Darf es ein bisschen mehr sein? 300, 620 oder 1000 Kilometer pro Stunde ist mit aktuellen Bodenverkehrskonzepten abseits des Systems Rad/Schiene angedacht. In drei Teilen betrachtet die airliners.de-Serie "Luftfahrtkonkurrenz der Zukunft" die zunehmende Verbreitung der Magnetschwebebahntechnik, auch als Ersatz für die Kurzstreckenflüge, das Hyperloop-Konzept, das in der Zukunft sogar die Mittelstrecke angreifen könnte, und Nevomos Ansatz, bestehende Gleise für Geschwindigkeiten jenseits der 400 km/h fit zu machen.
Abseits von Rekordfahrten unter laborähnlichen Bedingungen ist es noch keinem Rad-Schiene-System gelungen, Geschwindigkeiten jenseits der 400 km/h zu erreichen. Um in diese Geschwindigkeitsbereiche vorzustoßen, gab es bisher nur zwei Ansätze:
Konventionelle Magnetschwebebahntechnik, wie sie vor allem China und Japan vorantreiben, und das Hyperloopkonzept, das ebenfalls auf Magnetschwebetechnik setzt, jedoch ein Grob-/Feinvakuum benötigt.
Letztere ist eine Technik, die in den vergangenen Jahren eher durch PR und weniger durch tatsächliche Fortschritte aufgefallen ist, auch wenn sich insbesondere in Bayern mittlerweile etwas tut. Doch bis es zu einer Realisierung kommt, dürfte es Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte dauern, denn der Aufwand für die Tunnel mit geringer Luftdichte ist hoch, ungeklärt sind zudem Kurven und Weichen.
Seit einigen Jahren arbeitet nun das polnische Unternehmen Nevomo an einer Lösung, die das Beste aus allen Welten vereinen und in gleich mehrfacher Hinsicht schnell sein soll. Magrail nutzt nämlich sowohl Schienen als auch Magnetschwebetechnik. Wobei die Fahrzeuge nicht notwendigerweise schweben müssen.
Auch Passagierzüge sollen per Magrail Boost schneller beschleunigen können. © Nevomo
Die Technik wird nämlich in Stufen erforscht, entwickelt und angeboten. Je nach Einsatzzweck rollen mit Nevomo-Technik ausgerüstete Züge ganz normal über die Schienen, schweben in einer erweiterten Version oder verschwinden zwischendurch in Feinvakuum-Tunneln, was die weit in der Zukunft liegende Vision ist.
Die ersten beiden Stufen hingegen können – so das Versprechen von Nevomo – binnen Jahren statt Jahrzehnten realisiert werden.
Magrail Boost für schwere Züge
Die erste Stufe nennt sich "Magrail Boost" und braucht vergleichsweise wenig Aufwand. Sechs bis sieben Millionen Euro soll das Aufrüsten einer bestehenden zweigleisigen Strecke pro Kilometer kosten.
Das hört sich zwar im ersten Moment nach viel Geld an, ist aber im Bahnbereich ein sehr niedriges Preisniveau. Selbst das Bauen von Straßenbahnen ist teurer. Wie der Name es schon andeutet, sorgt Magrail Boost vor allem für eine verbesserte Beschleunigung, kann aber auch die Endgeschwindigkeit von entsprechend umgerüsteten Zügen leicht erhöhen.
Um diesen Artikel zu lesen, registrieren Sie sich jetzt
Als airliners+ Abonnent haben Sie Vollzugriff auf 20 Jahre Luftverkehrs-Expertise. Interessante Hintergründe, ausführliche Analysen, regelmäßige Kolumnen und fachkundige Tutorials verschaffen Orientierung in herausfordernden Zeiten. Mit kuratierten Nachrichten-Briefings und Eilmeldungen per E-Mail verpassen Sie keine relevanten Entwicklungen. Weitere Vorteile:

- Artikel als gestaltete PDFs archivieren
- Plus-Newsletter und Volltext-RSS
- Aktive Teilnahme an Webinaren