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Peter Sander Foto: © Andreas Spaeth,

Peter Sander (58), Dipl. Ing. Maschinenbau-Ingenieur, arbeitet seit fast 34 Jahren bei Airbus. Seit Ende 2010 ist er zuständig für die Suche nach neuen, innovativen Fertigungsverfahren und Arbeitsweisen und damit für die Zukunft der Flugzeugproduktion. Eine entscheidende Rolle dabei spielen 3D-Drucker. Andreas Spaeth fragte ihn im Airbus-Werk Hamburg-Finkenwerder.

Herr Sander, wann kommt das erste fertige Flugzeug aus einem 3D-Drucker?
Peter Sander: Das ist noch sehr weit weg. Aber wenn ich träumen darf, würde ich sagen, wir könnten dazu etwa ab 2025 in der Lage sein. Aber auch dann wird das nicht einem Stück gedruckt werden, sondern es werden Elemente aus den besten, unterschiedlichen Werkstoffen zusammengesetzt werden zu einem neuen Flugzeug. Doch einen Drucker, der ein fertiges Flugzeug ausspuckt, wird es wohl nicht geben. Wir arbeiten mit verschiedenartigen Werkstoffen und können die bisher nicht in einem Drucker zusammen verbauen. Vielleicht wird es so etwas später mal geben mit großen Multimaterial-Druckern, wo etwa Komponenten für den Kabinenbereich wie komplette, tragende Seitenwände mit Gummidichtungen rauskommen, die man innerhalb von 50 Minuten im Flugzeug montiert. Das kann ich mir vorstellen. Aber an einen Flugzeugdrucker glaube ich nicht.

Warum will ein Flugzeughersteller möglichst viel drucken? Was ist der Vorteil?
Sander: Wir haben bereits über 120 Metallprojekte in den vergangenen vier Jahren gedruckt und dabei gelernt, dass wir auf diese Weise 30 bis 55 Prozent Gewicht sparen. Das ist für einen Flugzeugbauer ein Quantensprung. Das liegt zum einen am Druckverfahren selbst, aber auch am neuartigen Design. Wir können die Produkte jetzt viel knochenartiger, bionischer konstruieren. Außerdem brauchen wir keine Werkzeuge mehr. Das heißt, wir können schneller entwickeln und auch kleinere Stückzahlen herstellen, was vorher nicht so war. Und wir können, statt wie bisher aus vielen Einzelteilen ein größeres Teil zusammenzusetzen, gleich das größere Teil am Stück herstellen, was sich auf den Aufwand der Fertigung sehr günstig auswirkt.

Das heißt, solche kühnen Entwürfe wie das "Airbus Concept Plane" sind nicht nur Hirngespinst, sondern könnten so oder ähnlich schon in zehn Jahren real sein?
Sander: Den nächsten Schritt können wir uns erst mal hoffentlich 2018 angucken. Wir werden dann einen Spoiler, eine Bremsklappe für die Tragfläche, drucken, die innen die Struktur einer Victoria-Seerose hat. Das ist aus Metall gedruckt etwa zehn Prozent leichter als Glasfaser mit Honigwabenstruktur heute. Das wird die erste Komponente sein, die nach Prinzipien der Bionik hergestellt und gedruckt wird. Ich glaube, dass wir 2025 zumindest in der Lage sind, solche Produkte wie das Concept Plane zu bauen.

Von Bionik geredet wird schon lange, doch bisher war das technisch schwer umsetzbar. Wo kann Bionik dank Druck-Technik künftig noch eine Rolle spielen?
Sander: Zum Beispiel bei der Klappe für das Handgepäckfach in der Kabine. Da haben sich Forscher einen Fisch angeguckt, der beim Beutezug sein Maul um das Dreifache verlängern kann. Diese Mechanik haben die verstanden, für uns nachempfunden und ein entsprechendes Overhead Bin konstruiert. Das wiegt genauso viel, hat aber eine komplett neue Mechanik. Die Klappe kommt 15 Zentimeter weiter runter, sodass die Oma auch noch drankommt. Aber wir stehen noch ganz am Anfang.

© dpa, Carmen Jaspersen Lesen Sie auch: Airbus bereitet Flugzeugteilen aus dem 3D-Drucker den Weg

Das klingt alles so fantastisch: besser, leichter, billiger. Gibt es auch Nachteile?
Sander: Ja, zum Beispiel dass wir noch nicht sehr schnell damit sind. Vor allem bei komplexen Teilen, das wird sich über die nächsten zehn Jahre aber entwickeln. Und kostengünstig sind wir damit nur in Bereichen, wo wir heute sehr teure Werkzeuge haben, die dann überflüssig wären. Auch das wird sich weiter entwickeln. In den nächsten 20 Jahren, so erwarten Wissenschaftler, wird sich die Druckergeschwindigkeit um den Faktor 100 bis 1000 beschleunigen. Dann braucht keiner mehr Metall zu fräsen.

Können Sie sich vorstellen, wie es sein würde, in einem solchen Flugzeug wie dem "Concept Plane" zu fliegen, mit Knochen nachempfundener Struktur und transparenter Außenhaut?
Sander: Ich bin Maschinenbauer und kann mir kein Flugzeug mit gläserner Außenhaut vorstellen, auch wenn wir noch so viele schicke Kunststoffe haben. Ich halte es eher für denkbar, dass wir eine Außenansicht live in die Kabine projizieren.

Sind diese neuen Möglichkeiten des Druckens für Sie überraschend gekommen, nach allen Ihren früheren Erfahrungen?
Sander: Ich habe mich sehr gewundert, wie viele kreative Köpfe wir hier im Unternehmen haben und was aus den Ingenieuren so rauskommt, wenn man die ein bisschen freilässt. Überraschend war auch, wie schnell sich sowohl in der Größe als auch bei der Geschwindigkeit in den letzten Jahren die Drucker entwickelt haben. Wenn man das auf 2025 projiziert, steht uns eine unglaubliche Zukunft bevor. Wir werden so einiges auf den Kopf stellen.

Über den Autor

Regelmäßig veröffentlicht der Luftfahrtjournalist und Vielflieger Andreas Spaeth auf airliners.de Interviews und Kolumnen aus der Reihe "Spaeth fragt".

Andreas SpaethAndreas Spaeth ist einer der führenden deutschen Luftfahrtjournalisten. Als Autor zahlreicher Bücher und freier Mitarbeiter vieler deutscher und internationaler Publikationen ist er weltweit unterwegs und trifft bei seinen Recherchen auf interessante Persönlichkeiten aus der Branche.

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