Mit Cargologic Germany soll demnächst eine neue deutsche Luftfrachtgesellschaft abheben. Dieser Tage erwartet die Fluggesellschaft ihre Zulassung durch das LBA, erfuhr airliners.de aus dem Umfeld der Airline. Eigentlich - denn die deutsche Branche läuft Sturm gegen die Pläne.
Hintergrund ist, dass es sich bei Cargologic um eine Tochter der russischen Volga-Dnepr handelt. Das passt der deutschen Konkurrenz gar nicht. Dabei beruft man sich vor allem auf die EU-Regularien, wie die Besitzverhältnisse einer EU-Fluggesellschaften auszusehen haben.
Das Stichwort dazu lautet "Ownership and Control". Demnach müssen EU-Eigentümer mindestens 50 Prozent der Anteile halten und darüber hinaus auch die Kontrolle über die Entscheidungen der Airline treffen können.
Lufthansa fürchtet um Standort
Für den Chef von Lufthansa Cargo, Peter Gerber, ist die Einhaltung ebendieser Regularien eine "Mindestgröße", wie er im Gespräch mit airliners.de sagte. Solange für den internationalen Luftverkehr keine weltweit einheitlichen Rahmenbedingungen sichergestellt seien, beispielsweise über die Welthandelsorganisation, müsse die Vergabe von Verkehrsrechten behutsam erfolgen. "Nur so kann ein ausgewogener Wettbewerb sichergestellt werden, der am Ende nicht zu Lasten der Arbeitnehmer oder gar unseres Standortes geht", so Gerber.
"Die deutsche Regierung würde zum Steigbügelhalter russischer Expansionspläne im europäischen Luftverkehr, wenn sie Cargologic ein deutsches AOC erteilen würde", befürchtet auch Michael Engel, Hauptgeschäftsführer des deutschen Airline-Verbands BDF im Handelsblatt: "Auf der einen Seite ein Vertreter der russischen Muttergesellschaft und auf der deutschen Seite ein Vertreter von deren Tochter Cargologic. Wie soll dann in Verhandlungen deutschen Interessen Rechnung getragen werden?"
Neue Verkehrsrechte-Verhandlungen mit Russland im März
In den Aussagen der Beteiligten schwingt die Befürchtung mit, Deutschland könnte in den Verhandlungen um Luftverkehrsrechte mit Russland seine Pfründe verspielen, sobald russisch kontrollierte Fluggesellschaften auf deutscher Seite die Konsultationen mit gestalten. Tatsächlich sind in die Verhandlungen um Luftrechte auch immer die Fluggesellschaften der betreffenden Länder mit einbezogen.
Wie airliners.de aus mit der Sache vertrauten Kreisen erfuhr, sind aktuell neue Gespräche zum Thema Verkehrsrechte mit Russland geplant. Schon im März soll es erste Vorgespräche geben. Für deutsche Luftfrachtunternehmen geht es dabei vor allem um Überflugrechte, denn anders als etwa in China gibt es in Russland keinen besonders großen Markt.
Das Thema "Ownership and Control" ist aktuell auch in Sachen Brexit ein heißes Eisen. Gleich mehrere große europäische Airlines arbeiten aktuell daran, wie sie den Kriterien nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU erfüllen können. So gehört Iberia der britischen IAG, Condor dem britischen Reiseveranstalter Thomas Cook und auch Tui hätte ohne die britischen Anteilseigner nicht genügen EU-Eigentümer, im übrigen auch wegen eines relativ hohen Anteils russischer Shareholder.

Aktuell steht bereits eine Boeing 737 Cargologic Germany in Leipzig. Bis zum Jahresende sollen es fünf Maschinen sein. Aber in der deutschen Branche wird gemunkelt, dass es wohl bei Cargologic Germany mittelfristig nicht bei einer kleinen Flotte bleiben werde, wie man in Frankfurt hinter vorgehaltener Hand hört.
Es werde wohl nicht lange dauern, bis die Volga-Dnepr-Gruppe auch ihre bislang aus Großbritannien heraus operierende Cargologic-Maschinen nach Deutschland transferiere. Die Cargologic-Flotte in Großbritannien besteht aus aktuell vier Boeing 747-Frachtern. Bestellt sind zudem drei Antonow-AN124-Großfrachter. Schon jetzt ist die russische Muttergesellschaft vor allem mit ihrem Ableger Airbridge Cargo in Frankfurt sehr aktiv.
Zulassungsprozess zieht sich schon lange
Cargologic Germany selbst sieht die Sache weniger dramatisch. Gegenüber airliners.de sagte Managing Director Ulriech Ogiermann schon im August, dass er keine Probleme erwarte. Der dem LBA vorliegende Antrag erfülle sämtliche formalen Kriterien für Fluggesellschaften, die eine Betriebsgenehmigung in einem EU-Mitgliedsland anstrebe.
Mit dem deutschen Ableger sei geplant, innereuropäische Expressdienste zu fliegen, bekräftigte Ogiermann zuletzt gegenüber dem Luftfracht-Fachportal Cargo Forwarder. Dem Bericht vom Ende Januar zufolge zieht sich die Zulassung nun dennoch schon länger als erwartet. Die Airline führe "konstruktive Gespräche" hieß es weiter von Seiten der Airline.
Lesen Sie auch: Leipzig bekommt neue Fracht-Airline
Dem Handelsblatt ist zu entnehmen, dass die Zulassung vom LBA nun an das übergeordnete Bundesverkehrsministerium zur Prüfung vorgelegt hat. Dort wird auch wieder das Thema "Ownership and Control" begutachtet. Hinter Volga-Dnepr steht demnach der russische Oligarch Alexey Isaikin. Im Gegenzug für Investitionen habe dieser bereits vor einiger Zeit von Zypern einen europäischen Pass bekommen.
Im Übrigen ist Cargologic Germany nicht der erste Aufschlag von Volga-Dnepr in Deutschland. Bereits 2012 gründete die Gruppe mit Air Cargo Germany eine Frachtfluggesellschaft, die mit drei Boeing 747 vom Flughafen Hahn aus operierte. Keine zwei Jahre später musste die Airline Insolvenz anmelden.