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Über die Normabweichung der Problemlosigkeit
Nachrichten berichten in der Regel, wenn etwas nicht so läuft, wie es normalerweise laufen sollte. Darum bekommt man als Leser von Zeit zu Zeit vielleicht einen verschobenen Eindruck davon, wie viel eigentlich gut funktioniert. Denn nur die Normabweichung macht die Nachricht.
Doch was bedeutet das im Umkehrschluss, wenn wir aktuell lesen müssen, dass es am BER mal keine Probleme gab? Auch in Baden-Baden gab es den Nachrichten zufolge über Pfingsten keine Dramen.
Ist eine normale Flughafenabfertigung an deutschen Flughäfen also mittlerweile die berichtenswerte Abweichung von der Norm?
Offenbar noch nicht ganz, denn Verkehrsminister Wissing bestimmte in der vergangenen Woche mit einem absolut grandiosen Lösungsvorschlag zu den Personalproblemen die Schlagzeilen:
Eine "Jobinitiative" soll helfen. Das ist so berichtenswert, weil auf diese fantastisch normabweichende Idee an den Flughäfen bislang ganz offenbar noch niemand von selbst gekommen ist. Oder doch?
Schlimmer wird's nimmer?
Ein weiterer toller Lösungsvorschlag für das aktuelle Chaos in der Abfertigung kommt von der SPD-Bundestagsabgeordneten Zanda Martens. Sie will die Security in Düsseldorf testweise verstaatlichen. Ob das die Dinge wirklich verbessert, ist der Politikerin aber scheinbar egal: "Schlimmer wird's nimmer", lautet ihr Motto.
Nun ist Luftsicherheit ja in vielen Ländern ein staatliches Ding. Letztlich ist das auch in Deutschland so. In der Regel hat die Bundespolizei dabei den Hut auf. Sie bestellt die Sicherheitsdienstleister, die dann die Kontrollen durchführen. Dass das nicht immer die effizientesten Kontrollen ergibt, wissen wir allerdings alle.
Bisher war in Sachen Neuordnung daher auch eher der Ruf nach "weniger Staat" zu vernehmen. In Frankfurt testet Fraport demnächst, wie es klappt, die Organisation selbst zu übernehmen. Das erscheint mir erfolgsversprechender als eine Verstaatlichung. Denn "Schlimmer wird's nimmer" ist bei Fraport ganz gewiss nicht die Zielsetzung.
Und wo wir gerade von staatlicher Turboleistungsfähigkeit sprechen: Könnte das aktuelle Personalproblem eventuell zumindest zum Teil auch an den behördlichen Zuverlässigkeitsüberprüfungen liegen? Die dauern nämlich derzeit besonders lange.