Der innerdeutsche Flugverkehr kommt nicht aus dem Corona-Tief. Lufthansa hat Angst um ihre Slots in Frankfurt, doch Ryanair zieht sich dort bald zurück. Wir haben mit Andreas Gruber, dem Sprecher der Ryanair Group und CEO von Laudamotion, über die Pläne von Europas größtem Billigflieger in Deutschland gesprochen.
airliners.de: Wie viele Leerflüge führt Ryanair durch, um Slots zu halten?
Andreas Gruber: Wir führen gar keine Geisterflüge durch. Wir fliegen, weil wir und unsere Passagiere fliegen wollen und unsere Flugzeuge sind voll. Schauen Sie sich unsere neuesten Monatsergebnisse mit einem Sitzladefaktor von 79 Prozent an. Das ist zwar noch weit weg von unseren Vor-Corona-Auslastungen, wo wir fast 100 Prozent erreichten, aber noch weiter entfernt von leer.
Klimaschützer kritisieren nicht nur leere Flüge, sondern insbesondere auch Billigflüge. Wie stehen Sie dazu?
Die Themen Nachhaltigkeit und CO2-Neutralität bis 2050 sind für die gesamte Branche unglaublich wichtig. Darum werden wir als Ryanair beim Thema Sustainable Aviation Fuel eine wichtige Vorreiterrolle spielen und haben ein ernsthaftes Commitment. Schon bis 2030 wollen wir 12,5 Prozent nachhaltiges Kerosin tanken. Ryanair ist übrigens schon heute die grünste Airline Europas. Pro Passagierkilometer hat Ryanair immerhin einen um 40 Prozent geringeren CO2-Fußabdruck als beispielsweise die Lufthansa.
Wie kommt das?
Direkte Flüge ohne Umsteigen innerhalb Europas sind immer die beste Wahl, auch der Umwelt zuliebe. Es ist doch klar, dass lange Umwege zu den Hubs und platzraubende Business-Class-Sitze nicht nachhaltig sein können. Das gilt übrigens in noch viel größerem Maße auf der Langstrecke. Dennoch sind gerade die Langstrecken vom EU-Emissionshandel ausgenommen - obwohl sie mehr als die Hälfte des Luftfahrt-CO2-Ausstoßes in Europa ausmachen. Das alles wird aber in der Politik gerne übersehen, wenn es beispielsweise darum geht, Forderungen wie Mindestpreise für Tickets zu stellen.
Ist Verteuern also keine Lösung?
Billigtickets sind nicht das Problem. Volle Direktflüge sind für die Umwelt besser als halb leere Flugzeuge, die Umwege fliegen. Mindestpreise sind nach unserer Meinung weder der richtige Weg noch mit EU-Recht vereinbar. Sie wären einfach ein weiteres Vehikel, um staatliche Airlines unter dem Deckmantel des Umweltschutzes vor der Low-Cost-Konkurrenz zu schützen.
Nun sind Mindestpreise nicht die einzige Idee, Tickets für den Umweltschutz zu verteuern. Was halten Sie von Steuererhöhungen?
Noch mehr Steuern sind nicht der richtige Weg. Der Luftverkehr in der EU ist bereits extrem hoch besteuert. Die innereuropäische Konnektivität darf darunter nicht leiden, das würde die Wirtschaft ausbremsen. Stattdessen sollte die Politik ganz klare Anreize setzen, damit Airlines investieren können, um schnell nachhaltiger operieren zu können. Dinge erneut zu besteuern, die ohnehin schon mit Umweltabgaben belegt sind, macht doch keinen Sinn! Die Ryanair Gruppe hat beispielsweise allein im Jahr vor Corona über 600 Millionen Euro an Environmental Taxes bezahlt.
Was sind Ihre Forderungen an die Politik in Sachen Corona-Beschränkungen?
Was wir uns nach wie vor wünschen, sind einheitliche Standards bei den Corona-Einreisebestimmungen. Das ist weiterhin sehr komplex, trotz grünem EU-Impfpass. Doch die Passagiere haben sich mittlerweile mit Vielem arrangiert. Die letzten Wochen haben uns extremen Auftrieb gegeben. Viele Buchungen kommen zwar noch sehr kurzfristig. Aber mit Lockerungen in immer mehr Ländern kommt auch das Vertrauen der Kunden zurück, Reisen frühzeitiger zu buchen. Wir planen im Sommer sogar erstmals wieder mit mehr Kapazitäten als vor Corona.
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