Sie lesen einen kurzen Auszug aus den täglichen airliners+ "Gedankenflügen" der vergangenen Woche. Die Kolumne über das weniger Offensichtliche hinter den Meldungen des Tages lesen Abonnenten jeden Abend im airliners+ "Abend-Briefing". Es kommt montags bis freitags immer um 18 Uhr per E-Mail. Sie sind noch kein Abonnent? Jetzt einen Monat für nur einen Euro testen.
Andere Branche - gleiche Front
Bisher war alles ganz einfach: Bei der Bahn gab es bei Verspätungen keine "außergewöhnlichen Umstände", sie musste aber auch vergleichsweise wenig Entschädigung zahlen. Höchstens den vollen Fahrpreis, aber nicht wie Airlines Hunderte von Euro pauschal.
Jetzt bekommt auch die Bahn ihre "außergewöhnlichen Umstände", bei denen sie bei Verspätungen nichts zahlen muss. Und der Rest der Fahrgastrechteverordnung? Wird für die Kunden noch schlechter.
Doch die Bahn sollte sich nicht zu früh freuen. Denn nichts ist umstrittener als die Einstufung, was genau ein "außergewöhnlicher Umstand" ist. Viel Spaß also vor Gericht, liebe Bahn. Vielleicht gibt es dann bald auch so krasse Urteile wie: "Toter Lockführer ist kein außergewöhnlicher Umstand".
Nur bei Streiks - da steht es bei der Bahn direkt im Gesetzt. "Streiks des Personals des Eisenbahnunternehmens sowie Handlungen oder Unterlassungen anderer Eisenbahnbetreiber, die dieselbe Infrastruktur, denselben Infrastrukturbetreiber oder dieselben Bahnhofsbetreiber nutzen, sollten sich nicht auf die Haftung für Verspätungen auswirken." Bei Airlines ist das komplizierter.
Andere Front - gleiche Branche
Damit sind wir Gedanklich wieder am Flughafen. Der BDLS hat sich jetzt endlich mit Verdi auf höhere Zuschläge für Nacht- und Feiertagsarbeit in der Luftsicherheit geeinigt. Die Wahrscheinlichkeit von Streiks sinkt damit aber nicht wirklich. Denn nun fordert die Gewerkschaft von der Lufthansa 3000 Euro pro Mitarbeiter als Inflationsausgleich und droht erneut mit Streiks.
Die Fluggesellschaften forderten gestern von der EU-Kommission eindringlich Streikbeschränkungen bei den Flugsicherheitsorganisationen. Ähnlich Ideen hatten auch schon deutsche Wirtschaftsverbände, als sie ein eingeschränktes Streikrecht an Flughäfen verlangten – im Sinne einer besseren Planbarkeit für alle Beteiligten. Bald sind übrigens die Piloten wieder dran.
Es ist also immer wieder genau wie in dieser Woche: Kaum ist ein Konflikt gelöst, gibt es eine neue Front - aber immer in der gleichen Branche. Irgendwie muss man das in den Griff bekommen - im Interesse der Arbeitnehmer, der Arbeitgeber und letztlich auch der Passagiere. Welche Ideen haben Sie?