Anlässlich des Jahreswechsels hat airliners.de an die deutschen Flughafen- und Airline-Chefs ein paar Fragen geschickt. Die Antworten veröffentlichen wir in den nächsten Tagen unter der Rubrik "Fünf Fragen an...". Alle Interviews dieser Reihe finden Sie auf unserer Themenseite.
Was war Ihr persönliches Highlight 2015 aus beruflicher Sicht und warum?
Claus-Dieter Wehr: Herausragend für mich war die Aufnahme meiner Geschäftsführertätigkeit hier in Friedrichshafen, verbunden mit dem 100-jährigen Jubiläum des Flughafens. Den Stolz und den großen Einsatz der Mitarbeiter für ihren Flughafen habe ich bereits in den ersten Tagen gespürt.
Auf welches Ereignis hätten Sie in diesem Jahr gerne verzichtet und warum?
Wehr: Die Insolvenz unseres Homecarriers Intersky hat uns natürlich hart getroffen. Bis Anfang November waren wir der einzige Regionalflughafen in Deutschland, der als Basis für eine größere Regionalfluggesellschaft diente. Intersky war als "Bodensee-Airline" gut in der Region verankert und hat vor allem für die Unternehmen die wichtigen innerdeutschen Verkehrsverbindungen angeboten.
Zum Glück ist es uns gelungen, in bemerkenswert kurzer Zeit mit VLM eine Alternative zu finden, die diese Strecken bereits ab Mitte Februar 16 übernehmen wird und insgesamt drei Flugzeuge in Friedrichshafen stationieren wird.
Der Flughafen Friedrichshafen
Claus-Dieter Wehr ist seit Juni 2015 der Chef des Flughafens in Friedrichshafen. Die Insolvenz der Intersky hat den Airport in finanzielle Schwierigkeiten gebracht, durch das Grounding der Airline fielen 20 Prozent der Passagiere weg.

Diese Luftaufnahme von 2012 zeigt den Bodensee-Airport. Foto: © FDH
Welche persönliche Bilanz ziehen Sie in diesem Jahr insgesamt für Ihren Airport?
Wehr: Das Jahr 2015 kann für den Bodensee-Airport durchaus als Reise durch wechselhaftes Wetter bezeichnet werden. Es gab schöne Phasen mit neuen Strecken im Linienverkehr und im Charterbereich sowie unser 100-jähriges Jubiläum. Vor allem Ende des Jahres dann allerdings eine trübe Wetterperiode mit der Insolvenz der Intersky. Mit der Neuansiedlung der VLM steuern wir aber wieder in eine bessere Wetterperiode.
Welche Herausforderungen sehen Sie für das Jahr 2016? Und wie wollen Sie diese angehen?
Wehr: Die größte Herausforderung wird für uns sein, das Angebot der VLM im Markt zu etablieren - da bin ich aber optimistisch, weil die Nachfrage in der Region ungebrochen und vorhanden ist.
Was würden Sie sich für die deutsche Luftfahrtbranche wünschen?
Wehr: Der deutschen Luftfahrtbranche wünsche ich eine stärkere Unterstützung durch die Politik. Der Flugverkehr muss neben Straße und Schiene als wichtige und effiziente Verkehrsinfrastruktur anerkannt werden. Finanzielle Belastungen wie die Luftverkehrsteuer müssen so angepasst werden, dass die Einnahmen zum Beispiel in ökologische Entwicklungen der Luftfahrtindustrie reinvestiert werden.