Nach dem Einstieg über eine Minderheitsbeteiligung bei Ita Airways will die Lufthansa die italienische Staatsfluglinie mittelfristig ganz übernehmen.
Das sei das Ziel des Investments, sagte Lufthansa-Konzernchef Carsten Spohr am Freitag in einer Telefonkonferenz vor Journalisten. Er betonte aber, dass die Lufthansa dazu nicht gezwungen werden könne. Dies hänge – ebenso wie der Preis für die ausstehenden Anteile – von der künftigen Entwicklung von Ita ab.
Konkret will der Lufthansa-Konzern die italienische Staatsairline in drei Schritten übernehmen. Die genauen Bedingungen dazu seien in dem Vertrag mit der Regierung festgeschrieben, erklärte Spohr.
Einen Gesamtpreis und eine genaue Zeitspanne nannte Spohr nicht. Der Weg zur vollständigen Übernahme sei aber klar vereinbart.
Zunächst übernimmt Lufthansa für 325 Millionen Euro eine Minderheit von 41 Prozent. Das Geld soll als Kapitaleinlage fließen. Die Regierung in Rom soll ihrerseits weitere 250 Millionen Euro in das Unternehmen einbringen.
Ab 2025 könne Lufthansa dann zu bestimmten Bedingungen weitere 49 Prozent der Anteile übernehmen und später in einer dritten Marge auch die restlichen zehn Prozent.
Die italienische Zeitung "Corriere Della Sera" berichtet, dass der feste Kaufpreis für die Übernahme der weiteren 49 Prozent der Anteile an Ita bei 425 Millionen Euro liegen soll, was aber von wirtschaftlichen Erfolgen abhängen soll. Für die restlichen zehn Prozent müssten dann etwa 80 Millionen Euro gezahlt werden. In Summe ergäbe sich so ein Kaufpreis von bis zu 830 Millionen Euro für 100 Prozent an Ita Airways, wobei Teile als Kapitaleinlage eingebracht werden.
Spohr zeigte sich zuversichtlich, dass die Wettbewerbsbehörden den Deal absegnen dürften. Denn Ita liege beim Marktanteil in Italien mit zehn Prozent nur auf Rang vier hinter den Billigfliegern Ryanair, Wizzair und Easyjet, die zusammen auf rund 60 Prozent kämen. Hier müsse die EU-Kommission vielmehr "fast ein Monopol von Ryanair" fürchten und deshalb froh sein, dass mit einer gestärkten Ita nun mehr fairer Wettbewerb möglich sei, sagte Spohr.
"Alles getan, um Risiken zu minimieren"
Allerdings könne Lufthansa nicht zur vollständigen Integration gezwungen werden, wenn die Zahlen der Ita nicht stimmten. Das Unternehmen sei auch vor wirtschaftlichen und juristischen Risiken geschützt, die mit der Ita-Vorgängerin Alitalia zusammenhängen.
"Wir haben alles versucht, um die finanziellen Risiken zu minimieren", betonte Spohr. Zudem sei sichergestellt, dass man nicht zu viel für die italienische Airline zahle.
Spohr zeigte sich optimistisch, dass die Ita im Lufthansa-Verbund schnell profitabel werde und bereits ab 2025 operative Gewinne einfliege. Die Airline habe eine sehr günstige Kostenstruktur und passe hervorragend ins Lufthansa-Netz. Ihr Vielfliegerprogramm solle schnell in das Lufthansa-System integriert werden.
Die Lufthansa hatte am Donnerstag mitgeteilt, zunächst mit einer Minderheitsbeteiligung bei Ita einzusteigen. Das hatte der Konzern lange Zeit ausgeschlossen und als Voraussetzung für den Einstieg eine mehrheitliche Übernahme genannt.
Die Lufthansa verhandelte seit Anfang des Jahres darüber, die Alitalia-Nachfolgerin Ita in ihr Netz von bisher neun Airlinemarken aufzunehmen und so ihre Position auf dem italienischen Markt zu stärken. Lufthansa-Chef Spohr sprach von einer "Win-Win-Situation" für Italien, Ita und die Lufthansa sowie deren Aktionären und Kunden.