ab Montag streiken. Bei einer Urabstimmung, zu der 4.500 Piloten der Lufthansa, der Töchter Cargo und Germanwings aufgerufen waren, stimmte eine große Mehrheit für Arbeitskampfmaßnahmen, wie die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) am Mittwoch in Frankfurt am Main mitteilte.
Streiken wollen die Piloten bei allen drei Fluggesellschaften. Die Arbeitsniederlegungen sollen am Montag um 00.00 Uhr beginnen und bis Donnerstag um eine Minute vor Mitternacht dauern, wie die Gewerkschaft mitteilte.
Während frühere Pilotenstreiks sich gewöhnlich auf einzelne Stunden oder Tage konzentrierten und sich dann langsam steigerten, setzt die Gewerkschaft mit der Ankündigung gleich zum Auftakt ihres Arbeitskampfes auf härteste Konfrontation.
Kampf um mehr Einfluss
Die im Mai 2009 begonnenen Tarifverhandlungen waren im Dezember für gescheitert erklärt worden. Dabei geht es nach VC-Angaben nicht in erster Linie gar nicht um die Vergütung, sondern um die "Sicherung von Arbeitsplätzen". Hier habe Lufthansa sich allerdings nicht auf verbindliche Zusagen eingelassen.
Im Kern geht es der überwiegend aus Lufthansa-Mainline-Piloten bestehenden Vereinigung um den Erhalt von Privilegien und um mehr Macht. Denn den teuren Lufthansa-Piloten sitzt die günstige Konzern-Konkurrenz direkt im Nacken.
Der Lufthansa-Konzern ist in den vergangenen Jahren sehr schnell gewachsen und zur Nummer Eins in Europa aufgestiegen. Neben der mittlerweile erfolgreichen Swiss wurden die österreichische Austrian Airlines, die belgische Brussels Airlines und die British Midland an Bord geholt.
Zudem fliegen etliche Regionalflieger wie Contactair, die Air Dolomiti, Augsburg Airways und Eurowings für den Konzern. Daneben wurden Lufthansa Italia und neue Cargo-Töchter wie Jade und Aerologic gegründet.
Vielen Piloten passt die ganze Linie nicht: «Die Töchter und Zukäufe werden dazu verwendet, Arbeitsplätze zu verlagern», schimpft Thomas von Sturm, ehemaliger Cockpit-Chef und aktuell Vorsitzender der Tarifkommission.
So schloss die Pilotengewerkschaft zuletzt auch eine Nullrunde nicht aus, wenn Lufthansa im Gegenzug ein Konzept vorlege, wie billigere Töchter künftig nicht die Strecken übernehmen, die bisher von Lufthansa selbst geflogen werden.
Lufthansa und die Krise
Der Streik kommt für die Lufthansa zum ungünstigen Zeitpunkt. Der Lufthansa-Vorstand hatte bereits zuvor an die Piloten appelliert, das Unternehmen in der wirtschaftlich schwierigen Lage nicht mit einem Arbeitskampf zu belasten.
In der Wirtschaftskrise war neben Zahl der Passagiere vor allem das Premium-Segment stark zurückgegangen. Lufthansa Cargo kündigte erst kürzlich an, wegen des Rückgangs der Frachtmenge und des Preisverfalls jeden zehnten der 4.500 Arbeitsplätze streichen zu wollen.
Lufthansa steht insgesamt vor Problemen, die neben der Bahn nur wenige Unternehmen in Deutschland kennen: Gleich mehrere kleine Spezialgewerkschaften sind im Betrieb vertreten - jede für sich kann den Flugverkehr wirksam stören. Als schlagkräftigste Gruppe gelten mit Abstand die Piloten.
Aber auch die meist von Verdi organisierten Techniker hatten schon 2008 gezeigt, dass ohne ihre Arbeit der Flugverkehr zusammenbricht. Daneben gibt es in der Lufthansa auch noch eine eigene Gewerkschaft für Flugbegleiter mit dem Namen UFO.