Die Frachttochter des Lufthansa-Konzerns sieht sich aufgrund äußerer Rahmenbedingungen in ihrer möglichen Entwicklung gebremst. Am Rande der Münchner Fachmesse „Transport Logistic“ verwies CEO Karl Ulrich Garnadt darauf, dass seinem Unternehmen allein durch das Nachtflugverbot in Frankfurt jährliche Einnahmen von 40 Millionen Euro entgingen. Dieses Ertragsdefizit sei durch Drehen an der Gehaltsschraube der Mitarbeiter, Verlängerung von Arbeitszeiten oder andere kompensatorische Maßnahmen nicht auszugleichen. Als Sonderbelastung hinzu kämen die von der EU singulär erhobenen Emissionsabgaben für europäische Fluggesellschaften. "Unser Geschäftsumfeld könnte wahrlich etwas einfacher sein" sagte der Manager.
Aufgrund dieser Restriktionen sowie des Verlustes von Umsatz und Geschäftsanteilen durch die Frankfurter Nachtsperre würden sich die Wettbewerbsbedingungen der Lufthansa Cargo schrittweise verschlechtern. Garnadt verwies auf Gesellschaften wie Qatar Airways, deren selbstgestecktes Ziel es sei, innerhalb von zehn Jahren zur weltweit drittgrößten Frachtfluglinie aufzusteigen. Da spielen staatliche Investitionen in Milliardenhöhe keine Rolle. Sie würden von der Regierung Katars getätigt, weil damit ein langfristig vorgegebenes Ziel erreicht werden soll.
Mit solchen staatlich finanziell hochgepushten Kapazitätsanbietern aber müsse Lufthansa Cargo konkurrieren, was angesichts der limitierten Rahmenbedingungen am Heimatstandort Rhein/Main zunehmend schwerer falle.
"Wir stehen auch in einem internen Wettbewerb innerhalb des Lufthansa-Konzerns um Geldmittel", betonte der Manager. Unterstützung bei Investitionsvorhaben könnten nur jene Töchter erwarten, die perspektivisch profitabel und erfolgreich wirtschafteten und so zum Wohl des Gesamtunternehmens beitrügen.
Diesen Beistand habe die Cargo, wie die zugestandenen Mittel in Höhe von bis zu 800 Millionen Euro für den Bau der neuen Frachtanlage „Lufthansa Cargo Center Neo“ sowie eine neue IT-Architektur zeige. Dies seien zusammen mit der bis 2015 vorgesehenen Einflottung von fünf Boeing-777-Frachtern, der kontinuierlichen Qualitätsverbesserung der Produkte und der elektronischen Datenübermittlung (E-Freight) beim Transport von Luftfracht klare Signale für eine positive Zukunft der Cargo, sagte Garnadt.
Er verwies darauf, dass auch die Politik zunehmend anerkenne, dass die jetzigen Rahmenbedingungen den gesamten Luftfahrtstandort Frankfurt langfristig entwerteten. Das belegten diverse Gespräche mit Hessens Wirtschaftsminister Florian Rentsch. Dieser war am Eröffnungstag der Münchner Fachmesse Gast der LH Cargo auf deren Stand.