Lilium will in Oberpfaffenhofen den Lilium-Jet bauen, ein Flugtaxi für sechs Personen plus Piloten, das bis zu 280 Kilometer weit elektrisch fliegen kann. Es gibt sogar bereits Detailpläne zu einem süddeutschen Netzwerk und erste Verkaufserfolge in Lateinamerika. Kurz vor Weihnachten präsentierte Lilium-Mitbegründer und "VP Product" Patrick Nathen airliners.de das erste Mock-up in Oberpfaffenhofen.
airliners.de: Lilium wird stark "gehypt", spätestens seit das Unternehmen über einen "Spac" an die Börse gegangen ist, redet jeder darüber. Was ist das für ein Gefühl?
Patrick Nathen: Ich bin da sehr bescheiden und ehrfürchtig. So ein Börsengang wird oft als Ziel gesehen. In Start-up-Kreisen heißt es dann oft "Jetzt ist es geschafft." Nein! Für uns war das einfach ein Mittel, um Kapitalzugang zu haben. Unsere Wettbewerber sind sehr ähnliche Wege gegangen. Ohne Kapital können wir diesen Traum, unsere Vision wirklich umzusetzen. Natürlich haben wir da drauf angestoßen. Aber wir sind bei Lilium inzwischen über 800 Leute. Da hängen Familien und Schicksale dran, und wir spüren natürlich schon die Verantwortung - auch gegenüber den Investoren.
Was machen Sie als Ausgleich?
Ich bin leidenschaftlicher Thai-Kämpfer. Und ich gehe gerne auf Konzerte, besonders Heavy Metal.
Wie sind Sie denn Lilium-Gründer geworden?
Ich war ursprünglich Chemie-Ingenieur und wollte, als ich vor elf Jahren nach München kam, eigentlich Raketen bauen. Jetzt ist es nicht der Orbit geworden, aber zumindest der Himmel - und senkrecht geht es immer noch nach oben.
Sonst ist die Geschichte schon nahezu kitschig: Ich habe am ersten Tag in München meinen Mitgründer Sebastian Born getroffen, und wir sind sehr gute Freunde geworden. Während wir dann beide im Masterstudium waren, hat Sebastian den Daniel Wiegand getroffen, unseren jetzigen CEO und Ideenfinder des Konzepts. Der hat dann während eines halbjährigen Aufenthalts in Glasgow den grundsätzlichen Plan entwickelt. Das ist jetzt mittlerweile acht Jahre her.
Haben Sie am Anfang ganz klassisch privates Kapital in Lilium investiert?
Die ersten zwei Jahre haben wir alles gebootstrapt, also selber bezahlt. Mein Vater war richtig sauer. Ich war eigentlich mit meinem Doktor fertig und er hatte offenbar den Plan für mich, dass ich in einem üblichen Nine-to-five-Job lande. Ich hatte aber erstmal genug von dem akademischen Umfeld. Tatsächlich waren dann aber meine Eltern mit die ersten Geldgeber. Den Rest haben wir uns über Banken organisiert, aber da haben wir uns auch echt zwei Jahre von Ramen-Nudeln und Dosenravioli ernährt.
Waren die Eltern der schwierigste Pitch?
Nein, das waren die Banken. Ich bin zu 14 verschiedenen Bankhäusern gerannt, bis ich endlich den Kredit bekommen habe.
Wird denn das Geld jetzt reichen, um den ersten Flieger in die Luft zu kriegen?
Wir haben natürlich mit Puffern geplant, aber beim Börsengang auch etwas weniger eingenommen als erhofft. Wir sind zwar ein Start-up, aber - ganz salopp gesagt - kein Softwareladen, wo man seine Produkte einfach flexibel anpassen kann. Wir haben ein sehr rigoroses und fokussiertes Programm, um mit dem Geld, das wir haben, so weit wie möglich zu kommen. Und wir kommen auf jeden Fall in die Zertifizierung. Alles Weitere sehen wir dann.
Mittlerweile hat Lilium auch mehrere große Namen als Unterstützer gewonnen, zum Beispiel Ex-Airbus-Chef Tom Enders. Macht das die Herausforderung ein bisschen leichter?
Aus Firmensicht macht das viele Sachen einfacher, weil jemand wie Tom Enders einfach einen unglaublichen Erfahrungsschatz mitbringt. Er kennt die weltweite Luftfahrtbranche und hat viele Kontakte. Das hilft, sich in dieser schwierigen Branche zu behaupten.
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