Sie lesen einen kurzen Auszug aus den täglichen airliners+ "Gedankenflügen" der vergangenen Woche. Die Kolumne über das weniger Offensichtliche hinter den Meldungen des Tages lesen Abonnenten jeden Abend im airliners+ "Abend-Briefing". Es kommt montags bis freitags immer um 18 Uhr per E-Mail. Sie sind noch kein Abonnent? Jetzt einen Monat für nur einen Euro testen.
Hat die Branche wirklich verlernt, die Kunden wertzuschätzen, wie unser Kolumnist Karl Born diese Woche bemerkte? Oder liegen die Probleme nach Corona sehr viel tiefer?
Fliegen wollen ja ganz offensichtlich alle, nur will anscheinend keiner mehr in der Luftfahrt arbeiten.
Mit "Great Resignation", "Big Quit" oder "Great Reshuffle" ist das weltweite Phänomen gemeint, dass Beschäftigte nach Corona ihre Jobs aufgeben - freiwillig wohlgemerkt und das in einem nicht zu ignorierenden Maße.
Ob das auch für Deutschland gilt, ist noch nicht ganz klar, in der Luftfahrt jedenfalls steht fest: Es fehlt Personal an allen Ecken und Enden.
Die Nachrichten konzentrieren sich aktuell vor allem auf die Personalprobleme und die langen Schlangen an der Security und bei der Abfertigung. Doch als Betreiber der größten Luftfahrtstellenbörse in Deutschland wissen wir hier bei airliners.de, dass auch in allen anderen Bereichen der Branche die Fachkräfte fehlen. Und das liegt nicht daran, dass sie entlassen wurden. Die Menschen verlassen die Branche von sich aus.
Die Folge: Immer mehr Stellen in der Luftfahrt bleiben unbesetzt. Weil dann in den nächsten Jahren auch noch die "Babyboomer" in Rente gehen, müssen sich die Arbeitgeber etwas einfallen lassen. Und das passiert schon. Wie Stellenanzeigen heute aussehen, können Sie sich ja mal exemplarisch in unseren aktuellen Jobs der Woche anschauen: Homeoffice, Job-Fahrrad, Corporate Benefits, Betriebskindergarten, flexible Arbeitszeiten, Firmenevents, Fitnessstudio...
Umschulungen für den Rest!
Doch bleiben wir mal realistisch. Wenn ein Job in der Branche nicht mehr als sicher gilt, helfen wahrscheinlich weder ein vom Arbeitgeber bezahltes Fahrrad, noch ein Fünftel mehr Gehalt oder die Arbeitskampfmaßnahmen, wie sie jetzt bei Easyjet in Berlin angekündigt wurden.
Vielleicht sind Symptome wie diese nämlich nur die Vorboten für das, was uns noch droht, wenn die EU wirklich Ernst macht mit ihren Plänen für neue Klimaabgaben im Luftverkehr.
Im jetzt abgestimmten Vorschlag für "Refuel EU Aviation" steht wahrscheinlich nicht ohne Grund, dass die Folgen für die Beschäftigten in der Luftfahrt durch "Ausbildung, Umschulung und Qualifizierung der Arbeitnehmer" sozial abgefedert werden sollen.