
Flugzeuge von Niki und Vueling: Unterschiedliche Flugrouten. Foto: © AirTeamImages.com, Chris Jilli
Die Übernahme der Air-Berlin-Tochter Niki durch den IAG-Billigflieger Vueling hat zwar nicht das Potenzial, die Machtverhältnisse am europäischen Himmel neu zu ordnen, aber sie macht die British-Airways-Mutter vorübergehend zum zweitwichtigsten Airline-Konzern auf dem Kontinent.
Hat Niki gesamteuropäisch aktuell zwar nur einen Marktanteil von 0,4 Prozent, sind dies für IAG jedoch die entscheidenden Punkte, um sich vorläufig von Billigflieger Ryanair abzusetzen.
Angaben in Prozent | |
---|---|
Lufthansa Group | 13.7 |
IAG* | 10.8 |
Ryanair | 10.4 |
Air France/KLM | 8.6 |
Easyjet | 7.2 |
Weitere Airlines | 49.3 |
Die Grafik zeigt die Verteilung der angebotenen Sitzplatzkapazitäten der fünf größten Airline-Konzerne Europas auf Flügen ab Airports im laufenden Winterflugplan bis Ende März. Angaben gerundet. *= inkl. Niki Quelle: ch-aviation, Stand: 1. Januar 2018
Nach wie vor ist der Lufthansa-Konzern mit seinen Airlines Lufthansa, Eurowings, Austrian, Swiss (inklusive Edelweiss), Brussels und neuerdings auch LGW dominierend auf dem Kontinent. Air France/KLM und IAG haben das Nachsehen.
Vueling lässt sich Niki rund 37 Millionen Euro kosten
Die Billigtochter der British-Airways-Mutter IAG, Vueling, will für 20 Millionen Euro die österreichische Air-Berlin-Tochter Niki übernehmen. Laut des vorläufigen Insolvenzverwalters Lucas Flöther sei der Kaufvertrag noch kurz vor Jahresende unterschrieben worden.
Noch einmal 16,5 Millionen Euro investiert IAG in den Weiterbetrieb der aktuell gegroundeten Niki, sodass diese bis zum Closing wieder abheben und die wichtigen Slots bedienen kann. Experten gehen davon aus, dass die Niki-Flieger - dann unter der Marke Vueling - nicht vor März abheben werden.
Gleichzeitig will Vueling rund Dreiviertel der Arbeitsplätze bei Niki übernehmen, was den Betriebsrat erfreut. Die Transaktion soll - vorbehaltlich der kartellrechtlichen Genehmigung seitens der EU-Kommission schon Ende Februar abgeschlossen sein.
Hauptmärkte überschneiden sich
Der Hauptmarkt von Vueling ist Spanien. Allerdings ist der Low-Cost-Carrier dort nur die drittgrößte Macht hinter Iberia und Ryanair. Auch Niki findet sich auf dem spanischen Markt wieder.
0 | |
---|---|
Iberia | 17.3 |
Ryanair | 16.8 |
Vueling | 15.4 |
Air Europa | 8.2 |
Easyjet | 5.1 |
Binter Canarias | 3.7 |
Norwegian | 3.1 |
Niki | 2.0 |
Weitere Airlines | 28.4 |
Die Grafik zeigt die Verteilung der angebotenen Sitzplatzkapazitäten auf Flügen ab spanischen Airports im laufenden Winterflugplan bis Ende März. "Weitere Airlines" sind jene mit je weniger als zwei Prozent Anteil. Angaben gerundet.Quelle: ch-aviation, Stand: 1. Januar 2018
Das Engagement Nikis in Spanien erklärt sich vor allem durch Palma de Mallorca, da der Carrier im Zuge der Restrukturierung von der Mutter Air Berlin im Herbst 2016 alle Flüge zum Airport Son Sant Joan (PMI) übernommen hat. Da, wo Air Berlin einst groß geworden war, stellte sich zuletzt nur noch der österreichische Ferienflieger dem Wettbewerb.
Angaben in Prozent | |
---|---|
Niki | 17.1 |
Ryanair | 16.1 |
Vueling | 15.9 |
Air Europa | 14.7 |
Iberia | 10.7 |
Weitere Airlines | 25.5 |
Die Grafik zeigt die Verteilung der angebotenen Sitzplatzkapazitäten auf Flügen ab dem Airport Son Sant Joan auf Palma de Mallorca im laufenden Winterflugplan bis Ende März. "Weitere Airlines" sind jene mit je weniger als zehn Prozent Anteil. Angaben gerundet. Quelle: ch-aviation, Stand: 1. Januar 2018
Branchenkenner rechnen daher damit, dass die EU-Kommission Vueling die Auflage erteilen wird, einige Start- und Landerechte am Flughafen auf Palma de Mallorca abzugeben.
Auch wenn sich das Engagement von Niki und Vueling auf Mallorca stark überschneidet, könnten die Portfolios der beiden Airlines unterschiedlicher nicht sein. So ist Niki vor allem an Airports in der Dach-Region aktiv; IAG-Billigflieger Vueling hingegen zu aller erst an jenen in Spanien und dann Frankreich und Italien.
0 | |
---|---|
Barcelona-El Prat | 31.4 |
Rom-Fiumicino | 5.6 |
Paris-Orly | 4.8 |
Palma de Mallorca | 4.1 |
Bilbao | 3.4 |
Sevilla | 3.2 |
Malaga | 3.1 |
Weitere Airports | 44.4 |
Die Grafik zeigt die Verteilung der angebotenen Sitzplatzkapazitäten auf Flügen von Vueling im laufenden Winterflugplan bis Ende März. "Weitere Airports" sind jene mit je weniger als drei Prozent Anteil. Angaben gerundet. Quelle: ch-aviation, Stand: 1. Januar 2018
Die EU-Kommission interessiert im Rahmen ihres Fusionskontrollverfahrens vor allem einzelne Routen und nicht so sehr die Marktmacht einzelner Konzerne in unterschiedlichen Ländern. Die fünf aufkommensstärksten Niki-Routen sind auch im Winter jene von deutschen Airports nach Mallorca.
Hier gibt es bislang keine Überschneidungen mit IAG-Angeboten, wohl aber mit Eurowings-Flügen - und erwartungsgemäß dürfte dies im Sommerflugplan noch mehr werden.
Niki | Lufthansa/ Eurowings |
Restliche Airlines |
|
---|---|---|---|
DUS-PMI | 78152 | 58165 | 30059 |
HAM-PMI | 71168 | 20832 | 32398 |
TXL-PMI | 61272 | 9078 | 59670 |
FRA-PMI | 56248 | 10192 | 38450 |
MUC-PMI | 56124 | 26096 | 33822 |
Die Grafik zeigt die Verteilung der angebotenen Sitzplatzkapazitäten auf den fünf stärksten Umläufen der Niki im laufenden Winterflugplan bis Ende März. Angaben gerundet. Quelle: ch-aviation, Stand: 1. Januar 2018
Der Schnellverkauf ("Fire Sale") der Air-Berlin-Tochter Niki war notwendig geworden, nachdem Lufthansa aufgrund zu großer Bedenken der EU-Kommission die Übernahme des österreichischen Ferienfliegers abgeblasen hatte und Niki daraufhin insolvent ging. Die Slots des Carriers könnten laut Experten bei der gegroundeten Airline ohne einen Verkauf nur bis Anfang Januar gesichert werden.