An Bord von Flugzeugen ist die Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus nach Angaben von Flugzeugherstellern geringer als etwa in Konferenzräumen. Zu diesem Schluss kommen die Hersteller Airbus, Boeing und Embraer. Das liege unter anderem an dem schnellen Luftaustausch und dem Luftstrom, der die Luft von oben nach unten drücke.
Die Hersteller stellten die Ergebnisse in einer Online-Konferenz des Dachverbands der Fluggesellschaften Iata in Genf vor, auf der alle drei Hersteller die Systeme in den Flugzeugen präsentierten. (Präsentation Airbus, Boeing, Embraer)
Bruno Fargeon von Airbus sagte, nach seinen Simulationen erreichen einen Sitznachbarn im Flugzeug höchstens 5 von 10.000 Tröpfchen, die beim Husten entstehen. Dies unter der Voraussetzung, dass die Passagiere Masken tragen, wie es bei allen Fluggesellschaften heute üblich ist. In einem Büroraum würden Kollegen, die 1,8 Meter Abstand halten, doppelt so viele Tröpfchen abbekommen, sagte er.
Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch Boeing. Eine Untersuchung des US-Flugzeugbauers sei zu dem Schluss gekommen, dass die Partikel vom Niesen des Sitznachbars im Flugzeug so wenig Partikel enthalten wie in rund zwei Meter (sieben Fuß) Entfernung im Büro oder in einer Konferenzbestuhlung.
Messungen bei Embraer haben zudem ergeben, dass sogar beim Niesen des Hintermanns kaum Partikel in die Atemzone des direkten Vordersitzes gelangen. Ohne Maske kämen Dank der vertikalen Luftströme lediglich rund 0,13 Prozent in den Bereich des Vordersitzes an. Das Tragen einer Maske beim Niesen reduziere die Anzahl in der Atemzone des Vordersitzes sogar auf 0,02 Prozent der vom Niesenden ausgestoßenen Partikel.
Embraer teilte zudem mit, dass die Luft in den Operationssälen von Krankenhäusern fünfmal pro Stunde ausgetauscht werde, während in modernen Flugzeugen die Luft alle zwei bis drei Minuten komplett ausgetauscht werde, also rund 20 Mal pro Stunde. Die verbauten Hepa-Filter würden Corona-Viren zu mehr als 99,9 Prozent herausfiltern.
Nach Angaben des Iata-Medizinspezialisten David Powell wurden in diesem Jahr womöglich knapp 3000 mit dem Coronavirus infizierte Passagiere befördert. Es seien nur 44 Fälle von Ansteckungen an Bord bekannt, wie die Iata in einer Präsentation auflistet. Das sei einer von 27,3 Millionen Reisenden. Selbst wenn nur jeder zehnte Fall bekannt geworden wäre, läge die Zahl der Ansteckungen bei einem Fall pro 2,7 Millionen Passagiere.
Nach Angaben des Verbands haben sich die verheerenden Passagiereinbrüche nicht wie zunächst gedacht erholt. Die Fluggesellschaften verlieren wegen der geringen Passagierzahlen demnach fast 13 Milliarden Dollar (rund elf Milliarden Euro) im Monat. Sie rechnen damit, dass sie auch im kommenden Jahr noch rote Zahlen schreiben.