Auf den ersten Blick ist es nur eine weitere Streckenankündigung, die sich nicht einmal sehr aufregend anhört: Qatar Airways führt einen dritten täglichen Flug zwischen Doha und Frankfurt ein.
Doch hinter der Frequenzaufstockung steht eine größere Geschichte. Die insgesamt 21 wöchentlichen Flüge nach Frankfurt sind die Umsetzung der nächsten Stufe im neuen Luftverkehrsabkommen zwischen der EU und dem Emirat Katar.
Bislang stand die Verbindung Doha - Frankfurt zweimal pro Tag im Flugplan der staatlichen Airline aus Katar. Das entspricht dem Status-Quo, wie er auch schon vor dem EU-weiten Verkehrsabkommen laut bilateralen Verträgen zwischen dem Emirat und Deutschland möglich war.
Das im Oktober 2021 unterzeichnete EU-weite Open-Sky-Abkommen mit Katar sieht nun eine stufenweise Erhöhung der maximal erlaubten Frequenzen für Airlines aus Katar für Flüge nach Deutschland vor.
Stufe 1 ist dabei am ersten Tag der Winterflugplanperiode 2020/2021 wirksam geworden, die nachfolgenden vier Stufen gelten laut dem Abkommen ab den Winterflugplänen 2021/2022, 2022/2023, 2023/2024 und 2024/2025.
Im Wesentlichen betrifft das Qatar Airways. Mit der Aufstockung der Frequenzen nach Frankfurt nutzt die Fluggesellschaft nun die seit dem vergangenen Winter mögliche Anzahl der Flüge. Während Corona war Qatar zwar viel geflogen, doch auch die Kataris haben mit den weltweiten Pandemiebeschränkungen zu kämpfen.
Das insgesamt weiterhin geringere Flugangebot im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit ist auch an den derzeitig tatsächlich genutzten Frequenzen im kombinierten Passagier- und Frachtverkehr der Qatar Airways zu EU-Destinationen erkennbar. Nur in Frankfurt wird die aktuelle Höchstgrenze voll ausgeschöpft, wie diese Auflistung zeigt:
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Ab Oktober sind dann für Airlines aus Katar nach Frankfurt sogar noch drei wöchentliche Rotationen mehr möglich. Zudem erlaubt das Abkommen schon jetzt mehr Frequenzen in München sowie zu anderen Zielen in Deutschland.
Nach Bayern fliegt Qatar aktuell zweimal täglich. Zudem bedient die Fluggesellschaft auch noch Berlin, die deutsche Hauptstadt steht ab Doha einmal täglich im Flugplan.
Ab Oktober 2024 unlimitierter Zugang
Das Abkommen der EU mit Katar sieht als erstes seiner Art mit einem Golfstaat einen uneingeschränkten Zugang zu den Märkten der jeweils anderen Partei vor. Es betrifft vor allem die fünf EU-Länder, die bislang frequenzbegrenzte bilaterale Abkommen mit Katar haben - Deutschland, Frankreich, Italien, Niederlande und Belgien. Ab dem Winter 2024/2025 soll es keine Begrenzungen mehr geben.
Das Abkommen wird von europäischen Airlines und Arbeitnehmern seit Anbeginn der Verhandlungen kritisch gesehen. Mit vereinten Kräften hatten sowohl Unternehmen als auch Arbeitnehmer in der Vergangenheit versucht, den Prozess zur Ratifizierung des Abkommens zu stoppen und zumindest zu verzögern.
Die Kritik der Allianz aus Unternehmen und Arbeitnehmern in der Ablehnung der Verkehrsrechteausweitung liegt neben den einseitigen Vorteilen für Qatar Airways mit ihrem sehr kleinem Heimatmarkt auch an der Kopplung des Abkommens mit Arbeitnehmer- und Sozialstandards, auf die sich Katar im Gegenzug verpflichten soll. Das könne kaum sichergestellt, da nicht überprüft werden und sei deshalb ein zahnloser Tiger, ärgern sich die Gewerkschaften.
In der Tat fliegen aktuell keine Airlines aus der EU nach Katar.
Konkurrenzsituation verschärft sich durch russische Luftraumsperrungen
Mit dem russischen Angriff auf die Ukraine und den daraus resultierenden Sanktionen und Gegensanktionen wie etwa den Luftraumsperrungen für europäische Airlines wird die Airline vom Golf nun für deutsche und europäische Fluggesellschaften ein noch größerer Konkurrent.
Während europäische Airlines nicht mehr über Russland fliegen können und lange Umwege in Kauf nehmen müssen, ist das für Qatar Airways kein Problem. Der Effizienznachteil, den die arabischen Airlines bislang durch ihren Umweg über den Golf hatten, rückt damit aber in der direkten Konkurrenz weiter in den Hintergrund.