Die Lufthansa will nach einem Pressebericht im Frühjahr nächsten Jahres über das Schicksal der Marke Germanwings entscheiden. «Ob wir an der Marke Germanwings festhalten werden, ist ergebnisoffen», sagte Passage-Chef Carsten Spohr der «Financial Times Deutschland» (Mittwoch). Unternehmerisch wird die einst selbstständige Billigtochter der größten deutschen Fluglinie bereits in den Gesamtkonzern integriert. Mitarbeiter von Germanwings fürchteten, dass die Entscheidung gegen den Fortbestand der Fluglinie schon gefallen sei, schreibt die Zeitung.
Germanwings hatte 2011 bei einem Umsatz von 687 Millionen Euro einen Verlust von 52 Millionen Euro eingeflogen und verliert im Zuge der Neuordnung des Konzerns derzeit die Sonderstellung als Niedrigpreisanbieter. Die Lufthansa strukturiert nach jahrelangen Verlusten abseits der Drehkreuze Frankfurt und München derzeit die Geschäfte neu und will kräftig sparen.
Über die Zukunft der Marke dürfte laut Zeitung auch mitentscheiden, ob Germanwings-Chef Thomas Winkelmann an den Hauptstandorten Köln und Stuttgart die Verluste deutlich reduzieren kann. Wichtig für die Manager der Tochter sei, ob Geschäftsreisende künftig Premiumpreise wie bei der Muttergesellschaft bezahlen würden.
Mit einer Flotte von 30 Maschinen ist Germanwings weitaus kleiner als die Konkurrenten Ryanair und Easyjet, die seit Jahren den deutschen Markt aufmischen. Durch eine Zusammenlegung mit der Lufthansa könnte die gemeinsame Kurzstrecken-Flotte auf 80 Maschinen wachsen.
Schon im April hatte die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, dass die Marke "Germanwings" im kommenden Jahr vom Himmel verschwinden könnte. Lufthansa und Germanwings dementierten den Bericht damals.
Die engere Einbindung der Germanwings in den Lufthansa-Konzern zeichnete sich bereits im Sommer 2010 ab, als kombinierte Lufthansa/Germanwings-Tarife sowie die Teilnahme der Germanwings am Vielfliegerprogramm „Miles & More“ angekündigt wurden. Im darauffolgenden Jahr folgte ein Interlining. Zudem hat Germanwings die Flotte mit zwei Sitzkategorien ausgerüstet. Im November 2011 folgte dann die gegenseitige Vermarktung im Direktvertrieb über die Webseiten. Zusätzlich sollten zu bereits bestehenden Germanwings-Tarifen im Lufthansa-Firmenkundenvertrieb auch die touristischen Vertriebskanäle verknüpft werden. Seit Februar übernimmt Germinwings zunehmend die Europa- und Deutschlandstrecken der Lufthansa abseits der großen Drehkreuze.