Noch bis mindestens 16. Dezember ist die Bahnstrecke zwischen Wolfsburg und Hannover aufgrund eines Güterzugunfalls nahe Gifhorn gesperrt. Reisezeiten zwischen Frankfurt am Main und Berlin erhöhen sich dabei drastisch.
Obendrein ist aufgrund des Ausbaus der Weddeler Schleife, eine wichtige Verbindung für den Flughafenzug, der zwischen Berlin und Frankfurt mit einer LH-Nummer fährt, ebenfalls gesperrt. Auf dieser Strecke werden Züge zwischen Wolfsburg und Braunschweig geführt.
Weil dieser Abschnitt nur eingleisig ist, steht der Flughafenzug dort häufiger und muss auf Gegenzüge warten. Die Reisezeiten steigen mitunter auf mindestens sechs und mehr Stunden.
Auch die Kapazität zwischen Frankfurt am Main und Berlin ist somit deutlich eingeschränkt. Die Kapazität einer eingleisigen Strecke ist deutlich unter der Hälfte einer zweigleisigen Strecke.
Aktuell werden viele Züge auf der Ost-West-Achse zwischen Hannover über Uelzen umgeleitet. Dabei müssen die Züge zwei Mal die Fahrtrichtung wechseln. Auch dieser Prozess ist sehr zeitaufwendig.
Der Umweg führt dann über eine in großen Teilen eingleisige Strecke über Salzwedel und Stendal nach Berlin. Hier kommt es zu zusätzlichen Verzögerungen, weil eine eingleisige Strecke den Betrieb einer zweigleisigen Verbindung auffangen muss.
Störungen bei "Lufthansa Express Rail"
Das betrifft auch "Lufthansa Express Rail"-Verbindungen. Der Zug unter der Flugnummer LH 3683, der Berlin um 7:33 Uhr in Richtung Flughafen Frankfurt verlässt und als ICE 791 (ICE-Linie 13) unterwegs ist, wird beispielsweise laut Bahn-Fahrplanauskunft über Erfurt umgeleitet. Dieser Zug würde normalerweise die Weddeler Schleife nutzen, wäre also nur indirekt von der Güterzugkollision betroffen.
Geplant war ohnehin ein Ausfall "zahlreicher" Verbindungen der ICE-Linie 13. Doch morgens und abends sollten die Züge eigentlich mit einer Umleitung über Erfurt fahren. Der Platz reicht jedoch offenbar nicht. Diesen Freitag bis Sonntag (25. bis 27.11) fällt der Zug komplett aus und ist mit dem Hinweis "Großstörung. Der Zug fällt aus." versehen. Ein Hinweis, dass dies mit der Güterzugkollision zusammenhängt.
Ein ICE der Deutschen Bahn verlässt den Fernbahnhof am Flughafen von Frankfurt. © dpa / Arne Dedert
Damit gibt es am Morgen nur noch Umsteigeverbindungen von Berlin zum Flughafen in Frankfurt. Verlässliche Angaben gibt es aktuell aber nicht. So wird der ICE 791 ab Montag laut Fahrplanangaben wieder ohne Verzögerung fahren. Es gibt nur einen Hinweis in den Fahrplaninformationen, dass es zu Störungen kommen könnte.
Die Kapazität zwischen Berlin und Frankfurt – aber auch zu den Flughäfen Köln/Bonn und Düsseldorf – ist durch den Unfall deutlich eingeschränkt. Manche Züge wurden anfangs nach airliners.de-Informationen sogar über Hamburg umgeleitet. Aufgrund besserer Infrastruktur kann das schneller sein, zumal laut Aussagen von Zugpersonal Verspätungen von 90 bis 120 Minuten aktuell die Regel sind.
Eine gewisse Entspannung ist wohl erst ab dem 10. Dezember zu erwarten, wenn die Strecke der Weddeler Schleife unter anderem auch für die Lufthansa-Züge wieder freigegeben wird. Es ist aber zu erwarten, dass es durch zusätzliche Umleitungen zu weitere Verzögerungen kommt, da die Schleife eigentlich schon gut ausgelastet ist.
Ausbau einer möglichen Umleitung könnte unwirtschaftlich sein
Einem Bericht des Norddeutschen Rundfunks von Ende Oktober zufolge stellt das Bundesverkehrsministerium aktuell sogar den Ausbau der für den Flughafenzug wichtigen Weddeler Schleife in Frage, obwohl dort bereits gebaut wird. Die Strecke sei "ziemlich unwirtschaftlich", so der Bericht. Daher müsse die Zusage für 73 Millionen Euro vom Bund noch einmal überprüft werden.
Diskussionen um den Ausbau der 21 Kilometer langen Strecke gibt es schon seit Jahrzehnten. Sie gilt in Bahnkreisen als Nadelöhr und insbesondere im Störungsfall bietet sie aufgrund ihrer Eingleisigkeit nicht genug Kapazität, um alle umzuleitenden Züge ohne große Verspätungen zum Ziel zu bringen.