
A320 der Niki: Die Air-Berlin-Tochter ist insolvent. Foto: © AirTeamImages.com, Matthieu Douhaire
Die österreichische Air-Berlin-Tochter Niki ist insolvent. Der entsprechende Antrag ist laut Ad-hoc-Mitteilung beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg eingegangen. Niki werde nach eigenen Angaben keine weiteren Flüge durchführen. Bereits um 17.37 Uhr landete in Stuttgart die letzte Niki-Maschine.
Nach-Informationen der Nachrichtenagentur dpa aus Air-Berlin-Kreisen handelt es sich um eine Regelinsolvenz, nicht wie im Falle von Air Berlin um eine Insolvenz in Eigenverwaltung.
Lufthansa lässt Niki fallen
Wenige Stunden zuvor hatte die Lufthansa Group angekündigt, den Ferienflieger aus dem Übernahme-Antrag herauszulösen. Ursprünglich wollte der Kranich-Konzern von Air Berlin die beiden Töchter LGW und Niki übernehmen und in die Billigplattform Eurowings integrieren.
Die EU-Kommission meldete aber deutliche Bedenken gegen die daraus entstehende Marktmacht der deutschen Nummer eins an und forderte Zugeständnisse. Brüssel habe "klar signalisiert", dass eine Übernahme von Niki derzeit nicht genehmigungsfähig sei, erklärte die Lufthansa. Daher werde eine Übernahme des Ferienfliegers "nicht weiterverfolgt".
In der Phase-eins-Prüfung durch die EU-Kommission, die bis zum 21. Dezember läuft, hatte Lufthansa bereits Zugeständnisse gemacht. Nach Worten von Konzernchef Carsten Spohr wolle man eine Niki "praktisch ohne Slots" übernehmen. In Medienberichten war von dem Verzicht von rund einem Drittel der Start- und Landerechte die Rede.
Bei Lufthansa heißt es nun: "Die Kommission beurteilt diesen Schritt als nicht ausreichend und hat klar signalisiert, dass eine Übernahme und Integration von Niki in die Eurowings Gruppe aktuell nicht genehmigungsfähig ist."
Kranich will weiterhin LGW
Die Übernahme von LGW ist laut Ad-hoc-Mitteilung aber weiterhin bei der EU-Kommission beantragt. Auch hierfür bietet der Kranich nach eigener Mitteilung den Verzicht auf Slots an. Der überarbeitete Antrag für die Übernahme der LGW sei bereits bei der Behörde eingereicht worden.
LGW ist für Lufthansa besonders wichtig, da die Airline den vormaligen Air-Berlin-Wet-Lease für Eurowings nach und nach von Air Berlin übernimmt. Lufthansa bietet nach Angaben von Air Berlin "rund 18 Millionen Euro" für die LGW. Damit soll "vorrangig der von der KfW gewährte Massekredit bedient" werden. Allerdings ist dieser in der Summe 150 Millionen Euro hoch und der LGW-Kaufpreis reicht laut Insidern gerade einmal zur Tilgung der anfallenden Zinszahlungen. Inklusive Niki hatte Lufthansa zuvor 210 Millionen Euro geboten.
Lufthansa hatte die Übernahmen von LGW und Niki in Brüssel in einem Paket angemeldet. Kenner sahen darin das Kalkül, die weitaus wertvolleren aber kartellrechtlich durchaus problematisch zu bewertenden innerdeutschen Slots der LGW "nebenbei" zu bekommen. Allerdings hatte bereits das Bundeskartellamt angekündigt, die EU-Prüfung abzuwarten und anschließend eventuell noch einmal selbst die Lage auf dem deutschen Markt zu prüfen.
Neue Angebote für Niki gesucht
Die Finanzierung von Niki stand bereits zuvor auf wackeligen Füßen. Seit der Air-Berlin-Insolvenz hatte Lufthansa wöchentlich zehn Millionen Euro beigesteuert, um Niki in der Luft zu halten und deren Slots weiterhin zu sichern.
Air Berlin muss nun neue Angebote für Niki ausloten. Airline-Gründer Niki Lauda erklärte noch am Abend, er würde die von ihm gegründete Airline aus der Pleite herausholen. "Ich bin interessiert und würde mich darum kümmern", sagte Lauda der österreichischen Nachrichtenagentur APA.
Insider zweifeln, dass dies schnell genug gehen könnte, da ein Neustart zum Sommer nicht gesichert ist, wenn die Flugzeuge jetzt am Boden bleiben. Der Air-Berlin Generalbevollmächtige Frank Kebekus hatte jüngst mitgeteilt, Lufthansa sei der "einzig zuverlässige Kaufinteressent" für Niki, allerdings verhandele man aktuell auch mit Thomas Cook. Die Mutter der deutschen Condor hatte ein Gebot zusammen mit Lauda eingereicht.
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Die Flugzeuge der Air Berlin Group hatte sich die Lufthansa Group schon zuvor für über eine Milliarde Euro gesichert. Findet sich nun allerdings ein neuer Käufer für Niki, muss der Kranich die bereits gekauften Maschinen einem potenziell anderen Käufer zu marktüblichen Konditionen verleasen, heißt es im Auflagenpapier der EU.