Green Airlines wehrt sich gegen den Vorwurf des Greenwashings. Für jeden Fluggast würden "je nach geflogener Strecke Kompensationszahlungen in Höhe von rund fünf bis sechs Euro" erfolgen, sagte ein Sprecher des Start-ups auf airliners.de-Anfrage. Man arbeite aktuell an einer Ausweisung im Rahmen einer Umweltbilanz.
Auf die Frage, warum Green Airlines auf der Webseite lange Zeit mit CO2-Kompensationsprojekten geworben hatte, für die nie tatsächlich kompensiert wurde, entschuldigt sich das Start-up: "Die fälschlicherweise zeitweise erfolgte Verlinkung bitten wir zu entschuldigen", sagte der Sprecher. Man werde zukünftig "nachvollziehbarer" und "transparenter" agieren. Green Airlines stehe "ausdrücklich zum Konzept des klimafairen Fliegens".
Geld wartet auf neues Nachhaltigkeitsprojekt
Teil des Green-Airlines-Konzeptes sind "Partnerschaften mit regionalen Unternehmen und Projekten, die einen Fokus auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz haben". So schreibt es das Start-up jedenfalls auf seiner Webseite: "Wir kompensieren mehr Emissionen als durch die einzelnen Flüge und unsere unternehmerische Tätigkeit entstehen."
Bislang wurden diese Versprechen aber noch nicht vollumfänglich umgesetzt. Wie der Sprecher nun die Recherchen von airliners.de bestätigte, sei in der Tat erst ein kleiner Teil der Emissionen über einen spezialisierten Klimadienstleister kompensiert worden.
Rund 90 Prozent der zur Klimakompensation vorgesehenen Gelder lägen derzeit noch auf einem Treuhandkonto, führt der Sprecher weiter aus. Dieses Geld sei für die Unterstützung "eines neuen Nachhaltigkeitsprojekts in Deutschland "vorgesehen, das im kommenden Herbst starten werde. Details könne man noch nicht preisgeben. Nur so viel: Insgesamt seien seit dem Start der Flüge im März bereits rund 15.000 Euro zusammengekommen.
Bestehende Partner warten auf Unterstützung
Beobachter zeigen sich verwundert von dem Statement. Denn eigentlich mangelt es Green Airlines schon jetzt nicht an Kooperationen mit Nachhaltigkeitsprojekten. Ein Beispiel für einen Umweltpartner, der bislang vergeblich auf eine bereits angekündigte Unterstützung wartet, ist der Paderborner Verein "my promise mother earth e.V.".
Zusammen mit einer Ankündigung für eine "Exklusivpartnerschaft" mit dem Fußball-Zweitligisten SC-Paderborn 07 hatte Green Airlines dem lokalen Umweltverein im März pressewirksam versprochen, in Aufforstungsprojekte für städtische Flächen zu investieren.
Das damals abgegebene Versprechen sei von Green Airlines bis heute nicht eingelöst worden, heißt es nun auf airliners.de-Nachfrage bei "my promise mother earth". Die bestehende Klima-Kooperation mit dem Fußballverein sei davon aber nicht betroffen, diese Zusammenarbeit sei erfolgreich, so die Umweltschützer. Eine gemeinsame Pressemitteilung ist zwischenzeitlich von der Webseite des SC07 gelöscht worden (hier die Wayback-Version vom 22. März 2021).
Schon vorher hatte Green Airlines mit den Brandenburger Streuobstwiesen "Äpfel und Konsorten" eine Umweltpartnerschaft verkündet. Bis heute wartet auch dieser Verein auf die ersten Kompensationszahlungen, die im Herbst von Green Airlines per Pressemitteilung angekündigt wurden.
Green Airlines kompensiert pro verkauftem Ticket, nicht pro Flug
Derweil rudert Green Airlines bei einer weiteren zentralen Umweltaussage zurück. Anstatt für die Gesamtemissionen, die durch den Flugbetrieb entstehen, kompensiert das Unternehmen nur für jedes bezahlte Ticket - ein durchaus gewaltiger Unterschied, der größer wird, je leerer ein Flugzeug fliegt. Die Werbetexte auf der Webseite scheinen dabei stets von vollen Flugzeugen auszugehen.
"Die Kompensationsleistungen erfolgen für jeden beförderten Passagier", klärt der Sprecher nun auf. In der derzeitigen Pandemie-Situation sei es aber schwierig, im Tourismus dem Nachhaltigkeitsanspruch gerecht zu werden. "Deshalb haben wir die konsequente Entscheidung getroffen, den Tourismus-Flugverkehr zunächst ruhen zu lassen." Auf der Strecke nach Sylt würden die durch den Flugbetrieb ausgestoßenen Emissionen bereits überkompensiert.