Kaum hatte Air Berlin am vergangenen Donnerstag verkündet, welche Strecken sie im kommenden Winterflugplan 2011/12 nicht bedienen wird, da gingen die Lowcost-Konkurrenten Ryanair und Easyjet in die Spur. „Wenn eine Airline ins Straucheln gerät, ergeben sich für andere auch Chancen“, sagte eine Sprecherin der Ryanair gegenüber der „Financial Times Deutschland“ (FTD) am Sonntag. So will der Billigflieger einige Verbindungen in diesem Winter aufrecht erhalten, die sonst turnusgemäß ausgesetzt werden. So geht es beispielsweise von Hahn und Memmingen weiterhin nach Alicante.
Auch Easyjet beobachte die neue Situation im deutschen Markt und will hier stärker vertreten sein. Gerade die orange-weiße Lowcost-Airline soll nun bei Lufthansa für Unruhe sorgen, schreibt die FTD. Im Gegensatz zu Ryanair steuert Easyjet die zentral gelegenen Flughäfen an und wird damit auch für die von Lufthansa umworbenen Geschäftsreisenden interessant. Der Kranich prüft nun, ob Handlungsbedarf besteht.
Germanwings will Air Berlin ab Köln beerben
Derweil verkündete Germanwings, Lowfare-Tochter der Lufthansa, dass sie einige Strecken übernehmen will, von denen sich der Konkurrent Air Berlin zurückzieht. Germanwings-Chef Thomas Winkelmann sagte dem "Kölner Stadt-Anzeiger" vom Samstag, die Fluglinie wolle mehrere Strecken anbieten, die bisher vor allem von Air Berlin bedient wurden.
"Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden wir zwei Strecken nach Marokko, also nach Nador und Tanger, sowie die Verbindungen nach Tunis und nach Neapel und Palermo ins Germanwings-Streckennetz aufnehmen" kündigte Winkelmann an. Er glaube, "dass man mit diesen Strecken Geld verdienen kann."
Der scheidende Air-Berlin-Chef Joachim Hunold hatte am Donnerstag angekündigt, sein Unternehmen werde sein Streckennetz aus Spargründen verringern. Die von Air Berlin im kommenden Winter nicht mehr genutzten Flugstrecken werden Anfang September neu vergeben. Die Fluggesellschaft habe «schon einiges hergegeben», müsse aber nach den Regularien spätestens bis 31. August den Verzicht auf bereits zugewiesene Start- und Landerechte erklären, sagte der Leiter der deutschen Flughafenkoordination, Armin Obert, am Montag in Frankfurt.
Angesichts der wirtschaftlichen Turbulenzen bei Air Berlin forderte der Flughafenverband ADV am Freitag den sofortigen Stopp der Luftverkehrsabgabe. Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel warf der Bundesregierung vor, mit der zu Jahresbeginn eingeführten Abgabe «den Wachstumsmotor Luftfahrt» abgewürgt zu haben.