Zum wiederholten Male versucht die EU-Kommission die europäischen Slot-Regularien zu überarbeiten. Seit dem letzten Anlauf einer Neuordnung der Bestimmungen ist viel geschehen. Luftfahrtingenieur und Verantwortlicher des Bereichs Airport Slot Management des Frankfurter Flughafens, Gunter Heinrich, fordert deshalb endlich Bewegung in die komplexe Thematik zu bringen. Dabei gibt es verschiedene Ansätze und Möglichkeiten.
Die Europäische Kommission versucht wieder einmal oder besser: immer noch eine Überarbeitung der europäischen Verordnung (EWG Nr. 95/93) zur Definition und Vergabe von Airport Slots (kurz: EU SlotVo).
Viel ist passiert seit der letzte diesbezügliche Versuch 2011 gestartet, aufgrund eines Disputs zwischen Spanien und UK im europäischen Rat aber blockiert wurde. Aktuell erstellt die europäische Kommission nun einen neuen Gesetzentwurf, der bereits Ende dieses Jahres dem europäischen Parlament vorgelegt werden soll. In der Vorbereitung hierzu gab es wie bei allen Gesetzesvorhaben für alle interessierten Parteien umfangreiche Möglichkeiten, der europäischen Kommission die eigenen Gedanken mit auf den Weg zu geben.
Wichtig bei der Diskussion der zukünftigen Gesetzgebung ist zu beachten, dass diese sicher bis weit ins nächste Jahrzehnt hinein Gültigkeit haben wird – zumindest lässt die bisher 30-jährige Geschichte der EU SlotVO und deren Revisionsversuche dies so erwarten. Vor-Corona Prognosen gehen davon aus, dass es am Ende des nächsten Jahrzehnts 16 Flughäfen in Europa und 28 Flughäfen weltweit geben wird, an denen es in Bezug auf die Slotverfügbarkeit Heathrow-ähnliche Verhältnisse geben wird.
Das von den Airlines permanent rezitierte Mantra, dass man die Herausforderungen der Slotvergabe nicht durch andere Regularien, sondern durch mehr Flughafenkapazität löse, wird daran auch nichts ändern. Es ist zu akzeptieren, dass in Europa kaum noch Flughafenausbauten in größerem Umfang möglich sind und man sich der Frage nach der bestmöglichen Nutzung dieser endlichen Kapazität stellen muss. Es geht zukünftig nicht mehr nur darum, dass (nahezu) alle Slots vergeben und genutzt werden, sondern ebenso darum, wofür die knappe Flughafenkapazität verwendet werden soll.
Heutige Slotallokation stammen noch aus den 70ern
Die Grundprinzipien der heutigen Slotallokation stammen noch aus den Anfängern der Flughafenkoordination aus den 70er-Jahren des vorherigen Jahrhunderts. Zielsetzung der Flughafenkoordination damals war die Vermeidung von zu starken Spitzenbelastungen des Flughafensystems bei gleichzeitig möglichst gleichwertiger Behandlung aller Airlines und aller Flugwünsche. Die Rolle der Flughafenkoordinatoren glich damals der eines Platzanweisers, der den Besuchern in einem gut besuchten aber nicht ausverkauften Theater half, noch einen schönen Platz zu finden.
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