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Saudi-Arabien will den Tourismus stärken und setzt dabei auf den Ausbau seiner Fluggesellschaften. Der Hintergrund: Das Land möchte die Einnahmen diversifizieren und weniger abhängig vom Öl- und Gasgeschäft sein.
Im Zuge dessen ist die Gründung einer neuen Nationalairline unter dem Namen Neom Airlines geplant. Die neue Airline soll international Reisende nach Neom bringen, eine futuristische, als unabhängige Wirtschaftszone geplante Region, ungefähr so groß wie Belgien.
Das Vorzeigeprojekt: "The Line", eine schnurgerade, 170 Kilometer lange Planstadt, in der Volocopter fliegen und Roboter den Menschen das Leben erleichtern sollen. Kurzum: Neom wird super-futuristisch.
Die zweite neue Nationalairline befindet sich bereits in fortgeschrittener Planung und soll 2025 starten: Riyadh Air. Die Lackierung ist glitzerndes Lila-Perlmutt, der Markenauftritt wirkt modern und prunkvoll.
Auf dieser Basis planen die Saudis einen neuen Golf-Carrier. Bereits 2030 soll die neue Airline mehr als 100 Ziele in aller Welt anfliegen und den etablierten Größen in der Region wie Emirates oder Qatar das Fürchten lehren.
Saudia sieht wieder aus wie vor ein paar Jahrzehnten
Große Pläne, aber alles irgendwie ein bisschen verwunderlich, denn es gibt eigentlich schon eine Nationalairline: Saudi Arabian Airlines. Und genau diese Airline bekommt nun einen neuen Markenauftritt, der viele Beobachter ungläubig die Augen reiben lässt.
Denn anstatt ebenfalls modern daherzukommen, lackiert Saudi-Arabien die Flugzeuge ihrer ursprünglichen Nationalairline Saudia in einem eher ursprünglich daherkommenden Look mit Retro-Charme:
Airbus A321 Neo der Saudia. © AirTeamImages.com / Mathias Dueber
Rückwärtsgewandt? Saudia sieht das nicht so:
Die Umgestaltung markiere "den Beginn einer neuen Ära für Saudia". Die "eleganten Linien und leuchtenden Farben" symbolisieren "Fortschritt und Wandel", schreibt Saudia zur neuen Lackierung.
Fest steht: Der neue Markenauftritt wird sich radikal vom aktuellen Look unterscheiden:
Die aktuelle Bemalung gibt es seit dem Jahrtausendwechsel: Saudia Airbus A330-300. © Airbus / P. Masclet
Dennoch kommt die neue Lackierung irgendwie bekannt vor. Das liegt daran, dass die Flugzeuge von Saudia zukünftig fast genauso aussehen werden, wie seit den 1970er-Jahren bis zur Jahrtausendwende:
Saudia Boeing 707 im Jahr 1975. © AirTeamImages.com / Carl Ford
Das Leitwerk wird wie früher in Grün gehalten und zeigt ein überarbeitetes Logo in Weiß. Das Grün ist etwas heller. Im Logo verschwinden die beiden Säbel. Sie werden durch dicke, geschwungene Linien ersetzt.
Auf dem Rumpf werden in einer neuen Schriftart die Aufschrift "Saudia" in Englisch und Arabisch zu sehen sein. Der Großteil des Rumpfes wird in Weiß gehalten. Zudem wird der Schriftzug "Saudia" auch auf dem Bauch der Flugzeuge angebracht.
Das unter den Fenstern angebrachte Band, das aus vier Linien besteht – zwei in verschiedenen Grüntönen und zwei in verschiedenen Blautönen, kann auch nicht anders als eine echte Retro-Designentscheidung eingeordnet werden: Im Wesentlichen genau so sahen die Flugezeuge schon früher aus.
Saudia Lockheed Tristar im Jahr 1989. © AirTeamImages.com / Martin Boschhuizen
Wie dem auch sei: Die Rolle rückwärts soll die "Essenz Saudi-Arabiens, unser Land, unsere Meere, unsere Flagge" bekräftigen, erklärt die Fluggesellschaft. Das bisher vorherrschende Blau tritt in den Hintergrund und findet sich nur noch dezent in den Uniformen sowie als Akzente auf den Flugzeugen wieder.
Anderer Fokus
Doch vielleicht ist die Entscheidung auch gar nicht so abwegig. Anders als die futuristischen Neom und Riyadh Air Nationalairlines soll Saudia schließlich auch nicht vor allem westliche Touristen befördern.
Saudia wird ihren Fokus stattdessen auf die Stadt Jeddah legen. Diese dient als Ausgangspunkt für die beiden für Moslems aus aller Welt heiligen Städte Mekka und Medina sowie für das Rote Meer.
Eine durchaus interessante Entscheidung, sich bei genau dieser Airline plötzlich wieder auf die 1970er-Jahre zurückzubesinnen.