Der CCAM Aviation Day ist eine Veranstaltung an der Hochschule Worms für Unternehmensvertreter und Forscher aus dem Aviation Bereich, über alle Segmente der Wertschöpfungskette hinweg. Auf der hochkonzentrierten Tagesveranstaltung des Competence Center Aviation Management geht es um das Thema „Shaping resilient and flexible value chains in aviation“. Als Medienpartner hat airliners.de mit einem der Organisatoren, Professor Dr. Karsten Benz gesprochen.
airliners.de: Wie hat sich Corona auf die Netzwerk- und Preisplanungen der Airlines ausgewirkt?
Professor Dr. Karsten Benz: Es gibt nach wie vor zwei wesentliche Elemente einer erfolgreichen Airline: Das eine ist die Kenntnis über die Nachfrage und das andere ist die passende Dimensionierung des Angebots. Während Corona haben sich die Zusammenhänge verändert. Nur ein Beispiel: Die Entwicklung der Luftfracht war immer der Vorreiter für die Passage. Wenn die Nachfrage nach Fracht zurückging, lief es ein Jahr später in der Passage ebenfalls schlecht. Jetzt ist es anders, das hat sich komplett entkoppelt. Während Air Cargo boomt, werden Geschäftsreisen weniger und anders gebucht als vor der Krise und auch im Privatreisesegment haben sich in der Corona-Krise die Ansprüche verschoben. In der Folge funktionieren die alten Prognose-Modelle nicht mehr.
Zudem lassen sich erfreulicherweise im Passagierbereich höhere Preise am Markt durchsetzen. Alles, was man jetzt durch Inflation und Personalknappheit an Kostensteigerung hat, scheint sich durch gestiegene Ticketpreise kompensieren zu lassen. Der Kunde akzeptiert das. Doch wie lange bleibt es so? Noch haben nicht alle Airlines ihre Flugzeuge wieder vollständig in der Luft, die Kapazität ist noch nicht in allen Märkten wieder auf Vorkrisenniveau. Absehbar werden wieder Überkapazitäten in Europa aufgebaut.
Und es kommen weitere Kosten aus dem Bereich Nachhaltigkeit hinzu. Auch hier muss man sich fragen, inwieweit man Gründe findet, den Kunden für steigende Personalkosten, nachhaltiges Kerosin (Sustainable Aviation Fuel), Emissionshandel und so weiter in die Pflicht zu nehmen. Die Airlines müssen mit innovativen Prognose- und Pricing-Modellen auf diese neuen Mechanismen reagieren.
Wie sieht es mit der vielfach erwarteten Deglobalisierung aus?
Ich glaube nicht, dass die Globalisierung so zurückgefahren wird, dass man von einer Deglobalisierung sprechen kann. Ich denke, es wird weiterhin viel außerhalb Deutschlands produziert und vermarktet werden. Grundsätzlich bin ich davon überzeugt, dass internationale Handelsbeziehungen unserer Gesellschaft einen hohen Nutzen bringen.
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