Die Lufthansa Group bekommt im Übernahmepoker um Alitalia Gegenwind. Italiens Wirtschaftsminister Carlo Calenda sagte, dass der Kranich-Konzern das abgegebene Angebot für den maroden Carrier erhöhen müsse, "um Chance für einen Zuschlag zu haben". Dies zitieren mehrere italienische Medien aus einem Interview Calendas mit "Radio Capital".
Letztlich sollte die Übernahme nicht auf den "Schultern der Italiener lasten". Es müssten weiterhin "möglichst effiziente Verbindungen" angeboten werden, die "stabile Preise garantieren".
Erste konkrete Gespräche
Der Kranich-Konzern will laut Insidern bis zu 250 Millionen Euro für Alitalia bezahlen und etwa 6000 der rund 11.000 Arbeitsplätze übernehmen. Die von der italienischen Regierung eingesetzten Sonderkommissare dringen aber wohl auf 400 Millionen Euro und einen weitaus geringeren Arbeitsplatzabbau.
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Vergangene Woche gab es erste konkrete Gespräche in Rom. Beide Seiten sollen dem Vernehmen nach Verhandlungsbereitschaft signalisiert haben.
"Es wäre effektiv eine Liquidation"
Lufthansa will Alitalia ähnlich wie Swiss sanieren. 100 Maschinen soll Alitalia zukünftig fliegen - aktuell sind es noch 122. Auch will der Konzern nur fliegendes Personal übernehmen - an den Bodendienstleistern hat Lufthansa kein Interesse. Rom solle ein Drehkreuz bleiben, Mailand hingegen werde für Punkt-zu-Punkt-Verkehr (Eurowings) genutzt.
Alitalia-Gewerkschaften hatten sich gegen die Pläne ausgesprochen. "Das wäre das Ende von Alitalia, wie wir es kennen. Es wäre effektiv eine Liquidation ", sagte ein Vertreter.
Gespräche mit Cerberus und Easyjet
Indes sind auch andere Bieter offenbar noch nicht aus dem Rennen. So berichtet die Wirtschaftszeitung "Sole 24 Ore", dass sich der US-Investmentfonds Cerberus und Easyjet zusammentun wollten. Spitzenmanager von Cerberus hätten für kommenden Dienstag ein Treffen mit den drei Sonderverwaltern der Alitalia anberaumt.
Cerberus und Easyjet hatten unabhängig voneinander Interesse an dem maroden Staatscarrier gezeigt, jedoch kein Offert im Rahmen der Ausschreibung der Sonderverwalter der Alitalia vorgelegt. Laut Medienberichten ist Cerberus bereit, die Airline komplett zu sanieren. Allein die angestrebte Übernahme solle 400 Millionen Euro kosten.
Umsatzplus erwartet
Dass Alitalia sich Zeit nehme, um die Riege der Interessenten genau zu beleuchten und alle Möglichkeiten auszuloten, liege laut Kommissar Luigi Gubitosi auch an der aktuellen Finanzlage des Carriers. So hätte Alitalia "noch 850 der vom Staat gezahlten 900 Millionen Euro in den Kassen" und damit genug Geld, um "den besten Partner auszuwählen, von denen, die Alitalia nun umwerben".
Nach drei Umsatzrückgängen in Serie in den vergangenen Jahren, geht Gubiotsi für 2017 von einem Plus von rund einem Prozent aus. Gleichzeitig kündigte er für das kommende Jahr neue Routen nach Johannesburg und Nairobi an: "Wir warten auf Genehmigungen."
Verkauf zieht sich weiter
Alitalia ist seit Jahren in der Krise und hatte im Mai Insolvenz angemeldet, nachdem die Mitarbeiter mehrheitlich einen neuen Sparplan ablehnten. Der Staat als Eigner der Airline stellte einen Überbrückungskredit, der die Airline in der Luft hält. Ähnlich wie Air Berlin überlebte Alitalia in den vergangenen Jahren nur aufgrund der Finanzspritzen von Großaktionärin Etihad.
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Nun soll Alitalia verkauft werden. Dies geschieht in zwei Losen. Die eine beinhaltet den Flugbetrieb einschließlich Flugzeugen und der Wartung. Der andere Teil beinhaltet die Bodenverkehrsdienste. Dabei haben die Verwalter auch Struktur- und Arbeitsplatzgarantien im Blick. Das scheint den Verkauf nicht zu vereinfachen. Hinzu kommt, dass Beschäftigte und die italienische Regierung weiter auf eine Komplettübernahme des Unternehmens hoffen.