Anlässlich des Jahreswechsels hat airliners.de an die deutschen Flughafen- und Airline-Chefs ein paar Fragen geschickt. Die Antworten veröffentlichen wir in den nächsten Tagen unter der Rubrik "Fünf Fragen an...". Alle Interviews dieser Reihe finden Sie auf unserer Themenseite.
Was war Ihr persönliches Highlight 2015 aus beruflicher Sicht und warum?
Georg Fundel: Der Luftverkehr in Deutschland ist zum Steigflug zurückgekehrt. Dass Stuttgart bei den Zuwachsraten mit etwa 8,5 Prozent ganz vorne mit dabei ist, ist für uns eine gute Nachricht.
Auf welches Ereignis hätten Sie in diesem Jahr gerne verzichtet und warum?
Fundel: Unser Mitgefühl gilt den Opfern und Angehörigen der Germanwings-Katastrophe. Davor rückt alles andere in den Hintergrund. Deutlich dahinter, aber mit großen Auswirkungen auf die gesamte Branche, sind die Streiks bei Lufthansa zu erwähnen. Sie schaden nicht nur der Lufthansa, sondern dem Produkt Fliegen. Letzten Ende müssen die Streikenden aufpassen, dass sie den Ast, auf dem sie sitzen, nicht vollends durchsägen.
Welche persönliche Bilanz ziehen Sie in diesem Jahr insgesamt für Ihren Airport?
Fundel: Für den Flughafen Stuttgart ist es ein erfreuliches Jahr gewesen. Die Zuwächse stimmen, wir liegen ganz vorne. Auf der Minus-Seite steht für uns die restriktive Verkehrspolitik der Bundesregierung, die es nicht zulässt, dass zusätzlicher Wettbewerb in Richtung Ost entsteht, zum Nachteil der Reisenden ab Baden-Württemberg. Emirates hat immer wieder angekündigt, sofort täglich von Dubai nach Stuttgart zu fliegen, darf es aber nicht aufgrund von Verkehrsrechten, die den Wettbewerb unterbinden. Das gleiche gilt für Etihad. So wird Baden-Württemberg als Bundesland zweiter Klasse behandelt.
Der Flughafen Stuttgart
Der Airport in Stuttgart ist der sechstgrößte in Deutschland. 2014 fertigte der Flughafen rund 9,7 Millionen Passagiere ab. Schon vor Ende dieses Jahres ist klar, dass es 2015 mehr sein werden. Allerdings wird der Flughafen aufgrund des Bahnprojekts Stuttgart 21 rote Zahlen schreiben. Georg Fundel (61) ist bereits seit 1996 Geschäftsführer des baden-württembergischen Airport.

Der Airport Stuttgart bei Nacht Foto: © Flughafen Stuttgart
Welche Herausforderungen sehen Sie für das Jahr 2016? Und wie wollen Sie diese angehen?
Fundel: Eine bleibende Herausforderung sind die Spartengewerkschaften mit ihren Egoismen. Wenn kleine Berufsgruppen eine ganze Verkehrsbranche lahmlegen können (Beispiel Passagierkontrollen, Beispiel Piloten, Beispiel Flugbegleiter), dann muss man darüber diskutieren, ob das so weiter gehen kann und soll.
Was würden Sie sich für die deutsche Luftfahrtbranche wünschen?
Fundel: Dass der Wettbewerb zwischen der Airlines weiter geöffnet wird - zum Wohle der zahlenden Kunden und der Regionen. Und dass die Bürokratie bei Verfahren und Genehmigungen nicht immer noch größer wird.