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Ich habe mich neulich mit einem vielfliegenden Luftfahrtjournalisten unterhalten, der sich öffentlich dafür feiert, die Klimawirkung seiner Flüge zu kompensieren, und der es "verstörend" findet, dass er dafür von Freunden und Kollegen nicht gepriesen wird, sondern "Ablehnung", "Unverständnis" oder sogar "Spott" erntet.
Wie mit Stefan abgesprochen, hier nun meine öffentliche Replik auf seinen Linkedin-Beitrag, in der beidseitigen Hoffnung, eine größere Diskussion über das Thema anzustoßen.
Als jemand, dem die Klimawirkung der Branche sehr am Herzen liegt und der sich umfangreich mit dem komplexen Thema beschäftigt hat, um darüber vorurteilsfrei zu berichten, kann ich über die Verwunderung des Kollegen nur ebenfalls verwundert den Kopf schütteln.
Denn der einfache CO2-Ausgleich über individuell buchbare Kompensationsprogramme fällt leider zweifelsfrei in die Kategorie "Feelgood-Aktivismus". Für Airlines ist das sogar gut: So können auch diejenigen guten Gewissens weiterfliegen, die es ansonsten vielleicht gar nicht mehr täten.
Die überschaubaren Ergebnisse individueller Kompensationszahlungen haben mittlerweile etliche Studien belegt. Hier nur drei davon: Studie 1 (insgesamt kaum Kompensationseffekte), Studie 2 (Airline-Kompensationsprojekte ohne Effekte), Studie 3 (individuelle Kompensation skalenmäßig nicht erfolgversprechend).
Die einzigen Kompensationsprogramme, die in der Luftfahrt etwas bewirken werden, sind regulatorisch aufgesetzte, internationale Programme wie Corsia. Ansonsten gilt in unserer Branche noch lange: vermeiden (verantwortungsvoll fliegen), Direktausgleich (SAF) sowie vor allem forschen, forschen und noch mehr forschen.
Individuelle Kompensationsausgleichsprogramme werden es in naher Zukunft unter der neuen EU-"Green Claims"-Gesetzgebung schwer haben zu bestehen. Und das aus gutem Grund: "Greenwashing" taugt in der Regel nicht dazu, ernsthaft damit angeben zu können.